Bootstaufe bei der DGzRS

Ab sofort passt die „Herwil Götsch“ auf der Schlei auf

Ab sofort passt die „Herwil Götsch“ auf der Schlei auf

Ab sofort passt die „Herwil Götsch“ auf der Schlei auf

Olivia von Harlem/shz.de
Schleswig
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Künftig ist die "Herwil Götsch" auf der Schlei im Einsatz. Foto: Marcus Dewanger

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Das neue Rettungsboot der Schleswiger DGzRS hat jetzt endlich einen Namen. Die feierliche Bootstaufe fand im Stadthafen statt – und hatte einen rührenden Moment parat.

Der Arbeitsname „SRB 82“ klang doch reichlich nüchtern. Bei seiner Taufe am Sonnabend im Schleswiger Stadthafen erhielt der jüngste Neuzugang in der Bootsflotte der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) nun seinen richtigen Namen: „Herwil Götsch“. Rund neun Meter lang, 88 Zentimeter Tiefgang und 38 Knoten (etwas 70km/h) schnell – das sind einige der markanten technischen Daten. 

das neue Boot „Herwil Götsch
Das Glas zerschellte, der Sekt spritzte: Patin Sabine Schult taufte das neue Boot auf den Namen „Herwil Götsch“. Foto: Olivia von Harlem

Mit den Worten „Ich taufe dich auf den Namen Herwil Götsch und wünsche dir und deiner Besatzung allzeit gute Fahrt und stets eine sichere Heimkehr“, ließ Sabine Schult unter lautem Applaus der Gäste, darunter viele Seenotretter aus benachbarten Stationen, eine Sektflasche am Bug zerschellen. Die Testamentsvollstreckerin handelte damit im Sinne des Namensgebers, der die Seenotretter großzügig in seinem Nachlass bedacht hatte.

Was heute mit der Taufe geschehen ist, hätte ihn sehr glücklich gemacht. 

Sabine Schult, Taufpatin

Herwil Hermann-Wilhelm Götsch wurde 1935 in Hamburg geboren und lebte dort bis zu seinem Tod vor eineinhalb Jahren. Der diplomierte Bauingenieur, der unter anderem 2008 für die Sanierung des Alten Elbtunnels mitverantwortlich war, fühlte sich der Seefahrt zeit seines Lebens eng verbunden. „Was heute mit der Taufe geschehen ist, hätte ihn sehr glücklich gemacht“, sagte Sabine Schult.

 

Die großzügige Zuwendung aus dem Nachlass habe den Bau des neuen Seenotrettungsbootes ermöglicht. Ingo Kramer, stellvertretender Vorsitzer der DGzRS, sagte dazu: „Dafür sind wir außerordentlich dankbar, denn dies versetzt uns in die Lage, unsere Freiwilligen mit einem modernen Neubau auszurüsten und ihnen damit bestmögliche Aussicht auf Erfolg ihrer mitunter gefahrvollen Einsätze zu geben.“ Zum Hintergrund: Die Gesellschaft finanziert sich allein über Spenden, erhält keine staatlichen Zuwendungen.

Bereits fast ein Dutzend Einsätze

Schnell, wendig, wenig Tiefgang: Das sind die besonderen Attribute des neuen Bootes, das damit für den Ostsee-Meeresarm besonders gut geeignet ist. Die „Herwil Götsch“ ist bereits seit März in Schleswig stationiert, hat bereits fast ein Dutzend Einsätze gefahren. Gebaut wurde sie in der finnischen Spezialwerft Arctic Airboats in enger Zusammenarbeit mit den Seenotrettern. Das aus sehr robustem Polyethylen bestehende Vollkunststoffboot ist äußerst wartungsarm und verfügt über zwei 200-PS-Außenbordmotoren. Benötigte der Vorgänger „Walter Merz“ vom Stadthafen bis zur Brücke in Lindaunis etwa eine Stunde, ist die „Herwil Götsch“ im Notfall in zwanzig Minuten vor Ort.

 

Schleswigs Bürgervorsteherin Susanne Roß überbrachte Grüße und eine Spende der Stadt und dankte den Seenotrettern für ihr unermüdliches Engagement. Rund 20 Ehrenamtler gewährleisten die Einsatzbereitschaft der 1994 gegründeten Station in der Schleistadt rund um die Uhr. Die Schleswiger Seenotretter sichern ein Revier, in dem sich Lage und Tiefe der Fahrwasser durch den Einfluss einer stärkeren Wind- und Strömungstide und damit verbundenen Sandablagerungen ständig verändern. Ob Ausflugs- und Fährverkehr oder Freizeitschifffahrt – das Revier ist viel befahren, Tendenz steigend.

 

Das alte Namensschild der "Herwil Götsch"
Auch an den Vorgänger wurde gedacht: Das Namensschild des Boots, das 30 Jahre lang für Einsätze auf der Schlei eingesetzt wurde, ging in einem berührenden Moment an die Tochter des Namensgebers, Beate Röcker, über. Foto: Olivia von Harlem

Bei aller Freude über den Neuzugang wurde aber auch der Vorgänger bedacht: 30 Jahre lang war das Team seine Einsätze auf der „Walter Merz“ gefahren. Die Tochter des Namensgebers, Beate Röcker, erhielt während der Tauffeier das Namensschild des Bootes, das derzeit in einer Werft in Wolgast überholt wird und dann in Estland Rettungseinsätze fahren wird.

Wir werden weiterhin alles geben, um die Sicherheit auf der Schlei zu gewährleisten.

Frank Tapper, Schleswiger DGzRS-Vormann

Schleswigs Vormann Frank Tapper freute sich mit seinem gesamten Team über den Neuzugang. „Wir verfügen ein tolles und schnelles Boot, das mit modernster Technik ausgestattet ist“, sagte er. An Bord sei nun genug Platz, um einen Verletzten zu versorgen, kleinere Schäden könnten mit einer großen Spezial-Klebepistole selbst behoben werden. Sein Versprechen: „Wir werden weiterhin alles geben, um die Sicherheit auf der Schlei zu gewährleisten.“ 

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