Alte Bahnpost Flensburg
16 Künstler streamen aus zwölf Räumen in alle Welt
16 Künstler streamen aus zwölf Räumen in alle Welt
16 Künstler streamen aus zwölf Räumen in alle Welt
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Ob Tanzpädagogin, Maler oder Lichtdesigner: Diverser geht es nicht, sagen die Beteiligten des Kunstprojekts, das wieder Leben in den Leerstand des Gebäudes am Bahnhof bringt.
„In or out" ist das Motto von Choreografin Tanja Emmerich. Die 40-Jährige tanzt auf einem schwarzen, mit Quadraten versehenen Boden, der an das Brettspiel „Mühle“ erinnert. Da geht es um das Verlassen alter und die Eroberung neuer Räume, darum, loszulassen und Entscheidungen zu fällen. „Bin ich noch glücklich?“, stellt sie die zentrale Frage, „bin ich mutig genug?“ Für sie ist das Happening „ein mega-spannendes Projekt“, ein Ambiente, an dem man sich ausprobieren könne.
Findet auch Henrik Becker, der seine Sehnsüchte, Träume und Utopien in zwei großformatigen, farbintensiven Bildern festhält. Er wirft Öl, Acryl und Sprühfarbe auf die Leinwand. Schreibt: "I want to live on an island, sitting on palm trees." Noch aber sind die tropischen Früchte in weiter Ferne, er steht mit seinen Adiletten in der sonst so trostlosen Bahnpost, „ein geniales Gebäude, aus dem man noch viel mehr machen könnte“. Wenn das so einfach wäre...
Der 29-Jährige ist wie alle Beteiligten begeistert von dem Zusammentreffen der 16 ausgewählten Künstler, die hier einen Leerstand bespielen; Alter und Herkunft ganz verschieden, die Genres heterogen. „Diverser geht's nicht.“ Ausdrücklich geht es den Veranstaltern um Diversifizierung, sie zeigen Flagge gegen Ausgrenzung und Diskriminierung.
Buntes Flensburg und ein Manifest
Bedauerlich, dass an einem Tag, an dem die Inzidenz gen null geht, kein Publikum zugelassen ist - was Interaktion möglich gemacht hätte. Aber das hat sich nicht voraussehen lassen. Insofern zeigt sich Mit-Initiatorin Dany Heck (Norder147) zunächst einmal dankbar, dass die Stadt so flexibel und unbürokratisch kooperiert habe. Entstanden sei in diesen zwölf Stunden und in der Vorlaufphase eine friedliche Koexistenz in inspirierender Atmosphäre.
Cindy Jänicke (KUENDAproductions) spricht von einem „extrem gelungenen Experiment“, das Diversität in alle Richtungen gespiegelt habe. Nun gehe es darum, nicht stehen zu bleiben, sich auch für die Zukunft sorgfältig Partner „auf Augenhöhe“ auszusuchen.
Einer Stadt, die sich so bunt und weltoffen gebe, stünde es gut zu Gesicht, wenn sie ihren Fokus stärker auf den Kulturbereich legen würde, meinen beide. Der Zusammenschluss "DiverCity" wird die kreativen Stunden nun auswerten und mit einem Manifest an die Öffentlichkeit gehen, das die Grundlagen für weitere Kooperationsprojekte verankert.