Coronavirus

Expertenkritik an SSI: Daten monatelang nicht veröffentlicht

Expertenkritik an SSI: Daten monatelang nicht veröffentlicht

Expertenkritik an SSI: Daten monatelang nicht veröffentlicht

Ritzau/hm
Kopenhagen
Zuletzt aktualisiert um:
Das SSI befürchtet dass eine Mutation des Coronavirus, entstanden in Nerzen, zukünftige Impfstoffe schwächen oder wirkungslos machen könnte. Laut „Berlingske" hat das SSI das Wissen um die Mutation monatelang nicht geteilt. Foto: Frankhoemann/Picture Alliance/Ritzau Scanpix

Über einige Monate hat das Staatliche Serum Institut keine Daten über das Coronavirus in einer internationalen Datenbank veröffentlicht. Das verwundert einen Harvard-Wissenschaftler, der meint, Dänemark hätte viel gewinnen können.

Wie die Zeitung „Berlingske“ berichtet, kritisieren Experten das Staatliche Serum Institut (SSI), die dänische Seuchenschutzbehörde, dafür, dass dieses nach Meinung dieser Personen wichtige Informationen über das Coronavirus in Nerzen nicht mit anderen geteilt hat.

Der Zeitung zufolge hat Dänemark in einem Zeitraum von Mai bis Oktober keine einzige Virus-Sequenz in der internationalen Datenbank Gisaid veröffentlicht. Eine solche Veröffentlichung hätte Fachleuten und der Öffentlichkeit einen Einblick in die Funde ermöglicht, die in Dänemark gemacht wurden.

Das SSI hatte die besondere Coronavirus-Mutation in Nerzen, Cluster 5 genannt, im August entdeckt. Im November teilte die dänische Regierung mit, dass alle Nerze in Dänemark getötet werden sollten. Zu diesem Zeitpunkt hatte das SSI nachweisen können, dass von der Cluster 5-Mutation eine Gefahr für eine kommende Corona-Impfung ausgehen könnte. Deren Wirkung könnte abgeschwächt oder gar aufgehoben werden.

Kasper Lage, Wissenschaftler an der Harvard-Universität wundert sich darüber, dass Dänemark in einem Zeitraum von fünf Monaten keine Daten in die Datenbank gelegt hat. Zu „Berlingske“ sagte er, das Staatliche Serum Institut hätte dabei eine Menge gewinnen können.

Prefessor: SSI hatte Datenschutz-Bedenken

Professor Mads Albertsen von der Universität Aalborgunterstützt das SSI bei der Analyse von Gisaid-Daten. In „Berlingske“ erläutert er, warum das SSI zurückhaltend vorgegangen ist. „Das SSI und andere teilten uns mit, dass sie sich Sorgen um den Datenschutz machten. Es gab im Sommer nur wenige Infektionen, sodass man befürchtete, dass Personen identifiziert werden könnten. Wir machten aber Druck, um die Erlaubnis zu bekommen, die Daten zu veröffentlichen.“

Das SSI wollte sich gegenüber „Berlingske“ zu diesem Thema nicht äußern.

SSI-Direktor Kåre Mølbak hatte bereits im September die Empfehlung ausgesprochen, dass Angestellte auf Nerzfarmen sowie deren Angehörige sich in Isolation begeben, um eine Ausbreitung des Coronavirus über Nerzfarmen und härtere Restriktionen zu verhindern. Dieser Empfehlung wurde aber nicht Folge geleistet.

In den vergangenen Tagen hat sich gezeigt, dass die Regierung keine Rechtsgrundlage hat, alle Nerze im Land töten zu lassen. Um eine solche Rechtsgrundlage zu erhalten, benötigt die Regierung eine Mehrheit im Folketing.

 

Mehr lesen