Klimaschutz

Warum Sophie Backsen von Pellworm gegen Deutschland klagt

Warum Sophie Backsen von Pellworm gegen Deutschland klagt

Warum Sophie Backsen von Pellworm gegen Deutschland klagt

Carlo Jolly/shz.de
Pellworm
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Sophie Backsen vor der Edenswarft, dem elterlichen Biobetrieb auf Pellworm. Foto: Gordon Welters/Greenpeace

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Studentin Sophie Backsen von Pellworm hofft auf den Erfolg ihrer Klimaklage vor dem Bundesverfassungsgericht.

Wenn das Bundesverfassungsgericht am morgigen Donnerstag, 29. April, über vier ungewöhnliche Verfassungsbeschwerden entscheidet, kommt eine der Klägerinnen von der nordfriesischen Insel Pellworm. Zusammen mit der Umweltschutzorganisation Greenpeace und weiteren Beteiligten wie Luisa Neubauer von Fridays for Future klagt Studentin Sophie Backsen (22) gegen die Bundesrepublik Deutschland – weil der Staat die Einhaltung seiner eigenen Klimaziele aufgegeben habe.

Die junge Frau darf sich mit Fug und Recht als persönlich betroffen bezeichnen: Sie ist eines von vier Kindern der Biobauernfamilie Backsen, die auf der Pellwormer Edenswarft in Ostersiel seit acht Generationen einen landwirtschaftlichen Betrieb führt. Und Sophie, Studentin der Agrarwissenschaften, hat das Ziel, einmal den elterlichen Betrieb weiterzuführen. „Das könnte ich mir gut vorstellen. Ich habe ja noch drei jüngere Brüder, und den Hof wird auf jeden Fall einmal einer übernehmen.“

Uns geht es darum, dass die Politik endlich wirksam Klimaschutz betreibt. Da muss man an den großen Stellschrauben drehen – von Kohleausstieg bis Verkehrswende.

Sophie Backsen, Studentin und Beschwerdeführerin

Zwar sieht Pellworms acht Meter hoher Seedeich aus heutiger Sicht noch komfortabel aus. Doch werden hier Rinderhaltung, Getreideanbau und Schafzucht auch in der nächsten Generation noch möglich sein, bei Betriebsflächen, die unter dem Meeresspiegel liegen? Für die Backsens ist Klimagerechtigkeit nicht erst seit Fridays for Future ein großes Thema. „Uns geht es darum, dass die Politik endlich wirksam Klimaschutz betreibt“, sagt die Studentin. „Da muss man an den großen Stellschrauben drehen – von Kohleausstieg bis Verkehrswende.“

Die Grundrechte, die nach Auffassung der Kläger verletzt sein könnten, sind neben dem Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit vor allem Sophie Backsens Recht auf freie Berufsausübung.

2018/19 war die Bauernfamilie Backsen mit Unterstützung der Umweltverbände bereits mit einer Klage vor das Berliner Verwaltungsgericht gezogen. Zwar scheiterten sie damals in der Sache. In seinem Urteil habe das Berliner Gericht damals aber „juristische Meilensteine“ gesetzt, wie Klimaexpertin Lisa Göldner von Greenpeace formuliert. Eines davon: „Die Bundesregierung muss ihren Bürgern ein Mindestmaß an Klimaschutz zusichern.“ 

Die Ziel in diesem Gesetz sind zu schwach und veraltet. Sie wurden seit dem Pariser Abkommen nie angepasst.

Lisa Göldner, Greenpeace

Und dazu müsse das Klimaschutzgesetz von 2019 überprüft werden, erklärt Göldner: „Die Ziele in diesem Gesetz sind zu schwach und veraltet. Sie wurden nach dem Pariser Abkommen nie angepasst.“ Die Klimakrise finde heute statt, mit einer Erderwärmung von 1,2 Grad, besonders an der Nordseeküste.

Sophie Backsen wird die Verkündung wie alle anderen online miterleben. Ihren ersten großen Auftritt hatte sie bereits im Januar 2020 – bei der Vorstellung der Verfassungsbeschwerde vor der Berliner Bundespresse.

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