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Uffes letzte SMS: „Ich bin stolz auf dich, mein Sohn“

Uffes letzte SMS: „Ich bin stolz auf dich, mein Sohn“

Uffes letzte SMS an seinen Sohn war politischer Glückwunsch

Ritzau/nb
Kopenhagen
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Der Trauergottesdienst für Uffe Ellemann-Jensen hat am Dienstag in der Holmens Kirke in Kopenhagen stattgefunden. Foto: Ida Marie Odgaard/Ritzau Scanpix

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Uffe Ellemann-Jensens letzte SMS an seinen Sohn war ein politischer Glückwunsch. Er hatte sie am 1. Juni dieses Jahres gesendet, als die ersten Ergebnisse zum EU-Referendum bekannt wurden. Am Dienstag wurde dem ehemaligen Außenminister und Vorsitzenden von Venstre mit einer Trauerfeier in Kopenhagen gedacht.

„Als die ersten Abstimmungsergebnisse reinkamen, bekam ich eine SMS von meinem Vater, in der er schrieb: ‚Jetzt traue ich mich. Glückwunsch. Das ist vor allem dein Sieg. Ich bin stolz auf dich, mein Sohn.‘“

Mit diesen Worten erinnerte Jakob Ellemann-Jensen bei der heutigen Gedenkfeier an seinen Vater, den ehemaligen Außenminister und Venstre-Vorsitzenden, Uffe Ellemann-Jensen.

Dieser war nach längerer Krankheit am 18. Juni im Alter von 80 Jahren verstorben.

„Ich bin auch verdammt stolz auf ihn“

Anlass der SMS war das am 1. Juni dieses Jahres durchgeführte Referendum zur Abschaffung des EU-Verteidigungsvorbehaltes.

„Das war die letzte SMS, die ich von meinem Vater bekommen habe. Ich bin auch verdammt stolz auf ihn, und ich bin es immer gewesen“, so Jakob Ellemann-Jensen.

Er hob in seiner Rede hervor, dass sein Vater dankbar dafür war, die Abschaffung des Verteidigungsvorbehaltes noch miterlebt zu haben. Es sei von den insgesamt vier dänischen EU-Vorbehalten derjenige gewesen, der ihn am meisten gewurmt hatte.

Die Gedenkfeier wurde im Anschluss an die Trauerfeier im Landstingssaal auf Christiansborg abgehalten.

Liebe zu Dänemark, Europa und der Welt

Jakob Ellemann-Jensen erzählte auch, dass er oftmals Rat bei seinem Vater gesucht habe und dankbar für dessen Nähe war. Zudem unterstrich er, wie bereits mehrere Analytiker zuvor, die Bedeutung seines Vaters bei der Modernisierung der Partei Venstre.

Und auch eine Anekdote über das Verhältnis Dänemarks zum Rest der Welt wob Jakob Ellemann-Jensen in seine Rede ein.

„Unser Vater wusste ganz genau, dass der Gegensatz zwischen einer tiefen Liebe zu Dänemark, unserer Geschichte und dem Dänischen auf der einen Seite und ein glühendes europäisches und internationales Engagement auf der anderen Seite nicht echt ist. Man kann durchaus sowohl Dänemark, Europa und die Welt lieben“, sagte er.

Frederiksen: Europa wird ihn vermissen

Im Anschluss an Jakob Ellemann-Jensen sprach Staatsministerin Mette Frederiksen (Soz.). Auch sie betonte das internationale Engagement Uffe Ellemann-Jensens.

„Er wird nicht nur von seiner Familie vermisst werden, sondern auch von Dänemark und von Kolleginnen und Kollegen in Europa. Wir gedenken seiner mit Respekt und Ehre“, so Frederiksen.

Danach umarmte sie Jakob Ellemann-Jensen und Karen Ellemann und verließ anschließend den Landstingssaal, um am Nato-Gipfel in Madrid teilzunehmen – ganz in „Uffes Geist“, wie es hieß.

Staatsministerin Mette Frederiksen (Soz.) hielt im Landstingssaal auf Christiansborg eine Rede für Uffe Ellemann-Jensen. Foto: Ida Marie Odgaard/Ritzau Scanpix

Trauerfeier in Holmens Kirche

Zuvor hatte in Holmens Kirche in Kopenhagen eine Trauerfeier für Uffe Ellemann-Jensen stattgefunden.

