Königshaus

Margrethe II. spricht über Pflicht, Tod und Krieg

Margrethe II. spricht über Pflicht, Tod und Krieg

Margrethe II. spricht über Pflicht, Tod und Krieg

Ritzau/nb
Kopenhagen
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In einem größeren Interview gewährt Königin Margrethe Einblick in eine Reihe persönlicher Themen. Sie erzählt auch ihre Sichtweise auf den Krieg in der Ukraine und weckt damit Aufmerksamkeit bei einem Historiker (Archivfoto). Foto: Valentine Chapuis/Ritzau Scanpix

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Königin Margrethe hat „Weekendavisen“ ein langes und sehr persönliches Interview gegeben. Darin erinnert sie sich an ein Treffen mit Putin und meint, „noch nie so kalte Augen gesehen“ zu haben. Außerdem verrät sie, warum sie nicht „The Crown“ schaut und mahnt ein Pflichtgefühl als bedeutsame Tugend an.

Es gehört zu den seltenen Ausnahmen, dass Königin Margrethe größere, persönliche Interviews gibt. Doch jetzt hat sie „Weekendavisen“ gegenüber Einblicke in viele verschiedene Aspekte ihres Lebens gewährt.

So spricht sie über das Rauchen von Zigaretten ohne Filter, den Krieg in der Ukraine, den Zustand der Monarchie in Dänemark und Europa und über die Zukunft, in der Kronprinz Frederik ihre Nachfolge antreten wird.

Treffen mit Putin

Unter anderem erzählt sie von ihrem Treffen mit dem russischen Präsidenten, Wladimir Putin. „Ich kann mich erinnern, dass er nicht angenehm auf mich wirkte. Ich habe noch nie in meinem Leben so kalte Augen gesehen“, sagte die Monarchin gegenüber „Weekendavisen“.

2011 war Königin Margrethe gemeinsam mit Prinz Henrik zu einem offiziellen Staatsbesuch in Russland. Damals war Wladimir Putin Premierminister, der offizielle Gastgeber war seinerzeit deshalb Präsident Dmitrij Medvedev. Drei Jahre später traf die Königin Putin erneut aus Anlass der Gedenkfeier zum 70. Jahrestag der Landung in der Normandie in Frankreich während des Zweiten Weltkriegs.

Laufend informiert über Ukraine-Krieg

Im Interview erzählt Königin Margrethe, dass sie den Krieg in der Ukraine genau verfolgt. Dazu lese sie „fast täglich alle Zeitungen“, um sich über die Situation in der Ukraine auf dem Laufenden zu halten. Sie freut sich außerdem darüber, dass die Ukraine jetzt Leopard-Panzer von den Alliierten zur Verfügung gestellt bekommt.

„Sie benötigen schweres Geschütz. Und sie zeigen auch, dass sie damit umgehen können. Das ist zutiefst beeindruckend. Putin hat geglaubt, dass er Europa spalten könne, aber er hat uns nur noch enger zusammenrücken lassen“, sagt sie gegenüber „Weekendavisen“.

Putin hat geglaubt, dass er Europa spalten könne, aber er hat uns nur noch enger zusammenrücken lassen.

Königin Margrethe

Bewunderung fürs ukrainische Volk und seinen Präsidenten

Sie bewundert nicht nur den Mut des ukrainischen Volkes, sondern auch den von Präsident Volodymyr Zelenskyj sowie dessen Art und Weise, sich „eins mit seinem Volk zu machen“. In ihrer Neujahrsansprache sendete sie ihre ersten Neujahrsgrüße denn auch an das ukrainische Volk. „Heldenhaft kämpfen sie für ihre Freiheit. Das beeindruckt uns alle sehr“, lautete unter anderem ihre Botschaft.

Ihre Bewunderung für die ukrainische Bevölkerung und ihren Präsidenten kommentiert der Historiker und Königshausexperte Lars Hovbakke Sørensen mit den Worten: „Die Bemerkung ist eine natürliche Anknüpfung an die Neujahrsrede, in der sie der Ukraine viel Aufmerksamkeit schenkte. Darauf baut sie jetzt noch weiter auf und bringt ihre Sympathie für Zelenskyj und das ukrainische Volk zum Ausdruck. Und dann geht sie noch einen Schritt weiter und kritisiert ziemlich unverblümt Putin“, so Hovbakke.

Königin Margrethe traf Vladimir Putin erstmals 2011 während eines Staatsbesuches in Moskau. Damals war Putin Russlands Premierminister. Foto: Alexander Nemenov/Ritzau Scanpix

Königin zuletzt immer offenherziger

Hovbakke bewertet das Interview als den vorläufigen Höhepunkt einer Entwicklung, die sich über einen längeren Zeitraum hinweg abgezeichnet hat und in deren Verlauf die Königin immer offener geworden ist. Und verweist auf die Bemerkungen des Staatsoberhauptes zur Zukunft der Monarchie. Hier erinnert sie an die Pflicht, die damit einhergeht und eine gewisse Lebensform erfordert, wenn die Monarchie auch in Zukunft stark und lebenstüchtig sein soll. Dies sei eine Andeutung, die an mehrere Mitglieder der europäischen Königshäuser gerichtet sei und zugleich eine Warnung darstelle, so Hovbakke.

