Lebenshaltungskosten

Sinkende Rohstoffpreise: Ende der Inflation in Sicht

Sinkende Rohstoffpreise: Ende der Inflation in Sicht

Sinkende Rohstoffpreise: Ende der Inflation in Sicht

cvt/Ritzau
Kopenhagen
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Die Verbraucherpreise sind laut Statistikbehörde innerhalb eines Jahres um 8,2 Prozent gestiegen (Symbolfoto). Foto: Thomas Lekfeld/Ritzau Scanpix

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Die Kosten für die Produktion fallen: Expertinnen und Experten sehen Anzeichen dafür, dass die Verbraucherpreise nicht weiter steigen werden. Sie erklären, was der Wettbewerb damit zu tun hat.

Um mehr als 8 Prozent sind die Preise für Verbraucherinnen und Verbraucher in den vergangenen zwölf Monaten gestiegen. Eine seit Jahrzehnten nicht gesehene Inflation hat Dänemark erfasst. Doch ein Ende ist in Sicht – das meinen jedenfalls einige dänische Ökonominnen und Ökonomen laut „Politiken“.

Einige Rohstoffe sind wieder deutlich billiger geworden, um 10 bis 50 Prozent sind die Preise gefallen, sagt Tom Bundgaard, Chaefanalytiker bei der Rohstoffanalytik-Agentur Mintec.

Mehl
Weizen ist einer der Rohstoffe, der wieder im Preis nachlässt. Mehl und Brot werden dadurch wieder günstiger, erwarten Ökonominnen und Ökonomen (Symbolfoto). Foto: Signe Goldmann/Ritzau Scanpix

Eine Rakete, die auch wieder herunterkommt

Palmöl, Weizen und Holz gehören dazu. „Wenn die Rohstoffpreise steigen, ist das immer wie eine Rakete, weil die Märkte in Panik geraten. Dann macht die Preiskurve ein umgekehrtes V, was heißt, dass sie steil ansteigt, dann aber auch wieder abstürzt, wenn die Spitze erreicht ist“, sagt Bundgaard zu „Politiken“ und prophezeit, dass dies nun auch der Fall sein werde.

Die Preise seien, auch schon vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine, irrational angestiegen.

„Preisblase“ wird platzen – aber noch lange nachwirken

Henning Otte Hansen, Chefberater vom Institut für Nahrungsmittel- und Ressourcenökonomie an der Uni Kopenhagen, wählt mit der „Preisblase“ ein anderes Bild für dasselbe Phänomen.

Die Blase werde bald schon platzen, meint er im Gespräch mit der Nachrichtenagentur „Ritzau“. Mit sofortigen Preisnachlässen sei deshalb aber nicht zu rechnen.

„Es dauert oft länger, bevor sich das auf unsere Lebensmittelpreise im Einzelhandel niederschlägt“, sagt er. Zwei bis drei Jahre könne es noch dauern, bis das Niveau wieder „normal“ sei.

Warum die Rohstoffpreise fallen

  • Laut Chefberater Henning Otte Hansen von der Abteilung für Nahrungsmittel und Ressourcenökonomie an der Universität Kopenhagen gab es in letzter Zeit Preisrückgänge, vor allem bei Nutzpflanzen.
  • Dies ist vor allem auf die Aussicht auf eine gute Ernte in diesem Jahr in Nordamerika und Russland zurückzuführen. Das größere Angebot an Getreide führt unter anderem zu einem Preisverfall.
  • Kurzfristig sind die größten Preisrückgänge bei Brot, Mehl und Nudeln zu erwarten - also bei Lebensmitteln, die aus Getreide hergestellt werden.
  • Längerfristig werden wir einen Rückgang der Realpreise für Lebensmittel im Allgemeinen erleben. Das bedeutet, dass der Preis weniger stark steigt als die Inflation. Das hängt mit neuen Technologien in der Landwirtschaft zusammen, die die Produktion effizienter machen, sowie mit widerstandsfähigeren Pflanzensorten und größeren Betrieben, die die Produktion auch billiger machen, erklärt Henning Otte Hansen.

Hansen: Milch und Fleisch bleiben teuer

Doch schon in einem halben Jahr würden die Produkte in den Supermärkten wieder ein wenig billiger sein als jetzt. Der Einzelhandel sei in der Regel schnell dabei, die Preise anzuheben – lasse sich beim Herunterstufen dann aber viel Zeit.

„Auf lange Sicht werden die tatsächlichen Preise für Nahrungsmittel aber sinken. Denn die Preise steigen weniger schnell an als die Inflation“, sagt Hansen, der vorerst allerdings weitere Preisanstiege bei Milchprodukten und Fleischwaren vorhersieht.

Louise Aggerstrøm Hansen Foto: Poul Christensen/Danske Bank

Danske Bank: Marktwirtschaft regelt Preisniveau

Louise Aggerstrøm Hansen, Verbraucherökonomin bei der Danske Bank, sieht die gesättigte Weltwirtschaft als Grund für sinkende Rohstoffpreise: „Das Wachstum lässt nach, und das sorgt letztlich dafür, dass die Preise nachlassen, auch hierzulande“, sagt sie.

Dank des Wettbewerbs bestehe kaum die Aussicht, dass die Unternehmen die hohen Verbraucherpreise für Produkte, die inzwischen wieder günstiger hergestellt werden, auf Sicht aufrechterhalten können – denn wenn eine Kette für ein Produkt die Preise senkt, sehen sich andere gezwungen, nachzuziehen.

 

 

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