Russische Invasion

Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

dpa
Kiew
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Eine Familie blickt auf ein zerstörtes Gebäude in Borodyanka. Foto: Dominic Chiu/SOPA Images via ZUMA Press Wire/dpa

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Die USA richten eine Beobachtungsstelle für den Ukraine-Krieg ein. Und Russland kündigt die Einführung einer neuen Laserwaffe an. Die Entwicklungen im Überblick.

In der ukrainischen Hafenstadt Mariupol haben sich russischen Angaben zufolge seit Wochenbeginn 959 ukrainische Kämpfer aus dem belagerten Stahlwerk Azovstal ergeben.

Unter ihnen seien 80 Verletzte, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau am Mittwoch mit. Alleine in den vergangenen 24 Stunden hätten sich knapp 700 Menschen in russische Gefangenschaft begeben, hieß es weiter. Von ukrainischer Seite gab es zunächst keine Bestätigung für diese Zahlen.

Russland kündigt Einführung neuer Laserwaffe an

Russland ist nach eigenen Angaben kurz vor der Einführung eines Hochleistungslasers zum Abschuss von Drohnen und leichten Fluggeräten. «Unsere Physiker haben Lasersysteme entwickelt, die um ein Vielfaches leistungsstärker sind, was die Verbrennung verschiedener Ziele erlaubt, und bauen sie auch praktisch schon serienreif», sagte der russische Vizeregierungschef Juri Borissow am Mittwoch bei einer Konferenz nahe Moskau, wie die staatliche Moskauer Nachrichtenagentur Tass meldete.

Nach Borissows Darstellung hat die neue Laserwaffe eine Reichweite von fünf Kilometern und kann Drohnen in dieser Höhe abschießen. Das neue System wurde demnach am Dienstag getestet und soll eine Drohne innerhalb von fünf Sekunden verbrannt haben. Nun werde es langsam in die Streitkräfte eingeführt. «Die ersten Prototypen werden schon eingesetzt», sagte Borissow.

Überprüfbar waren die Angaben nicht. Es wurden auch keine Bilder gezeigt.

Schulze: Putin setzt Hunger als Waffe ein

Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) hat die führenden westlichen Industrienationen (G7) zu gemeinsamen Anstrengungen gegen Hungersnöte als Folge des Kriegs in der Ukraine aufgerufen. «Die schrecklichen Folgen von Russlands Angriffskrieg gehen weit über die Ukraine hinaus», erklärte Schulze am Mittwoch bei einem Treffen der G7-Entwicklungsminister in Berlin. «Es drohen Hungersnöte, weil Putin den Hunger gezielt als Waffe einsetzt. Dem müssen wir ein neues Bündnis für globale Ernährungssicherheit entgegensetzen, das wir bei diesem Treffen beschließen wollen.»

Russland weist 34 französische Diplomaten aus

Als Reaktion auf französische Strafmaßnahmen verweist Russland 34 französische Diplomaten des Landes. Russlands Außenministerium bezeichnete den Schritt am Mittwoch als Antwort auf die «provokative und ungerechtfertigte Entscheidung» aus Paris, wo im April 41 russische Botschaftsangehörige ausgewiesen worden waren.

Die französischen Diplomaten müssen Russland nun innerhalb von zwei Wochen verlassen. Das Außenministerium in Paris verurteilte den Schritt.

Die Ausweisungen der russischen Diplomaten aus Frankreich sei erfolgt, weil diese ein Sicherheitsrisiko für das Land dargestellt hätten, hieß es aus Paris. Die Arbeit des französischen Botschaftspersonal in Moskau hingegen sei diplomatischer und konsularischer Natur.

Russischer Vize-Regierungschef im besetzten Cherson

Russland zeigt sich entschlossen, das besetzte Gebiet Cherson in der Südukraine an sich zu binden. Die Region um die Hafenstadt werde einen «würdigen Platz in unserer russischen Familie» einnehmen, sagte Russlands Vize-Regierungschef Marat Chusnullin bei einem Besuch in Cherson am Dienstag. Man werde künftig zusammenleben und -arbeiten, zitierte ihn die russische Staatsagentur Ria Nowosti.