„Als sie gefragt wird, ob das Königshaus in der Krise steckt, legt sie viel Wert darauf, dass dem nicht so ist. Aber dann fügt sie hinzu, dass es einige Mitglieder in verschiedenen Königshäusern gebe, die möglicherweise ein wenig daran arbeiten sollten, um zu verstehen, welche Pflichten daraus erwachsen. Man kann sich vorstellen, dass das zum Teil an Prinz Joachim und seine Familie hierzulande und an Harry in Großbritannien und Märtha Louise in Norwegen gerichtet ist. Sie sieht eine generelle Tendenz dahingehend, dass die etwas jüngere Generation nicht ganz verstanden hat, worin die Pflicht besteht, wenn man Teil eines Königshauses ist. Und das ist eine ziemlich deutliche Aussage, denn hier sagt sie indirekt etwas über den Konflikt im dänischen Königshaus“, so Hovbakke.

Ich habe die Familie so gut gekannt, dass es mich maßlos irritieren würde, wenn ich sie Dinge sagen hören würde, die sie niemals sagen würden.

Königin Margrethe

Enges Verhältnis mit verstorbener britischer Monarchin

Daneben kommt die Königin in dem Interview auch auf ihr enges Verhältnis mit Königin Elizabeth II. von Großbritannien zu sprechen, die im September vergangenen Jahres gestorben ist und mit der sie beim Frokost über zahlreiche Themen gesprochen habe.

„Alles Mögliche. Wie es so geht. Über die großen Themen und oftmals über Kleinigkeiten. Es war ein sehr freundschaftliches Verhältnis", so die Monarchin. 

Sie beschreibt sie als ein Vorbild und verweist darauf, dass sie ein „ähnliches Schicksal“ haben, da keiner von beiden geboren wurde, um Staatsoberhaupt ihres Landes zu sein. Aufgrund der persönlichen Beziehung habe sie die „Netflix“-Serie „The Crown” nicht gesehen.

„Ich habe die Familie so gut gekannt, dass es mich maßlos irritieren würde, wenn ich sie Dinge sagen hören würde, die sie niemals sagen würden, oder auf eine Art und Weise sprechen hören würde, von der ich nicht glaube, dass sie so reden würden“, so Königin Margrethe.

Für Königin Margrethe war es wichtig, dass sie und nicht Frederik darüber entschieden hat, den Kindern von Prinz Joachim deren Titel abzuerkennen (Archivfoto). Foto: Albert Nieboer/Ritzau Scanpix

Frederik bereit für Thronübernahme

Königin Margrethe kommt auch auf sich selbst zu sprechen.

Zu ihrem Beschluss, den Kindern von Prinz Joachim deren Titel abzuerkennen, sagt sie: „Ich komme nicht so gerne darauf zu sprechen, wenn ich ehrlich sein soll. Ich könnte durchaus etwas sagen, aber man soll nicht alles sagen. Für mich ist es wichtig gewesen, dass es nicht Frederiks Los sein sollte, einen derartigen Entschluss zu treffen. Es war besser, dass ich es getan habe.“

Weiter sagt sie, dass Frederik ihrer Einschätzung nach bereit dafür sei, ihre Nachfolge anzutreten. Auf die Frage nach dem Tod und den großen Persönlichkeiten, die in der jüngsten Zeit verstorben sind, sagt sie, dass dies „abstrakt“ für sie sei, aber die Tatsache, dass ihr Sohn bereitstehe, gebe ihr Ruhe. 

Für mich ist es wichtig gewesen, dass es nicht Frederiks Los sein sollte, einen derartigen Entschluss zu treffen. Es war besser, dass ich es getan habe.

Königin Margrethe

Das Rauchen will sie nicht aufgeben

Die Königin sei sich natürlich bewusst darüber, dass sie keine weiteren 50 Jahre auf dem Thron sitzen wird, meint Hovbakke. Er sieht mehrere Gründe dafür, dass sie zum jetzigen Zeitpunkt ein großes Interview gibt. So habe sie ihr Regierungsjubiläum absolviert, und zudem könne sie es sich nach so vielen Jahren als Staatsoberhaupt erlauben, mit so klaren und deutlichen Worten in Erscheinung zu treten.

„Sie ist politischer, als sie es für gewöhnlich ist. Und dann denkt sie vielleicht auch, dass es aufgrund der momentanen Situation in Europa einige wichtige Dinge zu sagen gibt – hier denke ich an die Ukraine“, sagt Lars Hovbakke Sørensen.

Das Rauchen will die Monarchin übrigens auch nicht mehr aufgeben, genauso wenig kommt ein Nikotinkaugummi für sie infrage. „Nein. Und jetzt bin ich so alt, dass es egal ist“, sagt Königin Margrethe.

Königin Margrethe sieht Kronprinz Frederik gut gerüstet, wenn er eines Tages König wird (Archivfoto). Foto: Mads Claus Rasmussen/Ritzau Scanpix
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Leitartikel

Siegfried Matlok
Siegfried Matlok Senior-Korrespondent
„Roulette Royal“