Malen nach Buchstaben

Der Künstler Florian Stahl hat die „Uvologie“ erfunden

Der Künstler Florian Stahl hat die „Uvologie“ erfunden

Der Künstler Florian Stahl hat die „Uvologie“ erfunden

Antje Walther/shz.de
Flensburg
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Florian Stahl
Florian Stahl zeigt sein „Heft zum Schmunzeln", das die nicht ganz ernst zu nehmende Theorie der Uvologie beschreibt und bebildert. Foto: Staudt

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Der Flensburger erklärt, welche drei Buchstaben man braucht, um ein Bild zu malen. Guerilla-Gedichte schreibt er auch.

Petersilie, Hund, Qualm, Alm und Hausschuhe: Am Ende des Interviews dreht Florian Stahl den Spieß um und bittet die Journalistin, fünf Stichworte aufzuzählen. Die macht sich keine tiefen Gedanken und nennt, was ihr in den Kopf kommt: Petersilie, Hund, Qualm, Alm und Hausschuhe. Aus diesen Worten werde er spontan ein Gedicht schreiben, sagt der 42-jährige Flensburger und verabschiedet sich. Keine Viertelstunde später landet folgender Fünfzeiler in der Mailbox der Reporterin:

„Der HUND, der nicht gebildet ist, und deshalb viele Dinge frisst, bringt beim HAUSSCHUHE zermalmen Frauchens Laune schnell zum QUALMen – gesünder wäre PETERSILIE. Und auf der ALM blüht eine Lilie.“

Jetzt ist mein Kram rund.

Florian Stahl, Dichter, Autor, Zeichner

Grinsen. Das ist witzig und auch ein bisschen gaga. Die Quatsch-Gedichte, die man ebenso gut Guerilla-Gedichte nennen könnte, sind schon wieder die nächste Idee für das nächste Projekt von Till Florian Casper Stahl. Auch Verse, Reime, vor allem aber Zeichnungen und Geschichten kommen in seiner „Uvo-Akte“ vor, mit der er zunächst einmal den Schritt in die Öffentlichkeit wagt.

Er sagt, er habe sich bis vor kurzem noch nicht „reif gefühlt, mit Geschichten und Gedichten auf den Markt zu gehen“. Doch seit einem halben Jahr etwa sei das anders: „Jetzt ist mein Kram rund.“ Dass er schreibender Künstler werden würde, habe er „eigentlich“ schon immer gewusst. Mit sieben habe er seine ersten Gedichte geschrieben. Zum Schliff des Schreibstils und für die knackige Aufbereitung seiner Geschichten, die er erzählen will, hat Florian Stahl allerhand Berufswege eingeschlagen und doch wieder verlassen.

Ein Dutzend Berufe vor der Kunst

Er habe mehr als ein Dutzend Jobs ausprobiert, sei „aber nie glücklich geworden“, räumt Stahl ein, der Abi am Alten Gymnasium in Flensburg machte. Er habe ein paar Semester Latein und Altgriechisch sowie Medienwirtschaft studiert, war als Werbekaufmann und Nachtwache unterwegs, als Redakteur beim Lokalfernsehen auf Rügen tätig und hat bei Galileo Mystery in Berlin reingeschnuppert. Er habe an Uni und für die Bequa Kurse gegeben. Bei der Lesewelle der Flensburger Stadtbibliothek saß er in der Jury. 3-D-Spiele hat er auch schon gestaltet.

Bei einem Seminar für freies Erzählen, wo Storyboards geschrieben werden, sollten die Teilnehmer auch zeichnen. Doch manche „haben sich angestellt“, erinnert sich Teilnehmer Florian Stahl, der eigentlich nur Strichmännchen malen wollte. Er erfand die „Uvologie“, die er auch „UVO-logie“ schreibt. Die drei Buchstaben (U, V, O) stehen stellvertretend für „unglaublich vielseitige Objekte“. Denn diese lassen sich aus den drei Lettern simpel malen.

Die Uvo-Theorie
Absolut überzeugend: Die Uvo-Theorie in Bezug auf das Zeichnen von Augen-Ausdrücken. Foto: Florian Stahl
In der Uvo-Akte tritt er den Beweis an und schickt voraus: „Uvologie ist keine Spinnerei.“ Schließlich bezögen sich Kritiker auf die nun wirklich unseriöse „Baumschwein-These“, die allen Ernstes behaupte, „dass ein Apfelbaum aus drei i und zwei o bestünde“. Demnach sei es unmöglich, Bäume und Schweine ohne weitere Buchstaben zu zeichnen. Also, wo kommen wir denn da hin!
Ich möchte die Verschwörungstheorien auf die Schippe nehmen.
Florian Stahl, 42-jähriger Flensburger

Stahls „Uvo-Akte“, die in Gestalt eines Schulhefts daherkommt, richte sich, wie der Künstler und Geschichtenerzähler betont, „mit seinem dadaistischen Humor aber an Erwachsene“. Mit Aufmachung und Texten will er „die Verschwörungsmythen auf die Schippe nehmen“, sagt der 42-Jährige und lässt keine Zweifel: „Das ist eine Theorie, die ich mir ausgedacht habe.“

Entstanden sei das Heft binnen drei Wochen – „von der ersten Zeichnung bis zum Druck.“ Bislang liegen 200 Exemplare vor, und die inhabergeführten Buchhandlungen Rüffer, Ossietzky und Buchhandlung am Plack verkaufen die „Uvo-Akte“ für 6 Euro. Die Buchhändler und auch seine Bekannten, sagt der Flensburger, seien amüsiert. Für ihn ist der Schritt auf den Markt (mit dem wirklich witzigen Heftchen und der stimmig gestalteten Zeichentheorie) ein „Testballon“. In aller Bescheidenheit sagt Florian Stahl: „Ich will mal gucken, ob das ankommt, ob die Leute mich mögen.“ Wenn dem so sein sollte, dann schreibe er seine Geschichten auch zu Ende.

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