EM-Qualifikation

Das Wunder von Basel: Dänemark macht aus 0:3 noch ein 3:3

Das Wunder von Basel: Dänemark macht aus 0:3 noch ein 3:3

Das Wunder von Basel: Dänemark macht aus 0:3 noch ein 3:3

Basel/Kopenhagen
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Danke Dalsgaard – der Verteidiger machte gegen die Schweiz das 3:3 in der Nachspielzeit. Foto: Mads Claus Rasmussen, Ritzau/Scanpix

Dänische Erfolgsserie hält noch an: 26 Spiele ohne Niederlage. Drei Tore in den letzten zehn Minuten.

Seit 25 Spielen hatte die dänische Fußballnationalmannschaft nicht mehr verloren, und nun stand sie am Rande einer blamablen Niederlage: 0:3 war der Spielstand nach 76. enttäuschenden Minuten gegen die Schweiz. Doch am Ende retten die Unbesiegbaren doch noch ein 3:3 über die Runden. Aus dem Fehlstart wurde das Wunder von Basel und ein "perfekter" Start in die EM-Qualifikation.

Der Punkt ist Gold wert, denn die EM wird 2020 in zwölf Nationen ausgetragen – darunter auch in Dänemark, wo die dänische Mannschaft zwei Heimspiele in Kopenhagen haben könnte.

Nach dem Unentschieden haben die Dänen einen kleinen Vorteil vor den weiteren Begegnungen in der Gruppe D, wo auch noch die Gegner Irland, Georgien und Gibraltar warten.

Nationaltrainer Åge Hareide haderte mit der (fehlenden) Entscheidung des slowenischen Schiedsrichters Damir Skomina beim 0:1 der Schweizer. Foto: Mads Claus Rasmussen, Ritzau/Scanpix

Beide Mannschaften lieferten sich in der Anfangsphase einen offenen Schlagabtausch, ohne sich allerdings die ganz großen Chancen zu erspielen: Dänemark störte früh und machte ständig Druck, doch die Schweizer befreiten sich immer wieder und waren vor allem durch Konter gefährlich.

In der 18. Minute hätte Dänemark dann gut den Videobeweis gebrauchen können. Die Abwehr konnte eine Flanke der Gastgeber nicht abwehren und als Ajeti dann auch noch den Oberarm zur Hilfe nahm, hatte Remo Freuler keine Probleme, mit einem harten Flachschuss aus kurzer Distanz Kasper Schmeichel im dänischen Tor zum 1:0 zu überwinden.

Trotz Proteste der dänischen Spieler wurde das 1:0 der Schweizer gegeben. Zuvor hatte Ajeti seinen Oberarm eingesetzt, um seinen Mitspieler Freuler freizuspielen. Foto: Mads Claus Rasmussen, Ritzau/Scanpix

Danach war die dänische Mannschaft erst einmal konsterniert und frustriert, machte Fehler und brachte kein zusammenhängendes Spiel mehr zustande.

Die Schweizer spielten dagegen mit Überblick und waren in der Defensive physisch überlegen und schneller in der Auffassung. Die Schweizer kontrollierten Spiel und Gegner und waren in allen Belangen die bessere Mannschaft.

Nur sporadisch konnte sich Dänemark vor der Halbzeit aus der Defensive lösen, ohne jedoch im Angriff vielversprechende Akzente setzen zu können. Vor allem das dänische Mittelfeld mit Christian Eriksen, Thomas Delaney und Lasse Schøne war über weite Phasen außer Gefecht gesetzt. Das war alles andere als EM-tauglich.

 

Martin Braithwaite ärgert sich in der Anfangsphase über eine vergebene Möglichkeit. Foto: Mads Claus Rasmussen, Ritzau/Scanpix

Nach der Pause dann kurzzeitig dänischer Jubel, als Nicolai Jørgensen Yussuf Poulsen vor dem Tor völlig freispielte und dieser eiskalt verwandelte. Doch der Bundesligastürmer befand sich eine Haaresbreite im Abseits. Kein Tor.

