Touristenattraktion ausgebremst

Angelner Dampfeisenbahn steht still – das Gras ist zu lang

Angelner Dampfeisenbahn steht still – das Gras ist zu lang

Angelner Dampfeisenbahn steht still – das Gras ist zu lang

Gero Trittmaack/shz.de
Kappeln
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Angelner Dampfeisenbahn
Ausgebremst: Die Angelner Dampfeisenbahn hat vor dem hohen Grasbewuchs auf der Strecke kapituliert. Foto: grafikfoto.de

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Bahnfreunde und Touristen sind frustiert: Die Angelner Dampfeisenbahn wird vom Grasbewuchs an der Strecke ausgebremst. Die Hoffnung liegt nun auf Glyphosat und zwei Arbeitern mit Fadenschneidern.

Die Angelner Dampfeisenbahn gehört zu den Touristenattraktionen in Angeln. Eine gemächliche Fahrt durch die idyllische Landschaft an der Schlei in historischen Waggons, gezogen von einer schnaufenden Dampflok gehört zu den Höhepunkten eines Urlaubs im nördlichen Schleswig-Holstein. Eigentlich sollte die Bahn schon jetzt zwischen Kappeln und Süderbrarup fahren – aber es gibt ein Problem: Die Bahn darf nicht fahren, weil das Gras auf Abschnitten der rund 15 Kilometer langen Strecke zu lang ist. Die Fahrgäste klingeln Sturm, weil sie Fahrkarten kaufen wollen, die Vereinsmitglieder haben die Wagen und Loks in Schuss gebracht. Beide Seiten sind frustriert, weil die Bahn immer noch stillsteht.

 

 

Gras als Sicherheitsrisiko

Iver-Andreas Schiller, der Geschäftsführer der Angelner Dampfeisenbahn, erklärt das Dilemma. „Vor allem an den Bahnübergängen ist das Gras teilweise so hoch gewachsen, dass es ein Sicherheitsrisiko darstellt. Wenn wir anhalten müssten, der Zug aber über die bewachsenen Schienen weiterrutscht, kann es gefährlich werden. Deshalb dürfen wir zurzeit nicht fahren.“

 

Üblicherweise wird dieses Problem dadurch gelöst, dass im April eine Firma ein zugelassenes Herbizid spritzt, das das Wachstum behindert. In diesem Jahr aber zeigte die Aktion kaum Wirkung. „Das liegt an dem feuchten März“ sagt Schiller, „der hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht.“

In der nächsten Woche kommen zwei Arbeiter mit Fadenmähern

Die Suche nach einer Alternative verlief zunächst ergebnislos: Drei Firmen, bei denen man angefragt hatte, mussten wegen fehlenden Personals absagen. Die Bahnfreunde aber haben die Hoffnung noch nicht aufgegeben, sich gegen das Gras durchsetzen und demnächst wieder mit Fahrgästen durch die Landschaft dampfen zu können: „In der nächsten Woche kommen zwei Arbeiter mit Fadenmähern, die versuchen werden, die Strecke freizuschneiden“, berichtet Schiller. Was diese Leute ausrichten können, hängt seiner Einschätzung nach vor allem vom Wetter ab: „Wenn es trocken bleibt, könnte es klappen, bei Regen aber wächst das Gras schneller als sie schneiden können.“ Und dann steht die Bahn weiter still.

 

Keine Glyphosat-Ausnahmegenehmigung für die Dampfeisenbahn

Deshalb wünscht sich Schiller eine verlässliche Lösung wie zu den Zeiten, als Glyphosat noch erlaubt war. „Wir haben mehrfach Eingaben bei Umweltminister Jan Philipp Albrecht wegen einer Ausnahmegenehmigung gemacht, aber immer nur Absagen erhalten.“ Ungerecht, sagt Schiller, schließlich dürfe die Deutschen Bahn Glyphosat benutzen, um ihre Strecken freizuhalten, den privaten Bahnen aber sei das verboten. „Dabei würden uns 100 Liter ausreichen, um das Problem zu beseitigen.“ Auch ein Schreiben an Wirtschaftsminister Bernd Buchholz mit Hinweis auf die touristische Bedeutung der Bahn, die in guten Jahren bis zu 15.000 Passagiere verzeichnet, blieb bisher erfolglos.

 

Jetzt aber ruht die Hoffnung der Angelner Dampfeisenbahner zunächst einmal allein auf zwei Arbeitern mit Fadenmähern und sonnigem Wetter. Schiller zumindest ist zuversichtlich. „Ich gehe davon aus dass wird irgendwann im Juli wieder fahren können.“ Und wenn das klappt, können die Fahrgäste nicht nur die schöne Landschaft genießen, sondern sie können sich auch die Geschichte vom erfolgreichen Kampf gegen das widerspenstige Angelner Gras erzählen lassen.

 
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