Stadtmuseum Schleswig

Wilder Westen im Roten Salon

Wilder Westen im Roten Salon

Wilder Westen im Roten Salon

Joachim Pohl/shz.de
Schleswig
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Caroline Schwarz (M.) erklärt Sandy Ziegeler (l.) und Kea Horn eine Reitergruppe aus Elastolin. Foto: Joachim Pohl

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Das Stadtmuseum Schleswig zeigt die umfangreiche Sammlung von Hans Wilhelm Schwarz zum Wilden Westen.

Hans Wilhelm Schwarz war ein Mann mit vielen Leidenschaften. Eine davon war der Wilde Westen. Damit musste sich Caroline Schwarz abfinden, als sie ihren Mann 1972 an der Uni Kiel kennenlernte. Das Wohnzimmer in dem Haus an der Bahnhofstraße glich einem Saloon Ende des 19. Jahrhunderts irgendwo in Arizona. Und die Western, die sie mit ihrem Mann geschaut hat, kann die frühere Bundestagsabgeordnete nicht mehr zählen. 

Eine echte indianische Federhaube. Foto: Joachim Pohl

Vor etwas über einem Jahr starb Hans Wilhelm Schwarz und hinterließ seiner Frau nicht nur zahlreiche Devotionalien seines Lieblingsvereins FC St. Pauli, sondern auch 15.000 Bücher und eine umfangreiche Sammlung zum Thema Wilder Westen. Die ist jetzt mit ihren repräsentativen Bestandteilen im Roten Salon des Stadtmuseums zu bewundern.

Bei den Elastolin-Figuren wird immer gekämpft.

Sandy Ziegeler, Stadtmuseum

Und da gibt es wirklich viel zu sehen und zu staunen! Im Mittelpunkt stehen Hunderte von Elastolin-Figuren von Cowboys, Soldaten und vor allem Indianer, zu Fuß, kniend und immer wieder zu Pferd. Nahezu alle sind bewaffnet, die Indianer dann und wann noch mit Pfeil und Bogen. „Es wird immer gekämpft“, hat Sandy Ziegeler festgestellt, die zusammen mit Kea Horn, die ihr Freiwilliges soziales Jahr (FSJ) Kultur im Stadtmuseum absolviert, kuratiert hat.

Filmplakate mit Gary Cooper und Kevin Costner

Zwei Filmplakate stehen stellvertretend für Dutzende andere. Eines zeigt in Schwarzweiß den ewigen Helden Gary Cooper mit gezogenem Colt, das andere das berühmte Motiv von Kevin Costner mit seinem indianischen Freund in „Der mit dem Wolf tanzt“. Caroline Schwarz erzählt, dass ihr Mann zwar vor allem die klassischen Western liebte, vorzugsweise die seines Lieblingsregisseurs John Ford, er aber durchaus auch Filme schätzte, die mit dem vorherrschenden Rollenbild der heimtückischen Rothaut in Kriegsbemalung brachen.

Von seinen zahlreichen Reisen an die Original-Schauplätze im Westen der USA – zum Beispiel in das legendäre Monument Valley – habe ihr Mann stets und immer etwas mitgebracht. Zu sehen sind zum Beispiel ein echter Cowboyhut, eine indianische Federhaube, ebenfalls im Original, sowie Fotos und Texte zu Berühmtheiten wie Sitting Bull, Geronimo und anderen. An der Stirnseite ziert ein riesiges Gemälde mit ethnischen Motiven des aus Schleswig stammenden Künstlers Jens Lorenzen den Raum. Auf dem Boden davor steht die Holzfigur eines Häuptlings mit grimmigem Blick.

 

Eine Ecke ist Karl May und seinen Figuren gewidmet. Foto: Joachim Pohl

Apropos: Bei der Vorbereitung der Ausstellung haben sich Sandy Ziegeler und Kea Horn intensiv mit verschiedenen Aspekten der Wahrnehmung und Darstellung der Wildwest-Thematik befasst. „Die Geschichte des amerikanischen Westens ist auch die Geschichte von Aneignung, Rassismus und Stereotypisierungen“, heißt es in einem Begleittext. Das gilt sogar für das auf den ersten Blick unverdächtige Wort „Häuptling“. Die Endung -ling bedeute eine Verniedlichung und damit Herabsetzung des „Chiefs“ eines Stammes. Begriffe wie Indianer, Wilde oder Rothaut würden heute viel diskutiert, da sie den Blick des weißen Europäers auf die amerikanischen Ureinwohner widerspiegelt. Man sei sich bewusst, dass mit der Ausstellung nicht zuletzt auch die alten Klischees weiter transportiert würden. 

Die Geschichte des amerikanischen Westens ist auch die Geschichte von Aneignung, Rassismus und Stereotypisierungen.

Begleittext zur Ausstellung

Hans Wilhelm Schwarz, geboren 1935, war nicht nur Einzelkind, sondern auch Einzelenkel und Einzelneffe, wie Caroline Schwarz schmunzelnd zu berichten weiß. Die zahlreiche Verwandtschaft im heimischen Hademarschen habe dem wissbegierigen Knaben jeden Wunsch erfüllt. Schon vor vielen Jahren hatte er deshalb dem Stadtmuseum einen großen Teil seiner umfangreichen Spielzeug-Sammlung vermacht, wovon im Nachbarraum ein wenig zu sehen ist.

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