Arbeitsmarkt

Knapp jeder dritte Anstellungsversuch misslingt

Knapp jeder dritte Anstellungsversuch misslingt

Knapp jeder dritte Anstellungsversuch misslingt

Ritzau/nb
Kopenhagen
Zuletzt aktualisiert um:
Boris Buono ist Koch beim Hotel The Socialist in Kopenhagen. Er hat Schwierigkeiten damit, Arbeitskräfte zu beschaffen (Archivfoto). Foto: Mathias Eis/Ritzau Scanpix

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Der Mangel an Arbeitskräften ist nach Auffassung des Dänischen Arbeitgeberverbandes aktuell die größte Herausforderung für die dänische Wirtschaft.

Dänische Unternehmen versuchen oftmals vergebens, neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einzustellen.

Das geht aus aktuellen Zahlen der Behörde für Arbeitsmarkt und Rekrutierung hervor.

Demnach ist es den Unternehmen im Zeitraum von September vergangenen Jahres bis Februar dieses Jahres in 29 Prozent aller Versuche misslungen, neue Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu einzustellen.

Ausreichend Arbeitskräfte fehlen bereits seit Längerem

Das Fehlen von Arbeitskräften fordert die dänische Wirtschaft bereits seit Längerem heraus. Die aktuellen Zahlen belegen nach Ansicht der Dänischen Arbeitgebervereinigung, dass sich daran nichts geändert hat.

„Die Zahlen zeigen ganz deutlich, dass der Mangel an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern weiterhin die größte Herausforderung der dänischen Wirtschaft ist. An jedem Tag gehen sowohl der Gesellschaft als auch den Unternehmen Arbeitsplätze, Wachstum und Wohlstand verloren, weil es nicht genügend Hände gibt“, sagt der Direktor der Dänischen Arbeitgebervereinigung, Jacob Holbraad.

Regierung lenkt Augenmerk auf Problematik

Die fehlende Zahl an Arbeitskräften ist auch nach Auffassung der Regierung zu einer der Top-Prioritäten geworden, die es zu lösen gelte. In ihrer Neujahrsansprache hatte Staatsministerin Mette Frederiksen (Soz.) erstmals die Bereitschaft erklärt, Möglichkeiten für das Anwerben von mehr ausländischen Arbeitskräften zu diskutieren.

Dies ist normalerweise für eine sozialdemokratische Regierung eine Gratwanderung, denn vonseiten der Gewerkschaften kommt die Sorge vor einer wachsenden Zahl schlecht bezahlter Arbeitskräfte.

Verdienstgrenze für ausländische Arbeitskräfte wird abgesenkt

Allerdings gelang es der Regierung nach längeren Verhandlungen in der vergangenen Woche, eine breite Absprache einzugehen, mit der die Verdienstgrenze für ausländische Beschäftigte abgesenkt wird.

Demnach geht sie am 1. Dezember dieses Jahres von derzeit 448.000 Kronen auf 375.000 Kronen zurück. Die Vereinbarung soll zunächst für drei Jahre gelten.

Frühere Umsetzung gewünscht

Nach Ansicht von Martin Kyed, Chefökonom der Vereinigung mittelständischer Unternehmen, in der sich 18.000 große und kleine Unternehmen zusammengeschlossen haben, sei ein Inkrafttreten der Vereinbarung erst im Dezember jedoch viel zu spät.

„Die Zahlen zeigen, dass wir noch immer damit kämpfen, genügend qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die dänischen Unternehmen zu bekommen. In einigen Branchen ist der Bedarf enorm. Die Vereinbarung sollte deswegen ab sofort gelten. Das Folketing hat sich nicht gerade ins Zeug gelegt, wenn man bedenkt, dass die erheblichen Herausforderungen bei Neueinstellungen bereits bestanden, noch bevor Covid-19 auf dem Rückzug war“, sagt Kyed.

In 17 Prozent der Fälle kein Erfolg

Die Analyse der Behörde für Arbeitsmarkt und Rekrutierung zeigt auch, dass 17 Prozent oder 79.100 aller Anstellungsversuche damit enden, dass die freie Arbeitsstelle unbesetzt bleibt.

Bei 12 Prozent der Anstellungsversuche wird eine offene Stelle mit einer Person besetzt, die nicht alle gewünschten Qualifikationen mitbringt.

Mehr lesen

Ukraine-Krieg

Ecco bricht Schweigen zum Schutz der Angestellten

Tondern/Bredebro Die Unternehmensführung des nordschleswigschen Schuhkonzerns Ecco verteidigt die eigenen Geschäftsaktivitäten in Russland nach zwei Jahren des Schweigens in einer Pressemitteilung. Dies geschieht, nachdem der Venstre-Politiker Jan E. Jørgensen Ecco-Mitarbeitende mit Kollaborateuren des Zweiten Weltkriegs verglich, und die Angestellten dazu aufforderte, zu kündigen oder anderweitig gegen die Firmenpolitik zu protestieren.

Diese Woche In Kopenhagen

Walter Turnowsky ist unser Korrespondent in Kopenhagen
Walter Turnowsky Korrespondent in Kopenhagen
„Hurra, der Kindersegen ist ausgeblieben!“