Bildung

Regierung will selbstverwaltete Volksschulen

Regierung will selbstverwaltete Volksschulen

Regierung will selbstverwaltete Volksschulen

cvt/Ritzau
Kopenhagen
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Schülerin
Foto: Element5 Digital / Unsplash

Eine Reform der kommunalen Schulen soll dafür sorgen, dass sie nicht mehr allen staatlichen Bestimmungen unterliegen und fast wie Privatschulen fungieren können. Schüler ablehnen sollen sie aber nicht dürfen. Kritiker sehen eine Aushöhlung der letzten Schulreform.

Dänemarks Regierung will eine neue Art Volksschule ermöglichen, die wie Privatschulen selbstverwaltet ist, allerdings anders als diese die Eltern keine 1.000 bis 2.000 Kronen monatlich kostet. Das berichtet Berlingske.

Bisher hatten Eltern die Wahl zwischen Volksschule und privaten Schulen. Der von Unterrichtsministerin Merete Riisager (Liberale Allianz) und der Ministerin für öffentliche Innovation, Sophie Løhde (Venstre) vorgeschlagene Versuch soll über zehn Jahre laufen und sämtliche 98 Kommunen Dänemarks sollen die Möglichkeit bekommen, je eine Schule anzumelden.

Mit weniger Geld und weniger Auflagen soll mehr erreicht werden

Für Eltern soll so die Möglichkeit geschaffen werden, die langen Schultage, die mit der Volksschulreform 2013 geschaffen wurden, zu umgehen. Am Versuch teilnehmen können den Plänen nach bestehende Volksschulen, die die Genehmigung der Kommune einholen müssen.

Ihnen werden dann viele Regeln erlassen, die für die Volksschulen heute gelten. Unter anderem müssen sie keinen Nachhilfeunterricht anbieten, keine Hausaufgabenhilfe, „fachliche Vertiefung“ und Bewegung fallen ebenfalls weg, wenn dies gewünscht ist.

„Es geht um Fachlichkeit. Die freien Grundschulen kommen besser zurecht, obwohl sie weniger Geld bekommen. Das gilt für alle Schülergruppen: Die Starken, die Mittleren und die Ressourcenschwachen. Davon wollen wir natürlich gerne lernen“, sagt Riisager zu Berlingske.

Die Reform soll Teil einer angekündigten Entbürokratisierungsreform und eines Volksschulentwurfs der Regierung werden. Die betroffenen Volksschulen sollen allerdings weiterhin die Zielsetzungen und den fachlichen Anforderungen nachkommen müssen, die für alle Volksschulen gelten. Die Schüler sollen weiterhin an den landesweiten Tests und den obligatorischen Prüfungen teilnehmen. Und sie sollen weiterhin als Distriktsschulen für die Schüler in der Umgebung fungieren müssen. Soll heißen: Anders als die Konkurrenz von den Privatschulen werden sie keine Schüler abweisen dürfen.

Schulleiter: „Erbärmliche Politik“

Claus Hjortdal, Vorsitzender des Schulleiterverbandes, sieht den Vorschlag als Schleichweg, um die Volksschulreform auszuhöhlen. „Wir haben die Absprache, dass die Volksschulreform 2020 evaluiert werden soll und vor dem Hintergrund könnte man daran justieren. Aber das hier ist ein politischer Trick, weil man als Minister das Recht hat, so eine Versuchsordnung zu machen. Das ist geschmacklos, finde ich. Das ist erbärmliche Politik“, so Hjortdal.

Er fürchtet, dass einige Kommunen versuchen werden, Einsparungen dadurch zu erreichen, die Unterrichtszeit zu beschneiden.

 

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