Danske Regioner

V-Frau Lose auf den Spuren von Herzog Kresten

V-Frau Lose auf den Spuren von Herzog Kresten

V-Frau Lose auf den Spuren von Herzog Kresten

Peter Lassen
Peter Lassen Hauptredaktion
Vejle
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Foto: Scanpix

Die Regionschefin Süddänemarks wird „mächtigste Gesundheitspolitikerin des Landes“.

„Halt dich immer daran, was Stephanie Lose sagt. Sie ist ein kluges Mädchen!“ So ein Mitarbeiter im Regionshaus in Vejle über die dort seit Juni 2015 residierende Vorsitzende der Region Süddänemark. Die bald 35-jährige zweifache Mutter, die in Lügumkloster aufgewachsen ist, hat seither eine Blitzkarriere gemacht. Jüngster Höhepunkt: Die amtierende Vizevorsitzende von Danske Regioner wird im März Vorsitzende des machtvollen Landesverbandes.

Schon als es um die Nachfolge von Venstre-Kollege und Alleinherrscher Carl Holst im Roten Wurm ging, zeigte Lose, dass sie sich durchsetzen kann.  
Das  hat sie seither mehrfach gezeigt –  zuletzt am Abend nach der Regionswahl in der vergangenen Woche, wo sie gekonnt den etwas zu smarten SF-Superstar Villy Søvdal aufs Nebengleis schob und eine breite Konstituierung mit einer Bandbreite von DF bis Einheitsliste hinlegte.

Erst am Tag darauf wurde klar, dass die Venstre-Frau aus Esbjerg auch mit knapp 90.000 persönlichen Stimmen landesweit der Stimmenmagnet überhaupt war.
Im kommenden Frühjahr wird Lose dann auch noch Vorsitzende des machtvollen Verbandes der fünf Regionen, Danske Regioner. Sie löst  „den mächtigsten Gesundheitspolitiker des Landes“, Bent Hansen aus der Region Mitteljütland, im Chefsessel ab – und folgt damit in den großen Spuren von Nordschleswigs einst unumstrittenem Herzog und Venstre-Kollegen Kresten Philipsen, der als Amtsbürgermeister  die Krone im damaligen Amtsratsverein ergatterte. Die hatte er von 1994 bis zum Frühjahr 2001.

Herzog Kresten füllte bis zu seinem Ausstieg aus der Politik das überparteiliche Amt souverän aus und war insbesondere auch für Venstre-Minister eine harte Nuss. Venstres Ex-Innen- und Finanzminister Thor Pedersen wird sich besonders (un)gern daran erinnern. Lose hat da einen weniger barschen Ton am Leib – nach außen. Aber nicht zuletzt der versierte ehemalige Landespolitiker Villy Søvndal und sein sogenannter Villy-Effekt haben gespürt, dass die Dame aus dem Roten Wurm mehr als flügge geworden ist im politischen Spiel um die Macht. Lose distanzierte sich 2015 auch sehr schnell von ihrem Vorgänger Holst, als die mutmaßlichen „Skandale“ Schlange standen.

Kann erfahrene Kräfte ausstechen

Auch im Verband der Regionen  hat Lose gezeigt, dass sie das politische Taktieren versteht und erfahrenere Kräfte ausstechen kann. Nach eigenen Worten wurde sie schon vor einem Jahr darauf angesprochen, ob sie Interesse habe, und – wie berichtet – hat sie nun  dank der Radikalen eine Mehrheit im Aufsichtsrat von Danske Regioner. Wieder eine  tolle Konstituierung – es wird sicher nicht die letzte bleiben.

„Lose übernimmt die Macht im Gesundheitswesen“, titelt Jyllands-Posten erstaunt darüber, dass die in Nordschleswig geborene Politikerin die sozialdemokratische Konkurrenz vom Thron hat fernhalten können. Schließlich amtiert Bent Hansen seit Geburt  der Regionen. Die süddänische Spitzenfrau hat angekündigt, dass sie wohl einen anderen Stil fahren wird, als König Bent Hansen. So wird ihr auch von einem der nicht immer Getreuen im Regionsplenum mit auf den Weg gegeben, dass sie anderen Meinungen zuhört  und diesen auch Platz gibt. Eine wichtige Eigenschaft in einer Demokratie.

Sie sei stolz und  froh, proklamierte die junge Mutter, obwohl sie weiß, dass nun noch weniger Zeit übrig bleiben wird für Mann und die beiden kleinen Töchter daheim in Esbjerg. Aber auch dort hat sie ein gutes Netzwerk, wie ihre vielfachen Facebookeinträge während des Regionswahlkampfes zeigen. Da werden Familie und Freunde auch eingespannt, um den Alltag bewältigen zu können. Und zu viel Schlaf ist bekanntlich ein übertriebenes Gut.
Eine ihrer wichtigsten Aufgaben werde es sein, sicherzustellen, dass Danske Regioner als Konsensus-Organisation weitermacht.
Damit ist klar, dass sie im neuen Top-amt in erster Linie  Regions- statt Venstre-Frau sein wird. Sie wolle, so Lose, sicherstellen, dass das Gesundheitswesen den Fokus darauf gerichtet habe zu liefern, was für die Patienten am meisten Wert bringt. Danske Regioner sei keine politische Kampf-Arena.

Die radikale Stimme

Trotzdem wird auch dort politisch gekämpft, denn im Aufsichtsrat des Regionsverbandes stand es zwischen Rot und Blau 8:8.  Venstre bot dem radikalen Zünglein an der Waage den Vorsitz im zentralen Gesundheitsausschuss und Posten in drei weiteren Fachausschüssen des Verbandes an – und Lose gewann die Radikalen für sich.

Die Verhandlungsführerin der Radikalen Venstre, Regionsratsmitglied Karin Friis Bach aus Kopenhagen, macht gegenüber Jyllands-Posten keinen Hehl daraus:
„Sowohl Venstre als auch die Sozialdemokratie hatten gute Kandidaten, aber Venstre machte das beste Angebot. Wir haben uns nicht verkauft. Wir haben eine gute politische Führungskraft  gewählt, die will, dass Danske Regioner einen offeneren Führungsstil bekommt, der alle einbezieht.“

Bis zum endgültigen Wechsel am 22. März sind noch drei Monate Zeit, aber die Radikalen beharren darauf, dass die Absprache für und mit Lose steht – selbst wenn die Sozialdemokraten noch ein besseres Angebot machen sollten. Die studierte Bank-Betriebswirtin Lose ist trotz ihres jungen Alters  ein alter Hase in der Regionspolitik, denn schon bei der ersten Regionswahl 2005 zog sie in den Roten Wurm ein:

Als Stephanie Kristensen mit 2.059 persönlichen Stimmen – davon 140 in Lügumkloster, wo ihre Eltern noch wohnen. Jüngst sagte sie zum Nordschleswiger, als ihre nordschleswigsche Identität angezweifelt wurde: „Da wären mein Eltern aber sehr traurig, wenn man mich nicht als Nordschleswigerin betrachtet.“

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