Paket an Hipp entschärft

Ermittler vermuten Serientäter bei explosiven Postsendungen

Ermittler vermuten Serientäter bei explosiven Postsendungen

Ermittler vermuten Serientäter bei explosiven Postsendungen

dpa
Neckarsulm/Pfaffenhofen
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Die Firmenzentrale des Babynahrungherstellers Hipp im bayerischen Pfaffenhofen. Foto: Armin Weigel/dpa

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Die Angriffe auf drei Lebensmittelfirmen mit explosiven Sendungen gehen wohl auf das Konto eines Täters oder mehrerer. Die Ermittlungen laufen unter Hochdruck - auch um Schlimmeres zu verhindern.

Nach den drei Angriffen auf Lebensmittelfirmen im Südwesten und in Bayern suchen die Ermittler mit riesigem Personalaufwand den oder die Täter.

Sie schließen nicht gänzlich aus, dass weitere explosive Postsendungen folgen - auch wenn sie es für wenig wahrscheinlich halten. 100 Beamte untersuchen die mutmaßlich zusammenhängenden Fälle.

Während bei dem Getränkehersteller Wild in Eppelheim und bei der Lidl-Zentrale in Neckarsulm Postsendungen detonierten, konnte das an den Babynahrungshersteller Hipp adressierte Paket in einem Postverteilzentrum am Münchner Flughafen noch rechtzeitig abgefangen und entschärft werden. Der Lebensmittelverband rief seine Mitglieder zu erhöhter Wachsamkeit auf.

Noch sind viele Fragen offen. Das Motiv des oder der Täter liegt völlig im Dunkeln. Denn ein Bekennerschreiben mit einer Forderung gab es - Stand Freitagmittag - nicht. Es sei aber nicht auszuschließen, dass dies noch komme, nachdem ein gewisser Druck aufgebaut worden sei, hieß es aus Ermittlerkreisen.

Die Sonderkommission des Landeskriminalamts sowie der Polizeipräsidien Heilbronn, Mannheim und Ulm beschäftigt sich dabei auch mit ähnlichen früheren Taten. So ist ein Briefbomben-Erpresser, der 2017 die Menschen in der Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg in Angst und Schrecken versetzte, immer noch auf freiem Fuß.

Der Discounter Lidl teilte mit, seine ohnehin sehr hohen Sicherheitsmaßnahmen für Verwaltungsstandorte, Warenverteilzentren und Filialen umgehend verstärkt zu haben. Nach Einschätzung der Behörden besteht aber kein erhöhtes Risiko mehr. Alle Mitarbeiter, die den Großeinsatz wegen des explosiven Briefs miterlebt hätten, seien medizinisch und psychologisch betreut worden. Die Beschäftigten des betreffenden Gebäudes seien im Homeoffice.

Auf die für Hipp in Pfaffenhofen gedachte Sendung waren die Ermittler gekommen, weil sie gemeinsam mit dem Paket und dem Brief für den Getränkehersteller und die Lidl-Zentrale an einer Postannahmestelle in Ulm abgegeben worden war. «Es ist ein Zusammenhang anzunehmen zwischen diesen drei Päckchen», sagte die baden-württembergische Landespolizeipräsidentin Stefanie Hinz. Die drei Sendungen trugen fiktive Absender und waren von DHL angeliefert worden.

Unterdessen sind alle Verletzten aus dem Krankenhaus entlassen worden. Ein Mitarbeiter der Eppelheimer Firma hatte am Dienstag ein Knalltrauma erlitten, als er in der Warenannahme ein Paket angenommen hatte. Drei Menschen wurden am Mittwoch beim Öffnen eines Briefes in der Lidl-Zentrale verletzt.

Unterdessen informierte der Lebensmittelverband seine Mitglieder, worauf bei der Paketannahme geachtet werden müsse. Die Poststellen sollen Sendungen aussortieren, wenn sie keinen bekannten Absender haben, Unebenheiten aufweisen oder ungewöhnlich schwer sind. Die Branche sei sehr emotionaler Kritik ausgesetzt, die an Hass grenze, sagte ein Sprecher. Dieser äußere sich in den sozialen Medien, in E-Mails oder Drohanrufen.

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