Landwirtschaft

Forscher widersprechen Umweltministerin

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Paul Sehstedt
Aarhus/Kopenhagen
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Mit der Wiederbelebung eines Verbotes aus dem Jahr 2015 will Umweltministerin Lea Wermelin Wiesen und Grünland vor Pflügen, Düngen und dem Einsatz von Pestiziden schützen. Foto: Ute Levisen

Gesetzesvorschlag für die Artenvielfalt fast bedeutungslos – Naturschutz der Staatsforsten hätte einen größeren Effekt.

Mit der Wiederbelebung eines Verbotes aus dem Jahr 2015 will Umweltministerin Lea Wermelin Wiesen und Grünland vor Pflügen, Düngen und dem Einsatz von Pestiziden schützen, um so die biologische Artenvielfalt auf rund 37.000 Hektar zu fördern. Doch dies halten die Forscher Rasmus Ejrnæs von der Universität Aarhus und Professor Hans Henrik Bruun, Uni Kopenhagen, lediglich für Symbolpolitik, da auf den ausgewiesenen Gebieten nicht mehr viel Natur zu finden ist.

„Ob auf diesen Wiesen nicht mehr gedüngt und keine Pestizide verwendet werden, hat nur eine symbolische Bedeutung, um bestimmten Wählergruppen zu signalisieren, dass die Regierung der Natur nur Gutes will“, erklärt Hans Henrik Bruun gegenüber dem Internetportal ,ing.dk'.

„Die Vorschläge von Fachleuten über den Einsatz von effektiven Maßnahmen wurden nicht gehört.“

Die beiden Experten weisen darauf hin, dass jahrelanges Bearbeiten, Düngen und der Anbau von Kulturpflanzen das betreffende Grünland in eine Kulturlandschaft verwandelt hat, und das bedeutet, dass nur sehr wenig bedrohte Natur durch das Verbot geschützt wird.

Bedrohte Arten finden sich unter anderem in den vielen Staatsforsten, die von der Naturverwaltung (Naturstyrelsen) betrieben werden. Diese Forstwirtschaft führt zu einer einspurigen Entwicklung, die vielen Arten ihre Lebensgrundlage entzieht.

„Statt sich in ein symbolisches Gemetzel mit der Landwirtschaft zu stürzen, sollen die Gebiete, wo heute noch echte Natur besteht, gefördert werden“, setzt Bruun fort. Absprachen mit den Waldbesitzern und Subventionen für Naturschutz wären laut den beiden Wissenschaftlern sinnvoll. Der Staat solle als gutes Beispiel mit den Staatsforsten den Anfang machen, weil er die größte Forstwirtschaft in Dänemark betreibt. Die Natur wird durch die intensive Forstwirtschaft, die die Naturverwaltung vornimmt, laut Ejrnæs systematisch zerstört.

Die Umweltministerin weist die Kritik der Experten zurück und unterstreicht, dass das Verbot die Artenvielfalt innerhalb von zehn Jahren deutlich verbessern wird. Lea Wermelin sieht daher keinen Grund, vom Inkraftsetzen des Verbotes abzusehen.

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