Rückenprobleme

Alles eine Frage der richtigen Haltung

Alles eine Frage der richtigen Haltung

Alles eine Frage der richtigen Haltung

Julia Voigt/shz.de
Flensburg
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Die Flensburger Physiotherapeutin Kirsten Langecker stellt uns Fitness-Übungen für Vielsitzer vor. Foto: Michael Staudt

Wir sind eine Generation der Vielsitzer, wie man dennoch gesund bleibt? Ein Interview mit Kirsten Langecker.

Ein langer Arbeitstag im Büro oder im Homeoffice liegt hinter uns. Der Rücken zwickt, der Nacken ist verspannt und am liebsten würden wir uns jetzt aufs Sofa lümmeln und die Glotze anwerfen. Anatomisch gesehen ist der Mensch tatsächlich fürs Liegen, Stehen, Gehen und Sitzen geschaffen. Doch wie so oft, macht auch hier die Dosis das Gift. Das zu viele und zu lange Sitzen entwickelt sich besonders jetzt in Corona-Zeiten zur echten Volkskrankheit. Was das mit uns macht und wie man mit einfachen, aber effektiven Methoden dagegenhalten kann, hat uns die Flensburger Physiotherapeutin Kirsten Langecker mit auf den Weg gegeben.

Frau Langecker, merken Sie in Ihrer Praxis tatsächlich, dass das Dauersitzen ein so gravierendes Problem wird?

Der größte Teil meiner Patienten hat gesundheitliche Probleme, weil sie sich einfach zu wenig bewegen. Das ist natürlich auch dem vielen und falschen Sitzen geschuldet, doch überhaupt wird der Mensch immer bequemer.

Was fällt Ihnen bei Ihrer Arbeit besonders auf?

Dass es immer mehr junge Menschen betrifft. Sie sitzen den ganzen Tag vor ihren Bildschirmen, dazwischen wird das Handy aus der Tasche geholt und abends sitzt man wieder am Tablet, vor der Spielkonsole oder vor dem Fernseher.

Rückenschmerzen sind ja mittlerweile fast schon ein richtiges Volksleiden geworden. Rückenprobleme können ja dennoch viele verschiedene Ursachen haben.

Ja, sicher gibt es verschiedene Faktoren, die man nicht pauschal benennen darf. Ich würde jedoch sagen, dass 80 Prozent der Ursache für Rückenprobleme in der falschen Haltung und Ernährung sowie im Bewegungsmangel zu suchen sind. Wir richten uns nicht mehr auf und sind insgesamt instabil geworden. Durch das Dauersitzen verkürzt beispielsweise der Hüftbeuger. Wir überstrecken die Halswirbelsäule, und durch das ständige nach vorne gebückt sein, verkümmert der Brustmuskel. Meistens ziehen wir die Schultern nach oben, was unter anderem auch für Nackenverspannungen sorgt. Dieses Fehlspiel im Schulterbereich sorgt langfristig für Schäden im Gelenk. Zudem wird die Lunge und somit auch die Atmung eingeschränkt.

Doch was können wir tun, wenn wir nun einmal eine sitzende Tätigkeit haben?

Bewegung einbauen ist das A und O, das geht auch im Büro. Das sind schon ganz einfache Beispiele: beim Telefonieren aufstehen und wenn möglich ein paar Schritte dabei gehen. Die Post kann man ebenso im Stehen öffnen und bei Gesprächen mit Kollegen muss man auch nicht sitzen. Eine halbe Stunde Bewegung und wenn es Spazierengehen ist, ist das Minimum, das wir in unseren Alltag einbauen sollten. Und natürlich gezielt die Rückenmuskulatur stärken, um Haltungsschäden vorzubeugen oder zu verbessern.

Auf welche Punkte sollte ich beim Sitzen am Schreibtisch besonders achten?

Die Position der Beine und der Arme sollten immer leicht über 90 Grad sein, desto höher, desto besser. Und immer darauf achten, die Schultern locker nach unten fallen zu lassen. Die Handballen sollten an der Tastatur nicht abgelegt werden, da sonst schnell die Unterarm-Muskulatur überbelastet wird. Bei der Wahl des Stuhles drauf achten, dass er höhenverstellbar ist und sich drehen lässt. Wer beispielsweise zum Telefonhörer greift, sollte sich mit dem ganzen Körper drehen können und nicht nur den Oberkörper. Ziel sollte immer ein aktives Sitzen sein und sich nicht einfach in seinen Stuhl fallen lassen und in der Haltung stundenlang bleiben.

Immer mehr Büros werden mit Stehtischen eingerichtet, was halten Sie davon?

Stehtische sollten auf jeden Fall höhenverstellbar sein, denn länger als eine halbe Stunde Stehen am Stück würde ich nicht empfehlen. Das Problem ist, dass wir dann gern in eine lockere Körperhaltung verfallen, weil wir müde werden und das Becken in Schieflage bringen. Wichtig ist es darauf zu achten, dass das Gewicht gleichmäßig auf beiden Füßen verteilt wird. Die meisten Stehtische sind zu hoch eingestellt, so besteht die Gefahr, dass die Schultern wieder hochgezogen werden.

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