Illerkirchberg

Strobl: Tat «kein Anlass für Hass und Hetze»

Strobl: Tat «kein Anlass für Hass und Hetze»

Strobl: Tat «kein Anlass für Hass und Hetze»

dpa
Illerkirchberg
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Einsatzkräfte begutachten den Tatort in Illerkirchberg. Foto: Ralf Zwiebler/z-media/dpa

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Diese Bluttat hat die Gemeinde Illerkirchberg erschüttert: Ein Mann attackiert zwei Mädchen auf dem Weg zur Schule, eine 14-Jährige stirbt. Der Fall wirft Fragen auf - und könnte zum Politikum werden.

Nach dem tödlichen Schulweg-Angriff auf zwei Mädchen in Illerkirchberg bei Ulm schweigt der mutmaßliche Tatverdächtige weiter zu den Vorwürfen. Der Mann berufe sich auf sein Aussageverweigerungsrecht, bestätigte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Ulm der Deutschen Presse-Agentur. Er sei den Behörden bislang nie durch Gewaltdelikte aufgefallen. Der Mann aus Eritrea sei lediglich einmal als Schwarzfahrer erwischt worden und sonst nicht polizeibekannt.

Der Mann hatte am Montag zwei Mädchen auf dem Schulweg angegriffen und - vermutlich mit einem Messer - schwer verletzt. Eines der Opfer, ein 14-jähriges Mädchen, starb später in der Klinik. Eine Obduktion der Leiche soll Hinweise auf die genaue Todesursache geben. Das andere, 13 Jahre alte Opfer sei medizinisch versorgt. Aber die psychische Lage des Mädchens sei schwierig, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Es habe zwischenzeitlich erfahren, dass seine Freundin getötet worden sei. Die 13-Jährige sei so schwer verletzt worden, dass in ihrem Fall gegebenenfalls auch der Verdacht des versuchten Mordes im Raum stehe.

Keine Erkenntnisse einer psychischen Beeinträchtigung

Der Tatverdächtige sei nach wie vor mit erheblichen Verletzungen unter polizeilicher Bewachung im Krankenhaus und stundenlang operiert worden. Es gebe weiterhin keine Erkenntnisse zum Motiv.

Nach Angaben des baden-württembergischen Innenministers Thomas Strobl (CDU) gibt es bisher keine Hinweise auf ein politisches oder religiöses Motiv. Die Hintergründe der Tat, insbesondere die Motivlage, seien bis zur Stunde unklar, sagte Strobl bei einem Besuch am Tatort. Weiter sagte er: «Ich möchte an dieser Stelle freilich sehr deutlich sagen: Wir haben keinerlei Erkenntnisse auf eine politische oder religiöse Motivation dieser Straftat.»

Die Staatsanwaltschaft prüft derzeit, ob sie Haftbefehl beantragt oder ob es Anhaltspunkte für verminderte oder ausgeschlossene Schuldfähigkeit gibt, was gegebenenfalls eine Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik nach sich ziehen würde. Derzeit lägen ihm keine Erkenntnisse einer psychischen Beeinträchtigung vor, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft am Vormittag.

Nach der Tat sei der Mann in eine Flüchtlingsunterkunft geflüchtet, aus der er vor dem Angriff auch gekommen sein soll. Dort waren den Angaben zufolge zwei weitere Männer aus Eritrea, die die Beamten mit zur Dienststelle nahmen. Die zwei Männer sind mittlerweile wieder auf freiem Fuß. Der Verdacht gegen die beiden Männer habe sich nicht erhärtet, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Ein Messer sei als mutmaßliches Tatmittel sichergestellt worden und werde nun untersucht.

Die Tat könnte eine politische Dimension bekommen

«Jetzt ermitteln Staatsanwaltschaft und Polizei, weshalb es zum Angriff auf die beiden Mädchen kam und ob der Tatverdächtige und die beiden Mädchen sich vorher kannten», teilten die Behörden mit. Die Tat, nach der eine der Angegriffenen starb, könnte eine politische Dimension bekommen, weil hier ein Asylbewerber als tatverdächtig gilt. Mehrere AfD-Politiker gingen darauf schon am Montag ein.

«Wir werden diese schlimme Tat restlos aufklären», kündigte der baden-württembergische Innenminister und Vizeregierungschef Thomas Strobl an. «Dieses Ereignis darf kein Anlass und keine Rechtfertigung für Hass und Hetze sein», sagte Strobl bei einem Besuch am Tatort. «Diese Straftat muss mit aller Konsequenz aufgeklärt werden. Der Täter muss mit aller Konsequenz bestraft werden. Das wird auch so geschehen», sagte er weiter.

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann warnte vor voreiligen Schlüssen. «Ich kann nur warnen, irgendwelche Zusammenhänge aufzustellen, bevor überhaupt die Tat aufgeklärt ist», sagte der Grünen-Politiker in Stuttgart. Teils geschürte Stimmungen nehme die Landesregierung ernst.

Einen Zusammenhang mit dem anstehenden Flüchtlingsgipfel in Baden-Württemberg wollte Kretschmann nicht sehen. Zunächst einmal sei es eine schreckliche Tat im Leben der Schülerinnen. «Wir fühlen da ganz besonders mit den Angehörigen.» Die überlebende Schülerin sei geschockt und wohl für ihr ganzes Leben beeinträchtigt.

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