Coronavirus

Erneute Panne bei Impftermin-Vergabe

Erneute Panne bei Impftermin-Vergabe

Erneute Panne bei Impftermin-Vergabe

Margret Kiosz/shz.de
Kiel
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Ein erneuter Verfahrensfehler sorgt für Impf-Frust. Foto: imago-Images.de

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Die Buchung am Montag wurde irrtümlich vorzeitig freigeschaltet. Alle Termine waren bereits vor dem Start vergeben.

Die Pannenserie bei der Impf-Terminvergabe reißt nicht ab: Eigentlich sollten am Montagmorgen ab 7 Uhr zurückgegebene Impftermine auf der Plattform des Landes erneut vergeben werden. Doch etliche Schleswig-Holsteiner erhielten bereits kurz vor dem offiziellen Start des „Windhundrennens“ die Mitteilung: Alle Termine vergeben.

 

Das Kieler Sozialministerium bestätigt den Verfahrensfehler: „Es hat zahlreiche Beschwerden gegeben“, räumte Sprecher Marius Livschütz ein. „Irrtümlich wurde die Buchung der Resttermine früher als geplant freigeschaltet“, sagte er. 

 

Die Betroffenen sind sauer. „So etwas darf bei so einem sensiblen Thema nicht passieren“, kritisiert Christian H. aus Neumünster. Er selbst sei zehn Minuten vor dem Start auf Wartelistenplatz 1800 gewesen, „doch plötzlich war alles vorbei – alle Termine weg“. 

Fehler soll nicht mehr vorkommen

Das Ministerium hat den Portal-Dienstleister angewiesen, den Fehler auszumerzen. Bereits am Montagnachmittag, als um 17 Uhr das zweite Paket mit zurückgegebenen Terminen freigeschaltet wurde, soll es vorschriftsmäßig gelaufen sein. Werktäglich werden ab sofort um 7 und 17 Uhr „eine Handvoll Resttermine“ freigeschaltet, so Livschütz.

Die SPD fordert erneut die Umstellung auf ein Einladungssystem: „Damit hätte vielen Menschen Stress und Angst erspart bleiben können!“, sagte die Landtagsabgeordnete Birte Pauls. „Wir setzen auf Solidarität, statt auf einen Zufallsgenerator einer Konzertagentur.“ 

Johnson & Johnson erst ab Juni

Zuvor hatten die Gesundheitsminister von Bund und Ländern den Impfstoff von Johnson & Johnson für Über-60-Jährige ohne Priorisierung empfohlen. Auch Jüngere können sich nach Aufklärung durch einen Arzt damit immunisieren lassen – ähnlich wie bei Astrazeneca. 

Der Großteil des Vakzine von Johnson & Johnson kommt allerdings erst ab Juni. Die Impfzentren im Norden erhielten Ende April eine Lieferung mit 8000 Dosen. Das Mittel muss nur einmal verabreicht werden, um vollen Impfschutz zu gewährleisten.

Die gute Nachricht zum Schluss. Schleswig-Holstein ist auf dem besten Weg, unter die 50er-Inzidenz zu rutschen, als erstes und einziges Bundesland.

 

Wettrennen um den Piks

Ein Kommentar von Margret Kiosz

Das schöne Wetter hat das Problem sichtbar gemacht: Die neue Freiheit kann nur genießen, wer geimpft ist. Insofern steigt mit jedem Grad Außentemperatur auch der Druck auf dem Impfkessel. Da sind die 55.000 Dosen Astrazeneca aus Dänemark nur ein Tropfen auf den heißen Stein. 

Die Rücknahme der Priorisierung für bestimmte Vakzine war von den Gesundheitspolitikern gut gemeint: Sie wollten ein Ventil öffnen. Doch jetzt droht der Dammbruch, weil Hoffnung auf einen Urlaub ohne Testpflicht geweckt wurde, die nicht erfüllt werden kann. Zumindest noch nicht. 

Der Flaschenhals bleibt der Impfstoff, das zeigt das gestrige Hauen und Stechen um eine Handvoll Piks-Termine. Wenn dann noch die Computer falsch programmiert sind, wie am Montag in Kiel oder Sonntag in Hamburg, liegen die Nerven bei den Impfwilligen blank. Die Politik braucht Fingerspitzengefühl, denn zwei von drei Bürgern sind noch nicht immunisiert – und damit Kandidaten für Impfneid.

 

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