Einwanderung

Geht das günstiger?

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Geht das günstiger?

Peter Lassen
Peter Lassen Hauptredaktion
Kopenhagen
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Eine aktuelle Analyse des Finanzministeriums zeigt: Einwanderer kosten Dänemark unterm Strich 28 Milliarden Kronen. Politiker beraten, wie sich der Betrag reduzieren lässt.

Eine aktuelle Analyse des Finanzministeriums zeigt: Einwanderer kosten Dänemark unterm Strich 28 Milliarden Kronen. Politiker beraten, wie sich der Betrag reduzieren lässt. 

Die Dänische Volkspartei scharrt schon mit den Hufen und will endlich Taten sehen, nachdem eine aktuelle Analyse des Finanzministeriums gezeigt hat, dass die Einwanderung aus nicht westlichen Ländern Dänemark rund 33 Milliarden Kronen pro Jahr kostet, wenn man Zahlen aus dem Jahr 2014 zugrunde legt. Also Zahlen von vor dem großen Ansturm von Flüchtlingen und Asylbewerbern 2015.

DF-Chef Kristian Thulesen Dahl droht aktuell gar der Regierung und meint, dass viele zwar das Richtige sagen – sie tun es aber nicht, wenn es darum geht, die Einwanderung zu stoppen.

Derweil diskutieren Experten, was man tun kann, um die Ausgaben für jene, die im Lande sind, zu verringern. Und hier wird die Integration auf dem Arbeitsmarkt als Hauptpunkt genannt. Denn auch Finanzminister Kristian Jensen (V) stellt fest, dass Ausländer, die ins Land kommen, um zu arbeiten, ein ökonomischer Gewinn sind. 

Leider würden aber sehr viele nicht mit diesem Ziel nach Dänemark kommen. Daher müsse diese Balance nun verändert werden.
Es wäre ein sehr gutes Geschäft für das Land, nicht westlichen Einwanderern einen Job zu beschaffen. Das fordert die dänische Flüchtlingshilfe schon seit Jahren. Laut Finanzministerium könnte man 20 Milliarden Kronen sparen, wenn die nicht Westlichen anteilsmäßig genauso viel arbeiten würden wie die neuen Bürger aus westlichen Ländern, die unterm Strich immerhin ein Plus von fünf Milliarden Kronen bringen.

Laut Analyse sind 17 Milliarden Kronen der Ausgaben auf die rund 131.000 Nachkommen nicht westlicher Ausländer zurückzuführen. 
Der Grund ist hier, dass mehr als 80 Prozent dieser Personen unter 25 Jahre sind und keine Steuern zahlen.

"Dänemarks größtes Problem"

Ausländer- und Integrationsministerin Inger Støjberg (V) hat in dieser Woche die ihrer Ansicht nach verfehlte Integration als "Dänemarks größtes Problem" bezeichnet. Sie wolle zukünftig weniger Ausländer-, sondern viel mehr Integrationsministerin sein.

Aber Støjberg und der Staat werden diese Aufgabe nicht allein lösen können, und daher hat unter anderem auch Staatsminister Lars Løkke Rasmussen (V) schon vor einiger Zeit eine Art Integrationspakt mit den Arbeitsmarktpartnern vereinbart. 

Da muss jedoch mehr her als nur Bekundungen, dass man die Integration am Arbeitsplatz in die Praxis umsetzen will.
Aber es gibt Licht am Ende des Tunnels, denn seit dem Flüchtlingsboom 2015 geht es besser mit der Integration von diesen und Migranten in den Firmen.

Während Anfang 2015 nur jeder zehnte Asylempfänger nach zwei Jahren Aufenthalt im Lande einer Beschäftigung nachging, war es Ende 2016 schon mehr als ein Viertel, laut der aktuellen Analyse des Finanzministeriums.

Der dänische Arbeitgeberverband (DA) ist laut „Jyllands-Posten“ auch der Ansicht, dass man in den Kommunen nun stärker darauf fokussiert, Jobs für Flüchtlinge  zu beschaffen. Dies sei unter anderem auf die Verringerung der Bezüge aber auch auf Ausbildungsangebote zurückzuführen. Es gebe da durchaus ein großes Potenzial, um es besser zu machen. Aktuell seien aber mehr Füchtlinge bereit für einen Job, als das früher der Fall gewesen sei.

„Mehr bekommen ein Praktikum oder einen Job mit Bezuschussung – oder sie wählen die neue Integrationsbasisausbildung. Und gleichzeitig gibt es mehr, die sich eine ganz normale Arbeit finden“, so DA-Chefkonsulentin Berit Toft Fihl mit der freudigen Feststellung, dass das neu ist. Das habe man früher so nicht vermocht.

Aber mit einer Beschäftigungsquote von nur einem Viertel hinken die Flüchtlinge weiterhin weit hinter dem Rest der Bevölkerung her, und daher hat unter anderem auch Finanzminister Kristian Jensen neue Straffungen bei der Ausländergesetzgebung nicht ausgeschlossen. DF fordert sie vehementer als früher und droht, wie gesagt, zunehmend damit, der Regierung die Unterstützung zu verweigern, sollte nichts passieren.

Da wird unter anderem überlegt, dass man sich Wohlfahrtsleistungen in höherem Maße verdienen muss über Jahre. Gleichzeitig erkennt die Regierung aber auch das große Potenzial, dass ungenutzte ausländische Arbeitskraft birgt. Ziel ist es, dass mindestens die Hälfte aller Flüchtlinge nach spätestens drei Jahren im Lande einen Arbeitsplatz haben sollen.

In der Analyse des Finanzministeriums steht aber auch, dass man auf keine ökonomischen Reformen hinweisen kann, die eine Arbeitsfrequenz bringen könnten ähnlich der der ethnischen Dänen. Dann müsste es schon zu „extremen Verbesserungen“ kommen, so das Fazit der Analytiker im Ministerium.

Was ist mit Nachkommen?

Forschungsdirektor und Wirtschaftsweiser Torben Tranæs warnt in Jyllands-Posten Politiker und Arbeitgeber davor, den Effekt politischer Maßnahmen überzubewerten. Dass es eine verbesserte Beschäftigungslage bei den Flüchtlingen gibt, sei in erster Linie darauf zurückzuführen, dass Dänemark sich in einer Wachstumsperiode befindet. Da könnten politische Maßnahmen dann diese Entwicklung unterstützen und festhalten helfen. 

Torben Tranæs spekuliert auch darüber, wie es den Nachkommen zukünftig gehen wird. Die ersten Erfahrungen, die man gemacht habe, seien überwiegend auf Nachkommen von Gastarbeitern basiert. Die haben hinsichtlich der ökonomischen Bezüge den Abstand zu den ethnischen Dänen halbiert im Vergleich zu ihren Vorfahren: „Aber die Unsicherheit entsteht, weil die nächste Gruppe von Nachkommen Flüchtlingskinder sein werden. Und über die wissen wir weit weniger, wenn es um Integration auf dem Arbeitsmarkt geht.“

 

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