Volksschulen

Leistungsunterschied zwischen Mädchen und Jungen wird größer

Leistungsunterschied zwischen Mädchen und Jungen wird größer

Leistungsunterschied zwischen Mädchen und Jungen wird größer

rk/Ritzau
Dänemark
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Foto: dpa

An den dänischen Volksschulen schreiben Mädchen bessere Noten als Jungen. Experten glauben, das könne am Wegfall technischer und praktischer Fächer liegen.

An den dänischen Volksschulen schreiben Mädchen bessere Noten als Jungen. Experten glauben, das könne am Wegfall technischer und praktischer Fächer liegen. 

In den dänischen Volksschulen wird der Notenunterschied zwischen Mädchen und Jungen immer größer. Das berichtet die Zeitung Politiken auf Grundlage von Zahlen des "Sozialen Kapitalfonds". 

Im Jahr 2008 waren die Mädchen noch durchschnittlich 0,5 Notenpunkte besser gewesen als die Jungen. Im Jahr 2016 waren es dann schon 0,85 Notenpunkte. Ingesamt liegt der Notendurchschnitt in den Fächern Dänisch und Mathematik bei den Mädchen bei 7,5 Notenpunkten, während er bei den Jungen bei 6,65 liegt. Im dänischen Notensystem ist 12 die beste Note, während -3 die schlechteste ist. 

Eine Erklärung für den Leistungsunterschied könne sein, dass die Volksschulen akademischer geworden sind, sagt Frans Ørsted Andersen, Lektor beim dänischen Institut für Pädagogik und Ausbildung an der Universität Aarhus, zur Nachrichtenagentur Ritzau. "Viele Fächer und Unterrichtsformen, die Jungen zugute kamen, sind gekürzt worden." Viele praktische und technische Fächer seien durch akademische Fächer ersetzt worden.

"Im Stillsitzen und Zuhören sind Mädchen besser"

In den 1970er Jahren zum Beispiel hatten die Volksschulen ein Technikerprofil, das sich unter Jungen großer Beliebtheit erfreute. Viele wurden später Techniker, Handwerker oder beschäftigten sich mit IT. "Sobald der Unterricht problemorientiert ist, sind Jungen ebenso gut wie Mädchen. Aber wenn man stillsitzen und zuhören muss, sind die Mädchen besser", sagt Frans Ørsted Andersen. 

Anni Matthiesen, unterrichtspolitische Sprecherin der Partei Venstre, nennt die Entwicklung "besorgniserregend" und verspricht, sie zu beobachten. In der Zwischenzeit hofft sie, dass die Volksschulreform dazu beitragen kann, den Unterricht stärker an die Bedürfnisse von Jungen anzupassen. "Wir haben außerdem vorgeschlagen, dass es bereits in der 8. und 9. Volksschulklasse Wirtschaftsprofile geben soll", sagt Matthiesen.

Die Entwicklung ist besorgniserregend.

 

Anni Matthiesen, unterrichtspolitische Sprecherin der Partei Venstre

Dem Analysechef des "Sozialen Kapitalfonds" zufolge gibt es dagegen keinen Grund zu glauben, die dänischen Jungen seien dümmer geworden. "Aber es ist ein Problem, wenn die Schule so aufgebaut ist, dass die Jungen nach der 9. Klasse das Nachsehen haben." Jeder fünfte junge Mann stünde mit 25 Jahren ohne Ausbildung da. "Vielleicht wird die Grundlage dafür schon in der Volksschule gelegt", sagte Jakobsen zu Politiken.

Dorte Lange, stellvertretende Vorsitzende des dänischen Lehrervereins, ist dagegen nicht der Meinung, dass die Zahlen der Beleg für einen großen Leistungsunterschied zwischen Mädchen und Jungen sind. Innerhalb der Geschlechter gäbe es ebenfalls große Unterschiede. Man solle die Schüler einfach als Menschen mit unterschiedlichen Herausforderungen betrachten, egal ob Junge oder Mädchen, sagte Lange zu Ritzau. "Doch egal, ob der Unterschied groß oder klein ist, müssen wir die Entwicklung natürlich beobachten."

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