Hilfe zur Selbsthilfe beim BBZ

Spielsucht kann ein Leben ruinieren – Betroffener berichtet

Spielsucht kann ein Leben ruinieren – Betroffener berichtet

Spielsucht kann ein Leben ruinieren – Betroffener berichtet

Arndt Prenzel/shz.de
Niebüll
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Spielsucht
Spielsüchtige können an nichts anderes mehr denken. Alleine kommen sie in der Regel aus der Sucht nicht heraus. Foto: imago stock & people

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„Die Spielsucht ist eine Krankheit, die ohne professionelle Hilfe meist nicht bewältigt werden kann“, sagt Psychologe Christos Theodoropoulos von BBZ Niebüll.

Es kann zur Sucht werden: Das Spielen an Spielautomaten, in Casinos oder durch Wetten. Viele verlieren ihr gesamtes Vermögen. Aus Spiel wird schnell Ernst, denn die Folgen der Spielsucht können dramatisch sein.

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„Die Spielsucht ist eine Krankheit, die ohne professionelle Hilfe meist nicht bewältigt werden kann“, sagt Psychologe Christos Theodoropoulos von BBZ Niebüll.

Konflikte und geringes Selbstwertgefühl

„Ursachen sind gestörte Impulskontrolle, geringes Selbstwertgefühl oder aber auch familiäre Konflikte.“ Es entsteht ein Teufelskreis von Suchtverhalten, sozialen und beruflichen Problemen und weiterem Rückzug in das Suchtverhalten.

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„Mit professioneller Hilfe ist eine Verhaltensnormalisierung möglich.“ Bei Björn Petersen (Name von der Redaktion geändert) war es ähnlich. „Der Bruder meiner Freundin hat mich mit in eine Spielhalle genommen. Ich habe zunächst nur zugeschaut.“

Am Anfang war der Gewinn

Der Bekannte hat ihn dann aktiviert. „Willst du nicht auch einmal?“ Da stieg das Selbstwertgefühl, er war gefragt. Der Niebüller hat es probiert, hat am Anfang gewonnen. Eine Erzählung, die jeder Spieler drauf hat. Dabei ist es so: Glücksspielsucht entwickelt sich meist in einem langsamen Prozess oft über mehrere Jahre.

Zunächst spielen die Betroffenen zum Vergnügen und das Ausmaß hält sich in Grenzen. Nach etwa zwei Jahren beginnt die Phase des exzessiven Spielens. Der Spieler verliert die Kontrolle über sein Verhalten und spielt aus einem inneren Zwang heraus.

Falsche Glücksgefühle

Dann dauert es in der Regel einige weitere Jahre, bis der Betroffene einsieht, dass er Hilfe braucht. „Ich konnte an nichts anderes mehr denken“, sagt Björn Petersen. „Ich freute mich auf den Feierabend. Die Gewinne erzeugen ein starkes Glücksgefühl.“

Einsätze folgen immer in der Hoffnung, einen Verlust wieder auszugleichen. Der Spieler merkte nicht, dass ihm die Kontrolle verloren geht. Fachleute sprechen von einem „magischen Denken“. Die Spieler machen nicht den Zufall, sondern ihr Verhalten für den Gewinn oder den Verlust verantwortlich.

Parallel oft andere Süchte

Bald machte er Schulden, verlor am Ende sogar Job. Denn bei allen Verhaltenssüchten, zu denen die Spielsucht gehört, verliert der Betroffene die Kontrolle und muss aus einem inneren Zwang heraus immer wieder spielen.

„Betroffene leiden oft parallel unter Persönlichkeits-, Angst- und depressiven Störungen sowie Drogensucht. Viele Glücksspielsüchtige sind auch alkoholabhängig“, konstatiert der Psychologe. „Die Suchtkranken erleben Panikzustände und Bindungsangst.“

Das Haus gewinnt immer

Bei Glücksspiel denken viele nicht an Online-Poker, sondern an zwielichtige Spielhallen, in denen an Automaten Geld verzockt wird. „Echte“ Spieler sind dort übrigens zu sehen, sie treten nicht gegen Computer an. Sie wissen: Spielautomaten gelten als Verlustmaschine.

Denn welche Zahlen oder Ergebnisse die Maschine ausspuckt, ist tatsächlich reine Glückssache. Hier gilt: Das Haus gewinnt immer. Doch das wissen die Amateurspieler nicht. Sie steigern sich über die Jahre immer tiefer hinein.

Hier gibt es Hilfe

Björn Petersen hat für sich eine Lösung gefunden. Über eine Selbsthilfe-Gruppe und Gespräche hat er zurückgefunden, hat wieder einen Job. „Ich war tief unten“, sagt er. „Erst von dort aus erfolgt die Einsicht.“

Selbstbewusstsein und die Freude am Leben hängen jetzt nicht mehr vom Gewinn ab. Kontakt zum Beratungs- und Behandlungszentrum in der Westerland Straße über https://www.dw-suedtondern.de.

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