Landwirtschaft

Arla: Kuh-Rülpser und Dünger bestimmen in Zukunft den Lohn

Arla: Kuh-Rülpser und Dünger bestimmen in Zukunft den Lohn

Arla: Kuh-Rülpser und Dünger bestimmen in Zukunft den Lohn

Jon Thulstrup
Jon Thulstrup
Kopenhagen
Zuletzt aktualisiert um:
Durch eine mögliche Klimasteuer würde die Milchproduktion an Wettbewerbsfähigkeit verlieren, meint die Organisation „Landbrug & Fødevarer“. Foto: Leon Ephraïm/Unsplash

Um den CO2-Austoß der Landwirtschaft einzudämmen, will der Meiereigigant Arla in Zukunft die Landwirte nach ihrem Klimastempel belohnen. Die Bauern zweifeln an einem solchen Rechnungsmodell.

Sorge für weniger Gas in den Mägen deiner Kühe, liefere deine Gülle an die nächstgelegene Biogasanlage und pflanze mehr Bäume und Büsche, dann bezahlen wir dir auch mehr Geld für deine Milch. So in der Art könnte der Vorschlag zu einem neuen Rechnungsmodell des Meiereikonzerns Arla an die rund 10.000 Milchproduzenten lauten. Laut Jan Toft Nørgaard, Vorstandsvorsitzender des Unternehmens, soll ab 1. Januar 2021 ein neues, „grünes“ Rechnungsmodell eingeführt werden, berichtet die Nachrichtenagentur Ritzau.

„Heute bezahlen wir die Landwirte nach der Qualität der von ihnen gelieferten Milch. Wenn wir aber in Zukunft auf unsere Klimabelastung achten sollen, dann müssen wir ein Modell erschaffen, nach dem der CO2-Ausstoß der jeweiligen Landwirte in der Abrechnung mit einbezogen wird“, so Nørgaard.

Laut Plan wird die Chefetage im kommenden Herbst einen Vorschlag präsentieren, den das Unternehmen dann mit den Landwirten weiter bearbeitet. Dadurch werden die Bauern bei der Erstellung eines neuen Rechnungsmodells mit einbezogen. „Wir wollen ein Modell, das sicherstellt, dass jeder für seine Erfolge honoriert wird“, so Nørgaard. Er denkt nicht, dass sich seine Kollegen aus der Landwirtschaft gegen den Vorschlag wenden werden. „Wir Landwirte sind im Grunde Sportler, die sich immer verbessern wollen“, erklärt der Vorsitzende.

Vieles noch unklar

Einer dieser von Nørgaard erwähnten „Sportler“ ist der Großbauer und Vorsitzende des Verbandes dänischer Milchproduzenten, Kjartan Poulsen aus Westjütland. Grundlegend sei er für eine „grünere“ Preisabrechnung. Er unterstreicht jedoch, dass vieles bei der Umsetzung noch unklar sei.

„Ich bin ein wenig gespalten. Wenn wir bei den Kühen etwas verändern sollen, dann wird es ungemein schwer werden. Reden wir aber über eine Umstellung unserer Traktoren von Diesel auf Gas, sind wir selbstverständlich dabei“, so Poulsen zu Ritzau. Beim Pflanzen von Bäumen, um in der Erde mehr CO2 zu binden, hat er auch seine Bedenken. „Nicht alle Bauern haben die Möglichkeit, ihre Felder so zu bewirtschaften, wie es manche Forscher gerne hätten. Bei mir besteht die Erde aus Sand, im Osten eher aus Lehm. Deshalb müssen individuelle Lösungen her“, so der Großbauer.

Unter den Milchproduzenten sind die dänischen Landwirte laut einer neuen Studie der Uni Aarhus EU-weit die klimafreundlichsten. Pro Kilogramm Milch werden in Dänemark am wenigsten Treibhausgase in die Atmosphäre ausgestoßen.

Klima hoch im Kurs

Auch bei der Ökomeierei Naturmælk in Brauderup bei Tingleff steht das Klima hoch im Kurs. Doch dort will man die Landwirte nicht nach Klimaeinsatz bezahlen, erklärt der Meiereichef Leif Friis Jørgensen. „Wir machen Nachhaltigkeits-Analysen auf den Bauernhöfen unserer Milchproduzenten. Diese können dann die Landwirte dazu verhelfen, klimafreundlicher zu werden“, so der Meiereichef.

Sein Unternehmen arbeite schon seit Längerem an den Themen Nachhaltigkeit und Klimafreundlichkeit. „Beispielsweise verwenden wir klimafreundlichere Milchkartons“, unterstreicht er. „Zudem arbeiten wir bei der Nachhaltigkeit auf zwei Ebenen. Die eine beim Milchproduzenten, und die andere in der Meierei, wo wir mit anderen Nahrungsmittelproduzenten ein Projekt zur nachhaltigen Produktion von Nahrungsmitteln ins Leben gerufen haben“, erklärt Jørgensen.

Mehr lesen

Leitartikel

Cornelius von Tiedemann
Cornelius von Tiedemann Stellv. Chefredakteur
„Die Bonus-Milliarden für die Minkzuchten sind eine Farce“

Leitartikel

Siegfried Matlok
Siegfried Matlok Senior-Korrespondent
„Europäischer Erdrutsch“