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Wähler lassen Regierung fast durchfallen

Wähler lassen Regierung fast durchfallen

Wähler lassen Regierung fast durchfallen

Peter Lassen
Peter Lassen Hauptredaktion
Kopenhagen
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Die Dreier-Regierung wurde am 28. November auf Amalienborg vorgestellt. Foto: Scanpix

Der Chef der Konservativen, Søren Pape Poulsen, ist Klassenbester, während Venstres Inger Støjberg die Wählerschar extrem spaltet.

Der Chef der Konservativen, Søren Pape Poulsen, ist Klassenbester, während Venstres Inger Støjberg die Wählerschar extrem spaltet.

Die dänischen Wähler sind nah dran, die seit Ende November  regierende Koalition von Venstre, Liberaler Allianz und Konservativen durchfallen zu lassen.
In einer aktuellen Umfrage von Analyse Danmark für Ugebrevet A4 urteilen die befragten Wähler hart über die Ministerriege von Venstres Staatsminister Lars Løkke Rasmussen und geben ihr nur die Durchschnittsnote 3,6. In der Skala steht 12 für „hervorragend“, während alles unter 2 heißt: durchgefallen.
Diese Analyse wurde zum 9. Mal durchgeführt, und nur die vorige reine Venstre-Regierung kam mit der Zensur 3,3 schlechter weg.
Wahlforscher und Professor Kasper Møller Hansen von der Uni Kopenhagen meint da auch, dass Regierungschef Løkke kaum zufrieden sein kann mit dem Zensurendurchschnitt seiner nur ein halbes Jahr alten Regierung:
„Das zeigt, dass viele Dänen enttäuscht sind und nicht meinen, dass die Regierung es gut macht. Sie liegt am schlechten Ende der Skala, und es ist schwer, mit so einem Zeugnis in die Sommerferien zu gehen.“

Der politische Kommentator, Ex-Minister Hans Engell, gibt außerdem zu bedenken, dass die Wähler des blauen Blocks ihrer Regierung nur den  Notendurchschnitt 4,2 geben. Das sei ganz schwach, so der ehemalige konservative Minister Engell. Die Regierung brauche einfach einige Erfolge, um beim Wähler anzukommen. Es fehle an Kraft und Steuerung im Dreier-Team. „Die Wähler haben durchschaut, dass Løkke seine Handlungsfreiheit bei Chefgenossin Mette Frederiksen und  DF-Chef Kristian Thulesen Dahl deponiert hat“, so Engell zu Ugebrevet A4.

Der Regierung fehle einfach ein breit respektierter Politiker, der in beiden Lagern Topnoten holen könnte. Engell verweist darauf, dass die frühere konservative Klimaministerin Connie Hedegaard 2009 eine Jahreszensur von 7,9 holen konnte. In der jetzigen Regierung gebe es aktuell einfach kein Starpotenzial. Daher sei der Durchschnitt so gering. Venstres Fraktionssprecher Jakob Ellemann-Jensen räumt ein, dass 3,6 keine prangende Zensur ist. Aber in Anbetracht der Sachlage, dass die Hälfte der Wähler einen loswerden wolle, sei das schon in Ordnung. Ellemann verweist auch darauf, dass die jetzige Regierung im Vergleich zur vorigen reinen Venstre-Regierung   seit Juni letzten Jahres etwas in der Skala gestiegen sei.

Pape die Nr. eins

Die beste Zensur bekommt der konservative Justizminister Søren Pape mit 4,4. Ausländer- und Integrationsministerin Inger Støjberg von Venstre ist die Nr. zwei mit 4,2 vor Venstrevize und Finanzminister Kristian Jensen mit einer reinen 4  vor Verteidigungsminister Claus Hjort Frederiksen (V)und Gewerbeminister Brian Mikkelsen (Kons.), die beide auch auf 4 kommen. Ausbildungs- und Forschungsminister Søren Pind (V) liegt mit 3,9 vor seinem  Chef, Staatsminister Lars Løkke Rasmussen, mit 3,8. Am Ende der Liste liegen Altenministerin Thyra Frank (LA) und Umwelt- und Lebensmittelminister Esben Lunde Larsen (V) beide mit 2,9. Außenminister und LA-Chef Anders Samuelsen kommt nur auf 3,6 genau wie seine Kulturministerin Mette Bock. Die LA-Minister kommen generell schlecht weg. Venstres Gesundheitsministerin Ellen Trane Nørby aus Sonderburg liegt mit 3,6 im Mittelfeld. Klassenbester Søren Pape: „Ich nehme die Zensur als das, was sie ist. Wir sollen uns darüber freuen, dass wir still und ruhig Resultat um Resultat  holen in der Regierung. Aber wir müssen weiter, und es muss gut laufen für die ganze Regierung.“

Løkke und Støjberg

Interessant ist, dass Staatsminister und Venstreboss Løkke mit 3,8 besser wegkommt als vor einem Jahr mit 3.2.
 Aber noch interessanter ist Inger Støjberg, die die Wählerschaft wahrlich spaltet. Jeder Dritte gibt der Integrationsministerin eine Top-Note (10 oder 12), und damit ist sie souverän das Regierungsmitglied mit den meisten Spitzenwerten. Aber gleichzeitig lässt jeder vierte Wähler m/w die markante Venstrefrau mit 00 oder minus 3 drei voll durchfallen mit der Bewertung: völlig inakzeptable Leistung.

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