Modellregionen in SH

13 Modellprojekte öffnen am 19. April – Kritik am Verfahren

13 Modellprojekte öffnen am 19. April – Kritik am Verfahren

13 Modellprojekte öffnen am 19. April – Kritik am Verfahren

Michael Kierstein und Antje Walther/shz.de
Kiel
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Bald ist Schauspiel im Norden wieder möglich. Foto: Theater Kiel/Olaf Struck

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Die Kultur im Norden atmet auf. Aber es gibt auch Kritiker an der Vergabe der Modellregionen.

Es ist die pure Freude, die in den Worten von Daniel Karasek mitschwingt. „Für uns ist dieser Tag ein großes Glück“, sagt der Generalintendat des Theaters Kiel. Zusammen mit zwölf weiteren Kultureinrichtungen im Land darf das Theater Kiel ab dem 19. April wieder öffnen – unter Auflagen.

Sie alle gehören zu den Modellprojekten des Landes. „Wir alle haben Kultur in der Pandemie bitter nötig“, sagt auch Ministerin Karin Prien Insgesamt 40 Bewerbungen sind beim Ministerium eingegangen.

Strenge Auflagen

Die ausgewählten Einrichtungen dürfen nun für vier bis sechs Wochen unter strengen Auflagen und mit wissenschaftlicher Begleitung durch die Universität Kiel den Betrieb aufnehmen. „Es ist ein Stück Normalität“, so Karasek. Die Projekte im Überblick:

Kreis Rendsburg-Eckernförde: Hier dürfen die VHS Rendsburger Ring, das Nordkolleg und die Rendsburger Spielstätte des Schleswig-Holsteinischen Landestheaters öffnen.

Landeshauptstadt Kiel: In Kiel öffnen drei Spielstätten des Kieler Theaters ihre Türen. Das Opernhaus, das Schauspielhaus und das Kieler Schloss laden wieder zu Aufführungen.

Hansestadt Lübeck: Aus Lübeck wurde ein Verbundantrag angenommen. Ab dem 19. April öffnen das Theater, die Freilichtbühne in den Wallanlagen und der Filmpalast Stadthalle-Cinestar wieder.

Stadt Flensburg: Ganz im Norden dürfen sich die Niederdeutsche Bühne Flensburg und die Theaterwerkstatt Pilkentafel über einen positiven Bescheid aus Kiel freuen. Auch das Landestheater reaktiviert seine dortige Spielstätte.

Kreis Stormarn: Im Süden des Landes darf das Kulturzentrum Reinbek wieder Besucher empfangen.

Kreis Plön: Neben Filippos Erlebnisgarten bei Lütjenburg darf auch das Lachmöwen-Theater in Laboe wieder Kultur anbieten.

Kreis Dithmarschen: Das Elbeforum in Brunsbüttel ist die Kultureinrichtung des Kreises, die ab dem 19. April wieder an den Start geht.

In ihrer Gesamtheit bilden die 13 Einrichtungen einen Querschnitt durch nahezu alles, was kulturell angeboten werden kann – von Oper bis Weiterbildung „Es geht für uns darum, Perspektiven für die Häuser und das Publikum zu schaffen“, erläutert Prien. Man könne aber aufgrund der aktuellen Lage keine pauschalen Öffnungen verantworten.

Frohe Ministerin

Die Ministerin betont, dass bei einer Inzidenz von über 100 Neuinfektionen die zuständigen Gesundheitsämter darüber entscheiden, ob der Betrieb aufrecht erhalten werden kann.

„Wir wissen aber auch, dass die Ansteckungsgefahr im Theater bei Abständen und Hygienemaßnahmen äußerst gering ist“, sagt Prien. Ein Lächeln stiehlt sich bei diesen Worten auf das Gesicht der Kulturministerin.

Kritik an der Vergabe

Elisabeth Bohde von der Theaterwerkstatt Pilkentafel ist hin und her gerissen zwischen Freude und Ärger. Als Kopf des freien Theaters in Flensburg freut sie sich einerseits über die Zusage, Teil des Modellprojekts Kultur zu sein. Andererseits zählt sie zum Vorstand des Landesverbands Freies Theater Schleswig-Holstein, der am 9. April die Kritik des Verbandes am Verfahren zum Modellprojekt öffentlich machte.

„Die Kurzfristigkeit des Verfahrens, mit der wir konfrontiert wurden, machte eine gründliche Auseinandersetzung und Bearbeitung, wie sie der Situation angemessen wäre, nicht möglich“, heißt es in dem Schreiben. Die Unterzeichner haben viereinhalb Werktage um die Osterzeit dafür errechnet.

Die Teilnahme-Beschränkung auf höchstens drei Kulturinstitutionen pro Stadt oder Kreis, die zudem nicht alle zur gleichen Zeit oder überhaupt informiert wurden, führe genau dazu, „was wir die ganze Zeit versuchen, zu verhindern, nämlich: dass eine Konkurrenzsituation entsteht“, erklärt die Theatergründerin.

Die Vorstandsmitglieder fragen sich zudem, „ob es angesichts der jetzigen Gefährdungslage zu verantworten ist, über Öffnungen zu sprechen, bevor die 3. Welle beherrscht scheint.“ Welcher Forschungsfrage das Ministerium nachgehe, bleibe ebenfalls offen. Abseits der Kritik wird Elisabeth Bohde ihre Pilkentafel (sonst 49 Plätze) im Modellprojekt ab Mai für drei ohnehin corona-kompatible Stücke öffnen. Wenn nicht ein bundesweiter Lockdown den Vorhang wieder fallen lässt...

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