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Biberfell als Statussymbol im Dänemark der Wikinger

Biberfell als Statussymbol im Dänemark der Wikinger

Biberfell als Statussymbol im Dänemark der Wikinger

FS/Videnskab.dk
Valby
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So stellen sich Forschende ein Bieberfell aus der Wikingerzeit vor. Foto: Roberto Fortuna

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Wie haben die Wikinger ihren sozialen Status zur Schau getragen? Womöglich durch importierte Biberfelle. Aktuelle Forschung hat dazu neue Ergebnisse geliefert.

Die feinsten Wikinger kauften Biberfelle im Ausland und benutzten die flotte Kleidung, um einen hohen Status im Heimatland zu signalisieren.

Zu diesem Ergebnis kommen dänische Forschende nach Analysen von Fellstücken aus den Gräbern der reichsten dänischen Wikinger, wie die Zeitschrift „Videnskab.dk“ berichtet.

„Das ist spannend, weil es das erste Mal ist, dass wir einen solchen Beweis haben, dass Fell während der Wikingerzeit nach Dänemark importiert wurde. Biber lebten damals nämlich nicht in Dänemark“, sagt Luise Ørsted Brandt, Lektorin in der geobiologischen Abteilung des Globe Institute an der Universität Kopenhagen, zu „Videnskab.dk“.

Luise Ørsted Brandt stand an der Spitze der Arbeitsgruppe, die gerade das Tagebuch Plos One herausgebracht hat.

Proteine führten zu neuem Wissen

Bisher sei es schwierig gewesen, herauszufinden, ob die Felle der Wikinger aus dänischen Tieren, wie etwa Hasen, Mardern oder Eichhörnchen, hergestellt wurden oder aus anderen Orten der Welt stammten, erklärt Luise Ørsted Brandt.

Fellreste aus der Wikingerzeit werden durch die vielen Jahre in den Gräbern meist abgebaut und beinhalten oft nur noch sehr wenig oder keine DNA mehr, die analysiert werden kann.

Forschende können dem Tier hinter dem Fell mit der Hilfe der Mikroskopie auf die Spur kommen. Dabei vergrößern die Forschenden kleine Details in der Struktur des Fells stark und vergleichen sie mit modernen Fellen – die Methode wird nur durch den Fakt, dass Fell mit der Zeit abgebaut wird, sehr herausgefordert.

Deshalb analysierten die Forscherinnen und Forscher auch lange haltbare Proteine, wie sie in Fellstücken aus sechs dänischen Wikingergräbern gefunden wurden. Diese Ergebnisse waren deutlich klarer als die Resultate der DNA- und Mikroskopieanalyse.

Luxusprodukte signalisieren Elite

Wenn die Forschenden Daten anderer Studien miteinbeziehen, zeichnet sich das Bild, dass ein Teil des Zubehörs in den Gräbern – Gürtel, Riemen für Portemonnaies oder Schuhe –  aus der Haut bekannter dänischer Haustiere, wie Ziege oder Kuh, hergestellt wurden.

Fell von wilden Tieren, wie dem importierten Biber, fanden Forschende dementgegen nur in Gewändern, die sowohl Männern als auch Frauen für alle sichtbar trugen.
„Daraus lässt sich ableiten, dass die exklusiven Felle von importierten Tieren offensichtlich getragen und als Statussymbol verwendet wurden. Das war genauso ein Luxusprodukt wie etwa eine Hermès-Tasche heute“, sagt Luise Ørsted Brandt zu „Videnskab.dk“.

Sie meint weiter: „Die Wikingerzeit ist eine spannende Periode mit Reisen, Handel und internationaler Großpolitik; und wahrscheinlich war deren Elite unterwegs und hat andere Eliten aus ganz Europa und vielleicht Arabien getroffen. Vielleicht konnte man an Luxusprodukten wie dem Biberfell erkennen, dass die Wikinger ein Teil der Elite waren“, mutmaßt  Luise Ørsted Brandt.

Die Wikinger haben laut alten arabischen Schriften auch Felle an die arabischen Könige verkauft.

Woher kamen die Felle?

Es klingt in der heutigen Zeit vielleicht nicht so exotisch, ein Biberfell zu tragen, aber laut Luise Ørsted Brandt sind die Haare des Bibers glänzend und wärmend.
Das Fell war demnach wahrscheinlich schön und dick – und da der Bieber ja im Wasser lebt auch wasserabweisend.

Forschende können belegen, dass das Fell nicht aus Dänemark kommt, näher kann der Ursprung allerdings nicht eingegrenzt werden, schreibt „Videnskab.dk“.

Laut Luise Ørsted Brandt sprechen schriftliche Quellen von umfassendem internationalen Handel mit Fellen von etwa Bibern und Füchsen mit russischem Ursprung.
Das nördliche Skandinavien ist da eine gute Möglichkeit.

Der Biber hat mit hoher Wahrscheinlichkeit im nördlichen Schweden gelebt, und einzelne Felle und Knochen wurden in den Ruinen von Birka gefunden, was vor 1.000 Jahren eine große Handelsstadt der Wikinger war.

„Tüchtige Menschen“ bekräftigen Wissen über Wikingerzeit

Luise Ørsted Brandt betont, dass die Forschenden im Ganzen nur 14 Proben aus den sechs dänischen Wikingergräbern untersucht haben. Das Material ist also weiterhin nur begrenzt belastbar. Die Hoffnung ist, dass in Zukunft mehr Proben untersucht werden können.

Dasselbe meint Professor Søren M. Sindbæk, der die Studie nicht mit erstellt hat, sie aber auf „Videskab.dk“ gelesen hat.

Søren Sindbæk ist froh, dass „tüchtige Menschen“ jetzt ältere Funde untersucht haben, die im Nationalmuseum liegen, sodass dieses Wissen nun ins Spiel kommen kann. In diesem Fall ist dies sogar Wissen, das andere Forschung gut unterstützt.

„Fell und Fellhandel waren ein großes Geschäft während der Wikingerzeit und dem Mittelalter. Das wissen wir unter anderem aus Hunderten Funden von Marderknochen in Ribe.“

„Auf diese Weise ist das Ergebnis eine Übereinstimmung mit den Erwartungen“, schreibt Søren Sindbæk vom Centre for Urban Network Evolutions (UrbNet) an der Universität Aarhus in einer E-Mail an „Videnskab.dk“.

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