Fall Holst

Zwei der größten Holst-Kritiker ließen sich selbst Sprachkurse bezahlen

Zwei der größten Holst-Kritiker ließen sich selbst Sprachkurse bezahlen

Zwei der größten Holst-Kritiker ließen sich selbst Sprachkurse bezahlen

Peter Lassen
Peter Lassen Hauptredaktion
Vejle
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Carl Holst Foto: Scanpix

Die Rechnungen für Sprachkurse der beiden sozialdemokratischen Regionspolitiker Poul-Erik Svendsen und Karsten Uno Petersen sorgen für Diskussion über Moral und Doppelmoral.

Die Rechnungen für Sprachkurse der beiden sozialdemokratischen Regionspolitiker Poul-Erik Svendsen und Karsten Uno Petersen sorgen für Diskussion über Moral und Doppelmoral.

Nach dem Motto Moral ist gut – Doppelmoral ist besser, agieren offenbar einige Politiker im Regionsrat der Region Süddänemark in Vejle.

Die Chefgenossen Poul-Erik Svendsen und Karsten Uno Petersen gehören zur breiten Mehrheit, die gegen den früheren Regionsboss Carl Holst (V) eine erneute Untersuchung durch eine Anwaltskanzlei befürworten. Diese soll unter anderem bewerten, ob die Sprachkurse, die Holst als Regionsvorsitzender auf Regionskosten bekommen hat, rechtens waren.

Im ersten äußert kritischen Holst-Rapport der Kanzlei Kromann wurden schon vor knapp zwei Jahren die Sprachkurse als kaum angreifbar eingestuft. Trotzdem will eine Mehrheit, zu der auch die beiden Spitzengenossen gehören, auch diesen Punkt untersucht haben, sofern im August endgültig grünes Licht gegeben werden sollte für eine weitere Untersuchung gegen Holst, die dann auch den Regionswahlkampf befruchten könnte.

Ließen sich selbst Sprachkurse bezahlen

Es zeigt sich nun nach Recherchen von Radio24syv, dass Svendsen und Uno zusammen für rund 30.000 Kronen Sprachkurse von der Region bezahlt bekommen haben. Es sei lächerlich, dass man versuche, Holst wegen seiner Sprachkurse zu belangen, und sich nun zeige, das einige von denen, die dies wollen, selbst Kurse für tausende Kronen bekommen haben, so Anders Drejer, Professor für Ökonomie und Führung an der Uni Aalborg zum Radiosender, der schon mehrfach für Holst in die Bresche gesprungen ist.

Genossen und Moral

Es sorgte im Spätsommer 2015 für Wirbel, dass Holst für Sprachkurse und Übersetzungen von Reden für internationale Veranstaltungen in den Jahren 2010 bis 2015 rund 70.000 Kronen verbraucht hatte.  Damals schwang sich insbesondere  Karsten Uno Petersen zum Moralapostel auf und meinte, man sollte versuchen, dass Geld von Holst einzufordern.

Die Recherchen von Radio24syv zeigen, dass Uno Petersen und sein Fraktionschef Svendsen  selbst Sprachunterricht für 32.213 Kronen bekommen haben. „Das zeigt deutlich, dass man Holst etwas ankreiden will – koste es, was es wolle“, so Professor Drejer, der zudem meint, dass Holst damals als oberster politischer Chef der Region  mehr Bedarf hatte, sich international ausdrücken zu können, als gewöhnliche Regionsratsmitglieder.

Eine Rechnung von  IBL Sprogservice zeigt, dass Svendsen 2012 für individuellen Sprachunterricht und dazu gehörige Fahrkostenvergütung 17.750 Kronen erhalten hat. Sein Kollege Karsten Uno Petersen hat 2013 Englischunterricht für 14.462,50 Kronen bekommen.

„Moralisch verwerflich“, so Holst-Gefolgsmann Holger Gorm Petersen von den Neuen Bürgerlichen, der vor ein paar Monaten im Regionsrat abblitze, als er forderte, dass man die Nebenkosten aller Regionsratsmitglieder unter die Lupe nehmen sollte. Er fordert nun, dass zumindest Svendsen und Uno Petersen untersucht werden.

Experten verwundert

Verwaltungsrechtsexperte Frederik Waage von der Süddänischen Universität zeigt sich über die neuen Informationen ebenfalls verwundert. Er hebt besonders hervor, dass ja auch die Kanzlei Kromann Reumert die Sprachkurse von Holst als nicht problematisch einstufte. Es sei schwer zu sehen, was bei einer weiteren Untersuchung herauskommen soll. Das nähere sich einer politischen Verfolgung von Carl Holst.

Karsten Uno Petersen gibt zu, dass er Sprachkurse erhalten hat und räumt ein, dass es falsch sei, die Kurse von Holst in den Auftrag für eine neue Untersuchung einzubauen, um auch dafür  Schadensersatz von Holst zu bekommen.

„Ich meine, dass der Sprachunterricht aus dem Auftrag für eine neue Untersuchung gestrichen werden soll. Ich habe immer gemeint, dass der Unterricht das nicht wert ist. Aber das war Teil eines politischen Kompromisses, wo andere Parteien der Meinung waren, dass auch dieser Punkt wichtig ist“, so Karsten Uno Petersen laut Radio24syv.
Fraktionschef Svendsen meint auch nicht, dass sein und die Kurse von Uno Petersen unter die Lupe genommen werden sollen: „Es ist aber klar, dass wir dazu Stellung nehmen müssen, falls Holst für seinen Sprachunterricht belangt werden sollte.“

Das letzte Wort ist in diesem Fall scheint noch nicht gesprochen. Am vergangenen Montag beschloss eine Mehrheit im Geschäftsausschuss, erstmal untersuchen zu lassen, ob die Region den Fall Holst eigentlich weiter untersuchen lassen darf – zumal alles ja relativ geklärt sei, diesen Stein des Zweifels brachten Radio24syv und Gorm Petersen Anfang der Woche auch ins Rollen. Im August soll geklärt sein, ob im Fall Holst weiter untersucht und bewertet wird.

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