Hier sprach sein Sohn, Claus Ellemann-Jensen, im Namen der Familie. Er berichtete, dass der Vater des öfteren viel um die Ohren hatte; dass jedoch die Familie im Mittelpunkt stand, wenn es beispielsweise um gemeinsame Bootstouren, Angeln oder Wandertouren ging. Und daran hatte die Familie eine „enorme Freude“.

Besonderer Verweis auf Rolle als Außenminister

In seiner Predigt verwies der Priester und ehemalige Bischof, Erik Norman Svendsen, besonders auf die Zeit Ellemann-Jensens als Außenminister.

„Es war wohl eindeutig die Zeit als Außenminister in den Jahren von 1982 bis 1993, die seine besten Stunden waren. Er legte den Grundstein für eine aktive Außenpolitik, die seitdem von wechselnden Regierungen weitergeführt wurde“, so Svendsen.

Zudem beschrieb Norman Svendsen den ehemaligen Außenminister in seiner Predigt als „einen hervorragenden Kommunikator“ mit der Gabe, sich „sowohl witzig und direkt“ auszudrücken. „Gerne in einer Kleidung, die dem Anlass angemessen war. Und mit EU-Socken mit Sternen drauf“, so der ehemalige Bischof.

Rund 300 Trauergäste

Unter den rund 300 Gästen waren die ehemaligen Staatsminister Anders Fogh Rasmussen (Venstre), Lars Løkke Rasmussen (Venstre) und Poul Nyrup Rasmussen (Soz.), der Uffe Ellemann-Jensen 1998 im Kampf um den Staatsministerposten geschlagen hatte.

Zu den Trauergästen zählten auch die Botschafter der drei baltischen Staaten sowie Estlands ehemaliger Präsident, Toomas Hendrik Ilves, die dem ehemaligen dänischen Außenminister ihren Respekt für seine Arbeit zollten. Dazu hatten sie gemeinsam einen Blumenkranz mit Bändern in den jeweiligen Farben der drei Staaten des Baltikums niedergelegt.

Als Außenminister hatte Ellemann-Jensen sich dafür eingesetzt, dass Dänemark als erstes Land der Welt wieder diplomatische Verbindungen zu den drei baltischen Staaten einrichtete.

„Nicht zuletzt sein Einsatz in diesem Zusammenhang hat dazu geführt, dass er mit dem Großkreuz des Dannebrogsordens ausgezeichnet wurde, der heute seinen Sarg schmückt“, sagte Norman Svendsen mit Verweis auf Ellemann-Jensens großes außenpolitisches Engagement.

Ein „Staatsmann“

Uffe Ellemann-Jensen wurde denn auch von vielen als „Staatsmann“ bezeichnet. Auch Staatsministerin Mette Frederiksen lies diese Huldigung nicht aus.

„Wir haben heute von einem Politiker, einem Staatsmann und einem außergewöhnlichen Menschen Abschied genommen. Uffe forderte unterschiedliche Meinungen heraus, schmeichelte sich nie bei jemandem ein und wird trotzdem als eine Art Volksheld angesehen“, sagte sie.

Dass er bei vielen Menschen in Dänemark hochangesehen war, wurde deutlich, als sein Sarg zu den Klängen von „I Danmark er jeg født“ aus Holmens Kirche herausgetragen wurde. Neben dem Kirchenchor hatten sich mehrere Bürgerinnen und Bürger vor der Kirche versammelt, um letzten Abschied zu nehmen.

Zu den Explosionen des Feuerwerkes aus dem Tivoli entschlafen

Nach den Worten seines Sohnes Jakob Ellemann-Jensen war sein Vater in der Nacht auf den 19. Juni zu den Explosionen des Feuerwerkes aus dem Tivoli entschlafen. „Als ehemaliger Feldartillerist wartete er natürlich auf einen Salut, ehe er diese Welt verließ. Denn so war sein Leben. Spannend und voller Ereignisse.“

Uffe Ellemann-Jensen wurde auf dem Ordrup Friedhof nördlich von Kopenhagen beigesetzt.

Der Sarg Uffe Ellemann-Jensen war mit dem grönländischen Verdienstorden Nersornaat und dem Großkreuz des Dannebrogsordens geschmückt. Foto: Ida Marie Odgaard/Ritzau Scanpix
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