Russland führte in der Region zum 1. Mai bereits den russischen Rubel als offizielles Zahlungsmittel ein. Der Vizechef der prorussischen Verwaltung von Cherson, Kirill Stremoussow, brachte vor einigen Tagen ein formelles Beitrittsgesuch an Kremlchef Wladimir Putin ins Gespräch. Den Verzicht auf ein zuvor erwogenes Referendum begründete er damit, dass ein solcher Volksentscheid auf der von Russland 2014 annektierten Halbinsel Krim international nicht anerkannt wurde. Die ukrainische Regierung zeigt sich dagegen überzeugt, dass eine Russifizierung des Gebiets Cherson scheitern werde.

In dem zwischen russischen und ukrainischen Truppen umkämpften Gebiet Donezk sind am Dienstag nach Behördenangaben sieben Zivilisten getötet worden. Sechs weitere seien verletzt worden, teilte der ukrainische Militärgouverneur Pawlo Kyrylenko beim Nachrichtendienst Telegram mit. Er warf russischen Truppen vor, die Menschen getötet zu haben. Selenskyj zählte Raketenangriffe und Bombardements in den Gebieten Lwiw, Sumy, Chernihiv und Luhansk auf. Das russische Militär wolle damit die Misserfolge im Osten und Süden kompensieren.

Bürgermeister: Lwiw unter häufigem russischem Raketenbeschuss

Auch der Bürgermeister von Lwiw (Lemberg), Andrij Sadowyj, beklagte einen ständigen Beschuss mit russischen Raketen in der Westukraine an der Grenze zu Polen. In der Stadt gebe es sehr viele internationale Organisationen, die dadurch verunsichert werden sollten, sagte Sadowyj im ukrainischen Fernsehen, wie die Agentur Unian am Mittwoch meldete. Russland habe es nicht nur auf die militärische Infrastruktur abgesehen, sondern wolle durch den Beschuss permanente Anspannung auslösen. «Aber wenn man rechtzeitig auf den Luftalarm reagiert und in den Schutzbunker geht, dann ist es ungefährlich», sagte er. Die Altstadt von Lwiw gehört zum Welterbe der Unesco.

Die Menschen hätten am Stadtrand die Raketen sehen und sehr laute Explosionen hören können, sagte Andrij Sadowyj. Schäden in Lwiw selbst habe es aber nicht gegeben. Die Menschen hätten aber praktisch die ganze Nacht in Luftschutzbunkern verbringen müssen.

Werk von deutschem Gips-Hersteller bombardiert

In der Ostukraine wurde nach ukrainischen Angaben eine stillgelegte Gipsfabrik des deutschen Unternehmens Knauf von der russischen Luftwaffe bombardiert. «Durch die Luftschläge wurden Geschäftsräume beschädigt, und es brach Feuer aus», schrieb der Militärgouverneur des Gebiets Donezk, Pawlo Kyrylenko, im Nachrichtendienst Telegram. Es sei niemand verletzt worden.

Knauf hatte das Werk kurz nach der russischen Invasion stillgelegt. Das Unternehmen bestätigte am Dienstagabend, das Werk in Soledor im Donbass sei von einer Rakete getroffen und in Brand gesetzt worden.

USA richten Beobachtungsstelle ein

Angesichts des russischen Angriffskriegs in der Ukraine haben die USA eine Konfliktbeobachtungsstelle gestartet. Das neue Conflict Observatory soll sicherstellen, «dass von Russlands Truppen begangene Verbrechen dokumentiert und die Täter zur Verantwortung gezogen werden», sagte ein Sprecher des Außenministeriums in Washington.

Das Programm werde unter anderem Informationen und Beweise für «Gräueltaten, Menschenrechtsverletzungen und die Beschädigung der zivilen Infrastruktur» erfassen, analysieren und veröffentlichen. Berichte würden künftig auf der Webseite ConflictObservatory.org gepostet.

Das wird am Mittwoch wichtig

In der Ukraine soll der erste Prozess gegen einen russischen Soldaten wegen des Vorwurfs von Kriegsverbrechen beginnen.

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