Kriminalität

Schütze eröffnet Feuer bei US-Feiertags-Parade: Sechs Tote

Schütze eröffnet Feuer bei US-Feiertags-Parade: Sechs Tote

Schütze eröffnet Feuer bei US-Feiertags-Parade: Sechs Tote

dpa
Washington
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In Highland Park im US-Bundesstaat Illinois fielen bei einer Parade zum 4. Juli Schüsse. Mindestens sechs Menschen kamen dabei ums Leben. Foto: Lynn Sweet/Chicago Sun-Times/AP/dpa

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Etwas mehr als einen Monat ist das Massaker an einer Grundschule in Texas her, das die USA in ihren Grundfesten erschütterte. Nun eröffnet ein Schütze am Unabhängigkeitstag das Feuer auf eine Parade.

Ein Schütze hat bei einer Parade anlässlich des Nationalfeiertags in den USA in einem Vorort von Chicago das Feuer eröffnet und mindestens sechs Menschen getötet.

Der leitende Polizist am Tatort, Chris O'Neill, sagte, 24 Verletzte seien nach dem Beschuss in Highland Park im Bundesstaat Illinois in Krankenhäuser gebracht worden. Der Schütze sei zunächst nicht gefasst worden. Am Tatort sei eine Waffe gefunden worden. Der Verdächtige werde als weißer Mann im Alter zwischen rund 18 und 20 Jahren beschrieben.

Highland Parks Bürgermeisterin Nancy Rotering forderte die Menschen auf, die Innenstadt zu meiden. Die Verwaltung der Kleinstadt mit rund 30.000 Einwohnern teilte mit: «Zahlreiche Polizeibeamte sind im Einsatz und haben die Innenstadt von Highland Park abgeriegelt.» Ein Sprecher des Sheriff-Büros von Lake County sagte, es scheine, als habe der Täter vom Dach eines Geschäftsgebäudes aus wahllos auf Anwesende geschossen. Bei der gefundenen Schusswaffe habe es sich um ein «leistungsstarkes Gewehr» gehandelt. Meist kommen bei solchen Bluttaten in den USA Sturmgewehre zum Einsatz.

Augenzeuge: Rund 30 Knallgeräusche gehört

Die Hintergründe der Tat sind zunächst nicht bekannt. Ein Augenzeuge namens Miles Zaremski sagte dem Sender CNN, er habe mehrere Verletzte und leblose Menschen gesehen, die auf dem Boden lagen. «Es war herzzerreißend.» Er habe rund 30 Knallgeräusche gehört. Menschen seien von der Parade geflohen. «Es war einfach chaotisch.»

Die Parade begann um 10.00 Uhr (Ortszeit/17.00 Uhr MESZ). Kurze Zeit später fielen die ersten Schüsse. «Heute Morgen um 10.14 Uhr wurde unsere Gemeinde durch einen Gewaltakt terrorisiert, der uns zutiefst erschüttert hat», sagte Bürgermeisterin Rotering. O'Neill sagte, Polizisten und Rettungskräfte seien bei der Parade anwesend gewesen und hätten sofort reagiert. Nach der Parade war in Highland Park ein Fest zum Unabhängigkeitstag der USA geplant, das die Bürgermeisterin nach der Bluttat absagte.

Mehr als 50 Tote durch Waffengewalt pro Tag

Die USA haben seit langem mit einem riesigen Ausmaß an Waffengewalt zu kämpfen. Erst Ende Mai hatte ein 18 Jahre alter Schütze an einer Grundschule in Texas ein Massaker angerichtet. Er tötete in der Kleinstadt Uvalde 19 Kinder und 2 Lehrerinnen, bevor er von der Polizei erschossen wurde. Die Polizei geriet danach in die Kritik, weil sie erst nach langer Verzögerung in den Klassenraum eindrang, in dem sich der Schütze verschanzt hatte. Gute eine Woche zuvor hatte ein 18 Jahre alter Täter in der US-Stadt Buffalo zehn Menschen erschossen, die Ermittler gehen von einem rassistischen Motiv aus.

Die Amokläufe hatten die Diskussion über schärfere Waffengesetze neu entfacht. In den USA sind Schusswaffen oft leicht erhältlich. Nach Angaben der Gesundheitsbehörde CDC wurden 2020 in den USA fast 20.000 Menschen erschossen - mehr als 50 pro Tag.

Biden «schockiert über sinnlose Waffengewalt»

US-Präsident Joe Biden zeigte sich «schockiert über die sinnlose Waffengewalt, die an diesem Unabhängigkeitstag wieder einmal Trauer über eine amerikanische Gemeinde gebracht hat». In seiner Mitteilung hieß es: «Ich werde den Kampf gegen die Epidemie der Waffengewalt nicht aufgeben.» Biden und seine Demokraten fordern seit langem schärfere Waffengesetze. Weitreichende Reformen scheitern immer wieder am Widerstand der Republikaner im Kongress und am Einfluss der mächtigen Waffenlobby-Organisation NRA.

Im vergangenen Monat hatte der Kongress unter dem Eindruck der Amokläufe von Texas und andernorts parteiübergreifend ein Gesetz gegen Schusswaffengewalt beschlossen, das aber weit hinter Bidens Reformvorschlägen zurückblieb. Experten werteten die Verschärfung des Waffenrechts zwar als die wichtigste seit Mitte der 1990er. Das Gesetz ist inhaltlich allerdings nur ein überparteilicher Minimalkompromiss ist, den Kritiker als völlig unzureichend rügen.

Das von Biden Ende vergangenen Monats unterzeichnete Gesetz sieht eine intensivere Überprüfung von Waffenkäufern vor, die jünger als 21 Jahre sind. Zudem geht es darum, Gesetze aus Bundesstaaten auszuweiten, um potenziellen Gefährdern Waffen abnehmen zu können. Illegaler Waffenhandel soll auf Bundesebene bestraft werden können. Zudem sollen Milliarden in psychische Gesundheitsvorsorge und Anti-Gewalt-Programme fließen. Auch für die Sicherheit von Schulen sind weitere Mittel vorgesehen. Das von Biden und seinen Demokraten geforderte Verbot von Sturmgewehren fehlt in dem Gesetz.

Inmitten der Debatte über Schusswaffengewalt hatte das Oberste Gericht der USA das Recht auf das Tragen von Waffen in der Öffentlichkeit im vergangenen Monat ausgeweitet. Der Supreme Court in Washington kippte ein mehr als hundert Jahre altes Gesetz des Bundesstaats New York, wonach man einen triftigen Grund nachweisen muss, um eine Lizenz für das verdeckte Tragen einer Handfeuerwaffe außerhalb des Hauses zu erhalten.

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