Umweltschutz

Natur in Siedlungsbereichen in Dänemark legt zu

Natur in Siedlungsbereichen in Dänemark legt zu

Natur in Siedlungsbereichen in Dänemark legt zu

Kopenhagen
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In Hoyer lassen sich Hasen am helllichten Tag in der Ortsmitte sehen, wo sie im Umfeld der Kirche Futter finden. Foto: Volker Heesch

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Eine 2015 begonnene Untersuchung auf Basis von Beobachtungen vieler Bürger weist auf Zuwachs bestimmter Arten hin. Die Erfassung der Tiere und Pflanzen durch 20.000 Freiwillige wirft aber Fragen auf.

Der Naturschutzverband Danmarks Naturfredningsforening (DN) hat Ergebnisse einer landesweiten Erfassung von 30 Tier- und Pflanzenarten seit 2015 durch über 20.000 ehrenamtliche Naturbeobachter im Rahmen eines wissenschaftlichen Projektes vorgestellt. Über 500.000 Beobachtungen von Arten oder Tiergruppen wie Hasen, Turmfalken und Fledermäusen, aber auch Blütenpflanzen wie der Sumpfdotterblume oder der Rundblättrigen Glockenblume bis hin zu Fliegenpilzen oder Zunderschwämmen wurden über eine App per Handy registriert.

Ergebnis überrascht Biologen positiv

In einer Pressemitteilung zieht der Naturschutzverband den Schluss, dass es in den fünf Jahren des Projektes einen Zuwachs bei Vorkommen vieler erfasster Arten im Bereich der Siedlungen in Dänemark gegeben habe. „Das Ergebnis ist beim ersten Hinsehen überraschend und positiv. Wir hören sonst so viel Negatives, wenn es um die Biodiversität geht. Doch nun können wir sehen, dass es für viele verbreitete Tiere und Pflanzen eine Zunahme in der Nähe der Städte gegeben hat“, so der Professor für das Gebiet Artenvielfalt an der Universität Kopenhagen, Carsten Rahbek. Er räumt ein, dass die Datenerfassung nicht von Experten vorgenommen sei, die Datenmenge sei jedoch so umfangreich, und deren Auswertung sei so sorgfältig vorgenommen worden, dass man auch wissenschaftlich zum Schluss kommt, dass es Arten wie Hasen, Turmfalken, aber auch Amphibien und Insekten in der Nähe menschlicher Siedlungen besser geht als im freien Land. 

 

Zu den Arten, die Zuwachs an Artenvielfalt in Bereichen menschlicher Siedlungen belegen sollen, zählt der giftige Fliegenpilz. Foto: Volker Heesch

 

Rahbek zieht auch den Schluss, dass die im Rahmen der auch als „Citizen Science“ bezeichneten Untersuchungsmethode gewonnenen Erkenntnisse zeigen, dass Maßnahmen in Städten, Grünflächen naturnäher zu pflegen, oder Naturschutz durch Bürger durch Verzicht auf Gifteinsatz und Betonierung von Gärten Tier- und Pflanzenwelt zugutekomme. Projektleiter Simon Leed Krøs erklärt gegenüber dem „Nordschleswiger“, dass viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer an dem im Internet unter der Adresse www.biodiversitet.nu zu findenden Projekt keine große Artenkenntnis mitbrachten.

Mehr Städter beteiligt

„Es haben sich auch deutlich mehr Personen in Städten als auf dem Lande beteiligt“, so Leed Krøs. „Wir konnten aber nachweisen, dass parallel zum Verschwinden von typischen Bewohnern der offenen Agrarlandschaften wie den Hasen diese Tierart vor allem in dänischen Sommerhausgebieten häufiger geworden ist“, so der Projektleiter. Allerdings räumt er ein, dass die Untersuchung nicht auf Aspekte wie Zunahme von Arten eingeht, die wie Füchse oder Elstern in vermüllten Städten ein erhöhtes Nahrungsangebot geliefert bekommen.

Auch neue Tendenzen in Dänemark, vogelfreundliche Gärten mit Obstbäumen und Gebüsch durch „Schottergärten“ zu ersetzen, wurden nicht berücksichtigt. „Wir konnten feststellen, dass sich in der dänischen Natur stark zurückgegangene Arten wie der Kiebitz verstärkt in der Nähe der Ortschaften zeigen“, so Leed Krøs. Das Gleiche gelte für den Austernfischer. Allerdings ist aus der Untersuchung nicht ersichtlich, ob Arten erfolgreiche Brutbestände bilden konnten. Professor Rahbek zieht dennoch den Schluss, dass sich viele Tier- und Pflanzenarten an das Leben im Bereich menschlicher Siedlungen angepasst hätten.

Naturschutzverband begeistert und besorgt

Die Präsidentin von „Danmarks Naturfredningsforening“, Maria Gjerding Reumert, meint zur Studie, dass diese für Begeisterung und zugleich für Besorgnis sorge, denn die positive Entwicklung im Bereich der Siedlungen verhindere nicht die fortschreitende Verarmung der Artenvielfalt im größten Teil Dänemarks, wo die Agrarlandschaft intensiver geworden ist, oder die Bedingungen sich in Lebensräumen wie Heiden und Moore verschlechtert haben. Die Untersuchung gibt auch Einblick in unterschiedliche Trends in den einzelnen Regionen Dänemarks.

 

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