Medienpolitik

Venstre will Geld bei DR für gebührenfinanziertes „Danflix“ abziehen

Venstre will Geld bei DR für gebührenfinanziertes „Danflix“ abziehen

Venstre will Geld bei DR für gebührenfinanziertes „Danflix“ abziehen

cvt/Ritzau
Kopenhagen
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Vorbild Netflix: Venstre will beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk sparen und dafür eine dänische digitale Plattform schaffen. Foto: Scanpix

400 Millionen Kronen will die Regierungspartei Venstre vom Budget des öffentlich-rechtlichen Danmarks Radio abschneiden – und 100 Millionen Kronen von der Medienförderung für Online- und Tageszeitungen. Mit dem Geld soll unter anderem eine digitale Plattform für dänischsprachige Online-Angebote geschaffen werden.

Wenn es nach der Regierungspartei Venstre geht, sollen mehr Medien und Unternehmen als bisher die Möglichkeit haben, Zuschüsse für Public-Service-Angebote zu beantragen. Die Regierungspartei will deshalb das Budget des öffentlich-rechtlichen Senders Danmarks Radio um 400 Millionen Kronen jährlich kürzen. Derzeit bezieht der Sender, der Fernseh-, Radio- und Online-Inhalte produziert, 3,7 Milliarden Kronen im Jahr.

„Wir meinen durchaus, dass man Public-Service-Inhalte für weniger als das machen kann“, sagt die medienpolitische Sprecherin der Venstre-Fraktion im Folketing, Britt Bager. Zusätzlich zu dem bei DR eingesparten Geld sollen auch 100 Millionen Kronen aus der Medienförderung abgezogen werden, mit der heute hauptsächlich Tageszeitungen und Onlinemedien gefördert werden.

Entstehen soll so ein Public-Service-Topf, in dem bis zu 500 Millionen Kronen liegen – im Gegensatz zu den heute 35 Millionen Kronen. Die Mittel werden bisher dazu genutzt, Medienhäuser, die keine Gebühren beziehen, bei der Produktion dänischsprachiger Inhalte zu unterstützen. Größter Empfänger ist derzeit TV2.

 

Britta Bager
Britta Bager Foto: Scanpix

Kanal und App ohne Paywall mit Inhalten verschiedener Anbieter

Die Idee, den Haushalt von Danmarks Radio zu kürzen, kommt bei der Dänischen Volkspartei gut an. Diese würde sogar noch weiter gehen wollen. „Wir bei der Dänischen Volkspartei haben die oberste Prioriät, bei DR zu sparen, damit die Dänen eine billigere Gebühr bekommen“, sagt der medienpolitische Sprecher der nationalkonservativen Partei, Morten Marinus.

Aus dem neuen Topf will Venstre eine App und einen Fernsehkanal speisen, der auch schon einen Namen hat: Danflix soll er heißen – in Anlehnung an den beliebten Streamingdienst Netflix. „Es soll den Verbrauchern leicht gemacht werden, Zugang zu haben. Deshalb ist es unser Vorschlag, dass man eine Danflix-App und einen Danflix-Kanal schafft. So würden die Verbraucher sich recht schnell daran gewöhnen, dass man dorthin geht, wenn man dänischen Public-Service-Inhalt sehen will“, sagt Britt Bager.

Am 1. Januar 2019 soll die kommende, fraktionsübergreifende Medienabsprache („medieforlig“) in Kraft treten. Vorher muss eine Folketingsmehrheit gefunden werden – und die Verhandlungen sind mit dem Venstre-Vorschlag nun eingeläutet. „Jeder, der in Dänemark Steuern zahlt, wird die Mittel aus dem Topf beantragen können. Doch es sind die dänischen Gebührenzahler, die in diesen Topf einzahlen. Deshalb können wir natürlich nicht zulassen, dass der Inhalt hinter einer Bezahlschranke liegt“, sagt Bager, die einen Regierungsentwurf für den 1. Februar ankündigt.

Konservative und Sozialdemokraten zurückhaltend

Bagers Kollege Naser Khader von der Regierungspartei die Konservativen reagierte jedoch am Freitag in Danmarks Radio P1 zurückhaltend auf die Idee, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu sehr zu zerschlagen. Bei seinem Amerika-Aufenthalt habe er gelernt, was es bedeutet, wenn es keinen starken öffentlich-rechtlichen Rundfunk gibt, so Khader.

Die Sozialdemokraten sind ebenfalls skeptisch. Ein kleines Land wie Dänemark brauche starke öffentlich-rechtliche Anstalten, sagt ihr kulturpolitischer Sprecher Mogens Jensen. Er nennt Neuseeland als warnendes Beispiel. „Dort ist der Public Service auf alle möglichen Akteure verteilt, sodass die Leute die Inhalte nicht finden können. Mancherorts besteht die Gefahr, dass er hinter Bezahlschranken verschwindet“, sagt er. „In Neuseeland hat es eine schlechte Entwicklung gegeben. In Wirklichkeit gibt es dort gar keinen Public Service mehr für die Bürger. Es wäre eine traurige Entwicklung, wenn das auch in Dänemark passieren würde“, so Jensen.

Seine Partei sei offen dafür, über Kürzungen im DR-Budget zu reden und über einen größeren Public-Service-Topf. Jedoch wollten die Sozialdemokraten auch dafür einstehen, dass es in Dänemark „gute, qualitative Public-Service-Inhalte“ gebe.

 

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Cornelius von Tiedemann
Cornelius von Tiedemann Stellv. Chefredakteur
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