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Staatsministerin: Sexuelle Belästigung ist Machtmissbrauch

Staatsministerin: Sexuelle Belästigung ist Machtmissbrauch

Staatsministerin: Sexuelle Belästigung ist Machtmissbrauch

Ritzau/kj
Kopenhagen
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Sexuelle Belästigung reproduziert alte Machtstrukturen und ist einfach falsch, sagt Staatsministerin Mette Frederiksen. Foto: Mads Claus Rasmussen/Ritzau Scanpix

Eine Debatte über Sexismus in der dänischen Medienbranche, die Fernsehmoderatorin Sofie Linde angestoßen hatte, hat sich auf Christiansborg und den Rest der Gesellschaft ausgeweitet.

Die Debatte über Sexismus ist in Dänemark in vollem Gange. Und jetzt schaltet sich auch Staatsministerin Mette Frederiksen (Soz.) in die Diskussion ein und erklärt, dass sie die Frauen unterstützt, die sich melden und über ihre Erfahrungen berichten.

„Ich denke, es ist eigentlich ganz einfach. Sexuelle Belästigung ist falsch und ein Ausdruck einer Kultur, die viele von uns endlich loswerden wollen. Unvereinbar mit der Gesellschaft, die wir sein wollen. Ich unterstütze alle Frauen, die sich jetzt zu Wort melden“, schreibt die Staatsministerin in den sozialen Medien Instagram.

„Ich mache das, weil sexuelle Belästigung ein Machtmissbrauch ist. Weil es alte Machtstrukturen reproduziert und weil es im Grunde einfach falsch ist – ob in der Medienbranche oder an einem anderen Arbeitsplatz.“

Moderatorin stößt Debatte an

Die Debatte über Sexismus in Dänemark hatte die Fernsehmoderatorin Sofie Linde angestoßen.

Als Moderatorin der TV-Show Zulu Comedy Galla nutzte sie die Gelegenheit, um über ihre Erfahrungen in der Medienbranche zu berichten.

Insbesondere ihr persönlicher Bericht über sexuelle Belästigung im Zusammenhang mit einer Weihnachtsfeier von „DR“, bei der sie als 18-jährige Praktikantin war, hat für Aufsehen gesorgt.

Sie erzählte am 26. August auf der Bühne, wie eine „große Fernsehkanone“ sie beiseite genommen und sie zum Oralverkehr aufgefordert hatte, wenn sie in der Branche bleiben wolle. Sonst würde er ihre Karriere zerstören, drohte er. Aber Sofie Linde lehnte ab.

Breite Unterstützung

Linde will sich nun darauf konzentrieren, dass junge Frauen sich trauen, über ihre Erfahrungen zu sprechen. Sie selbst will den alten Fall nicht weiter verfolgen.

Für das Teilen ihrer Erfahrungen hat sie große Unterstützung erhalten. Unter anderem haben 1.615 Frauen aus der Medienbranche, die selbst Sexismus am Arbeitsplatz erlebt haben, eine Unterstützungserklärung unterzeichnet.

Außerdem schreibt die Staatsministerin: „Sofie, geh auf die große Bühne.“

Der Vorsitzende von Venstre, Jakob Ellemann-Jensen, dankt Sofie Linde dafür, dass sie eine wichtige Debatte begonnen und auf ein Problem hingewiesen hat, gegen das in der Gesellschaft etwas unternommen werden muss.

Verantwortung am Arbeitsplatz

„Dies setzt natürlich voraus, dass die Geschäftsführung am Arbeitsplatz Verantwortung übernimmt. Aber es erfordert in erster Linie, dass der Rest von uns Nein sagt. Nicht diejenigen, deren Grenzen verletzt werden, sondern wir, die es spüren, ohne einzugreifen. So schaffen wir einen kulturellen Wandel“, schreibt der Venstre-Vorsitzende auf Instagram.

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I stedet for at pege fingre ad @sofielinde1, bor vi give hende en coronasikker og virtuel highfive. Det har helt sikkert ikke vaeret nemt at stille sig i forreste raekke pa den made. Det er en vigtig debat, hun har startet, og det er en debat, vi bor tage alvorligt i stedet for at dreje den hen pa alle mulige andre ting. Nogen prover at fa det til at handle om, hvorvidt Sofie Linde er opmaerksomskraevende, om hvorfor hun ikke har naevnt manden, om man nu ikke kan give et kompliment laengere, osv. Det er jo ikke det, det handler om! Det vigtige her er at gore opmaerksom pa et problem, der findes pa mange arbejdspladser. Jeg tror, de fleste har set noget af det i lobet af et arbejdsliv. Et problem skal anerkendes, hvis det skal kunne handteres. Nar flere end 1600 kvinder i mediebranchen nikker genkendende til det, Sofie Linde beskriver, sa er der nok noget om det, ikke...? At der sa sidder nogle fyre med svedige handflader derude og frygter at blive afsloret, det har jeg simpelthen ikke ondt af. Sa tak til Sofie Linde for at pege pa et problem, som vi sagtens kan gore noget ved - og som vi skal gore noget ved. Det kraever selvfolgelig, at ledelserne tager ansvar ude pa arbejdspladserne. Men det kraever forst og fremmest, at vi andre siger fra. Ikke de, hvis graenser bliver overtradt, men vi, der fornemmer det ske uden at skride ind. Det er sadan, vi skaber en kulturforandring.

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Nach dem Unterstützungsschreiben an Sofie Linde hat der Gleichstellungsminister, Mogens Jensen (Soz.), sie und einige der Autoren des Unterstützungsschreibens zu einem Treffen eingeladen.

Bei dem Treffen geht es um Lösungsansätze, wie sexuelle Belästigung beendet werden kann.

Am Mittwoch steht im Folketing das Thema Sexismus auf der Tagesordnung, sagt Henrik Dam Kristensen (Soz.), Vorsitzender des Folketings, gegenüber „TV2“ und „BT“.

Sexismus in Christiansborg

Laut Samira Nawa, Sprecherin für Gleichstellung der Radikalen, gibt es in Christiansborg auch Sexismus.

Nawa erklärte beispielsweise gegenüber „B.T.“, dass ihre Partei Jeppe Kofod keinen Ministerposten gegeben hätte.

Kritik an Jeppe Kofod

Der Grund: Bereits 2008 hatte der damals 34-jährige Kofod Geschlechtsverkehr mit einem damals 15-jährigen Mädchen. Sie war Mitglied der Jugendorganisation der Partei, der DSU, während Kofod Abgeordneter der Sozialdemokraten war.

Nachdem der Fall 2008 ans Licht gekommen war, entschied sich Kofod, von all seinen Ausschussposten und seinem Posten als außenpolitischer Sprecher der Sozialdemokraten zurückzutreten. Er entschuldigte sich auch für seinen „Mangel an Urteilsvermögen durch eine moralisch unangemessene Beziehung zu einem 15-jährigen Mädchen“.

Seitdem wurde Kofod in das Europäische Parlament gewählt und nach den Folketingswahlen im vergangenen Jahr als Außenminister eingestellt.

Gleichstellungsminister Mogens Jensen äußert sich zu der Kritik an seinem Parteikollegen: „Ich finde es ein wenig seltsam, dass gerade jetzt, wo es um die aktuellen Geschichten von Frauen geht, zu einem zwölf Jahre alten Fall zurückgekehrt wird, der der Öffentlichkeit bereits bekannt ist, und wo sich Jeppe Kofod auch entschuldigt hat“, sagt Mogens Jensen zu „TV2 News“.

 

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