Politischer Aufbruch

Venstre in der Krise: Løkke verlässt die Partei

Venstre in der Krise: Løkke verlässt die Partei

Venstre in der Krise: Løkke verlässt die Partei

Kopenhagen
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Gründet Lars Løkke Rasmussen nun eine neue Partei? Foto: Philip Davali/Ritzau Scanpix

Venstre-Chef Jakob Ellemman Jensen bedauert den Parteiaustritt seines Vorgängers.

40 Jahre lang war Lars Løkke Rasmussen Mitglied von Venstre. Nun hat er das Parteibuch hingeschmissen. Er wird jedoch sein Folketingsmandat behalten.

Løkke Rasmussen hat während des Wahlkampfes 2019 für eine Politik über die Mitte hinweg plädiert. Die Tatsache, dass Venstre unter Jakob Ellemann-Jensens Vorsitz diese Linie nicht vertritt, nennt der ehemalige Staatsminister als wesentlichen Grund für seinen Austritt.

„Ich möchte eine aktive Stimme in der Zeit des Überganges und der Hoffnung sein, aber das erfordert, dass ich mich freisetze“, schreibt er auf Facebook.

Kritik an der Parteiführung

Der Beschluss sei über einen längeren Zeitraum gereift. Der Umgang der Parteiführung mit dem Fall Støjberg sei jedoch der entscheidende Tropfen gewesen.

„Ich dachte eigentlich, dass es eine einmalige Vorstellung gewesen war, dass der geschäftsführende Vorstand Venstres Mitgliedsdemokratie kurzschließt.“

Med lyst og mod til at møde den ny verden, der står foran os, men naturligvis også iblandet vemod, har jeg her til nytår...

Slået op af Lars Løkke RasmussenFredag den 1. januar 2021

Hier verweist Løkke Rasmussen auf die Tatsache, dass der geschäftsführende Vorstand, die vom Parteitag gewählte Inger Støjberg zum Rücktritt gedrängt hat. Auch im Fall seiner eigenen Abwahl als Vorsitzender im Sommer 2019, beschuldigt er die Parteiführung, die parteiinterne Demokratie hintergangen zu haben.

Venstre in der Krise

Der Venstrevorsitzende Jakob Ellemann-Jensen schreibt auf Twitter, er bedauere Løkke Rasmussens Schritt.

„Er hat der Partei viel gegeben, und die Partei hat ihm viel gegeben. Wir hätten für Lars eine gute Rolle bei Venstre finden können, aber er wollte es anders, und hat sich auf einen neuen Weg begeben“, meint Ellemann-Jensen.

Der Austritt von Løkke Rasmussen zum jetzigen Zeitpunkt verstärke die Krise, in der Partei sich aufgrund der Støjberg-Affäre befinde, lautet die übereinstimmende Einschätzung mehrerer politischer Kommentatoren.

„Berlingskes“ Kommentator Thomas Larsen spricht in von einem „Alptraum“ für Ellemann-Jensen.

Neue Partei?

Nach Larsens Einschätzung könnte Løkke Rasmussen daran arbeiten, eine neue Partei zu gründen.

„Die Gerüchte darüber sind seit geraumer Zeit massiv, und es hat etliche Aufforderungen an ihn gegeben, den Sprung zu wagen. Ich glaube, wir sind diesem Schritt näher gekommen“, meint er laut „Berlingske“.

Løkke Rasmussen war von 2009 bis 2011 und wieder von 2015 bis 2019 Staatsminister.

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