Tierheim in Kiel äußert sich

Gesundheitszustand von Golden Retriever Paul

Gesundheitszustand von Golden Retriever Paul

Gesundheitszustand von Golden Retriever Paul

Michael Kierstein/shz.de
Kiel
Zuletzt aktualisiert um:
Golden Retriever Paul
Dieses Bild von Paul und Carina Schlupp ist vor zwei Jahren in Laboe entstanden. Da war der Rüde 13 Jahre alt. Foto: Michael Kierstein

Diesen Artikel vorlesen lassen.



Das Tierheim hat einen Vertrag mit der Stadt, der besagt, dass der Hund hier untergebracht werden konnte. Die Entscheidungen hat aber der Amtstierarzt getroffen. In den sozialen Netzwerken kochen die Emotionen hoch.

Die Faktenlage ist dünn, die Emotionen kochen hoch. Dass der 15-jährige Golden Retriever Paul seiner Besitzerin weggenommen und im Kieler Tierheim eingeschläfert wurde, ist eine Geschichte, die vor allem in den sozialen Netzwerken kontrovers diskutiert wird.

Die Spekulationen und Vorwürfe, die Nutzer dort von sich geben, hat nun das Kieler Tierheim auf den Plan gerufen. Auf eine erste Anfrage von shz.de am Mittwoch wurde auf die Zuständigkeit der Stadt Kiel verwiesen. Nun wandte man sich doch an die Öffentlichkeit.

 

Mitteilung des Tierheims

In einer Mitteilung des Tierheims heißt es:

Bei der Einlieferung in unser Tierheim befand der Hund sich in einem sehr schlechten Gesundheits- Pflege- und Ernährungszustand. Eine medizinische Notversorgung wurde sofort eingeleitet. Nachdem der Hund rehydriert und stabilisiert war, folgte eine eingehende Diagnostik von einem externen Tierarzt.
Mitteilung des Tierheims

Auch nach dieser Notversorgung sei der Golden Retriever in einem gesundheitlich schlechten Zustand gewesen. Eine Heilung hätten sowohl die Amtstierärztin als auch der externe Tierarzt ausgeschlossen, weshalb man sich dazu entschied, den Hund einzuschläfern. „Seine Erlösung war barmherzig“, schreibt das Kieler Tierheim.

Tierschutzgedanke stehe über allem

Das Tierheim betont, dass der Tierschutzgedanke Kern der Arbeit sei. „Ob es sich bei einem Tier in unserer Obhut um einen Spatz oder einen Hund handelt, wir setzen grundsätzlich alles daran, jedes Leben zu retten und zu erhalten“, so das Tierheim. Auch Paul sei „liebevoll versorgt“ worden. Das Schicksal des Hundes habe die Mitarbeiter tief bewegt.

Das Tierheim wehrte sich jedoch gegen die Darstellung in sozialen Netzwerken, dass sie das Einschläfern veranlasst hätten. Man habe mit der Landeshauptstadt einen Vertrag geschlossen, der besage, dass eingezogene Tiere im Kieler Tierheim untergebracht und versorgt werden.

Die Verantwortung und die Entscheidungshoheit liege jedoch bei den Amtstierärzten. „Wir weisen darauf hin, dass der Hund Paul NICHT vom Tierschutzverein für Kiel und Umgebung Korp. eingezogen wurde. Die Anordnung zu Unterbringung erfolgte durch das Veterinäramt der Landeshauptstadt Kiel“, so das Tierheim.

Erklärung der Besitzerin

Am Samstag äußerte sich auch die Besitzerin des 15-jährigen Hundes, Carina Schlupp, zu den Äußerungen des Tierheims. „Ich sehe das nicht so. Er war alt, hatte einen Infekt überstanden und war inkontinent. Ich kann mir nur erklären, dass es wegen dieser Krankheiten zu dem Bild kam“, sagt die 39-Jährige. Sie habe ihren Hund geliebt und ihn nicht vernachlässigt.

Am Freitag habe ihr Anwalt Akteneinsicht erhalten. Auf 200 Seiten befasst sich der Bericht mit dem Zustand und den Umständen von Paul. „Wir haben am Freitag Abend kurz gesprochen. Er sagte, ihm raucht immer noch der Kopf und er müsse das erst einmal sortieren. Wir wollen spätestens am Montag darüber sprechen“, sagt Carina Schlupp. Auch die Akten könnten etwas mehr Licht in einen bisher undurchsichtigen Fall bringen.

Diskussion in sozialen Netzwerken

In den sozialen Netzwerken kochen die Emotionen derweil über. Drei Lager lassen sich klar ausmachen. Nutzer, die das Vorgehen der Behörden kritisieren, Nutzer, die die Besitzerin des Hundes kritisieren und Leute, die die geringe Faktenlage bemängeln.

„Wenn er in so einem schlechten Zustand war, warum wurde er noch 1 Woche da behalten und nicht gleich eingeschläfert?“, fragt beispielsweise eine Nutzerin. „Dass die Besitzerin sich nicht um Paul gekümmert hat , kann man wohl nicht behaupten, denn dann wäre er bestimmt nicht so alt geworden“, schreibt eine andere.

Andere sehen die Besitzerin als Schuldige: „Hier wird ein dehydrierter Hund, der zudem in seinem Kot und Urin lag, aus einem Garten geholt, und da soll man abwarten, bis die Besitzerin zurück kommt“, so ein Nutzer. „Wenn Paul dehydriert und unstabil war, wird der entsprechende Tierarzt mit Sicherheit nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt haben…“, sagt eine andere.

Einige Nutzer kündigten auch an, ihre Mitgliedschaft im Kieler Tierheim zu kündigen. Dass das Tierheim an dem Vorgang nicht aktiv beteiligt war, wird dabei ignoriert.

Mehr lesen