Aber Dänemark hatte erstmals Mut und Kreativität im Spiel nach vorne gezeigt. Ein Zeichen? Dänemark machte zunächst einen wesentlich besseren Eindruck, war schneller am Ball und erspielte sich Chancen. Nicolai Jørgensen zog in der 53. Minute endlich aufs Tor ab, aber direkt auf den Schlussmann der Schweizer.

Die mögliche Vorentscheidung fiel mitten in einer guten dänischen Phase, als die Schweizer in der 64. Minuten einen Konter nutzten den Granit Xhaka aus der Distanz schnurgerade ins obere linke Eck hämmerte. Ein Traumtor des Arsenal-Spielers, der nicht nur wegen seines Tores der beste Spieler des Abends war. Xhaka lenkte das Schweizer Spiel mit viel Übersicht – so wie es die dänischen Fans eigentlich von Eriksen und Delaney erwartet hatten.

Traumtor durch Xhaka: 2:0 für die Schweizer. Foto: Mads Claus Rasmussen, Ritzau/Scanpix

Åge Hareide reagierte: nahm den glücklosen Nicolai Jørgensen und Lasse Schøne aus dem Spiel und stellte stattdessen Christian Gytkjær und Pierre-Emil Højbjerg aufs Spielfeld.

In der 71. Minute hatte Christian Eriksen eine Chance, die der Mönchengladbacher Torhüter Yann Sommer aber mit einem Reflex abwehrte.

Und wiederum waren es die Gastgeber, die ihre Effizienz vor dem Tor zeigten: Breel Embolo stand in der 76. Minute bei einem Eckball völlig frei und zirkelte den Ball unter Kasper Schmeichel, der diesmal nicht den besten Eindruck machte – allerdings ein weiteres Mal von seinen Vorderleuten in Stich gelassen wurde.

Eigentlich die Entscheidung. Das glaubten auch die Schweizer, die kurz danach Xhaka auswechselten.

Matthias Zanka Jørgensen leitet die Aufholjagd der Dänen mit seinem Tor zum 1:3 ein. Foto: Mads Claus Rasmussen, Ritzau/Scanpix

1:3, 2:3, 3:3

Bezeichnend für das Offensivspiel der Dänen war es ausgerechnet Abwehrspieler Matthias Zanka Jørgensen, der sechs Minuten vor Schluss den Anschlusstreffer erzielte – und wie es sich zeigen sollte, die Dänen endlich wach rüttelte.

Denn es kam noch unerwartet Spannung auf: Christian Gytkjær machte nach einer Traumvorlage von Yussuf Poulsen das 2:3 (88. Minute). War doch noch was drin?

Eine Minute später sogar die Chance zum 3:3: Christian Eriksen zog bei einem Freistoß direkt ab und zwang Yann Sommer zu einer Parade. Und Sommer schien zum Matchwinner der Schweizer zu werden, als er in der Nachspielzeit einen tollen Kopfball von Gytkjær aus kürzester Distanz abwehrte.

Doch Henrik Dalsgaard machte per Kopfball in der dritten Minute der Nachspielzeit schließlich das glückliche 3:3. Es war das Wunder von Basel.

Der Punkt gegen die Schweiz wurde in der letzen Minute gesichert. Foto: Mads Claus Rasmussen, Ritzau/Scanpix

"Das war ein fantastischer Abschluss", sagte Nationaltrainer Åge Hareide, der 83 Minuten lang ein schwaches Spiel seiner Mannschaft erlebte. "Das war wie Jungenfußball", kritisierte er.

"Aber wir haben in jedem Spiel den Glauben, dass wir gewinnen können und wir spielen mit viel Herz", so Hareide, der im Kanal-5-Studio auch Zeit hatte zu scherzen: "Jetzt wurden wir so lange dafür kritisiert, dass wir nur 0:0 spielen. Daher machten wir diesmal ein 3:3", lachte der Norweger.

Auch Mittelfeldspieler Christian Eriksen konnte es kaum glauben: "Es ist Wahnsinn, wie schnell sich die Dinge im Fußball ändern können – und wie schnell man den Glauben zurückbekommen kann."

 

Was ist hier gerade passiert, scheinen die dänischen Spieler sich zu fragen. Foto: Mads Claus Rasmussen, Ritzau/Scanpix
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