Gesundheitswesen

Psychisch Kranken soll Wohnung genommen werden

Psychisch Kranken soll Wohnung genommen werden

Psychisch Kranken soll Wohnung genommen werden

cvt/Ritzau
Kopenhagen
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Mai Mercado
Mai Mercado (rechts). Foto: Nikolai Linares/Scanpix

Die dänische Regierung will es den 98 Kommunen des Landes künftig gestatten, Patienten mit seelischen Leiden ihre Wohnung zu nehmen, wenn diese einen der 150 neuen Plätze in der Psychiatrie erhalten. Fachverbände sind empört.

Die dänische Regierung will es den 98 Kommunen des Landes künftig gestatten, Patienten mit seelischen Leiden ihre Wohnung zu nehmen, wenn diese einen der 150 neuen Plätze in der Psychiatrie erhalten. Fachverbände sind empört.

Der Regierungsvorschlag, Psychiatriepatienten ihre Wohnung zu nehmen, trifft die Verbände, die sich um die Betroffenen kümmern, wie ein Schlag. Am Freitag hat es die erste Lesung im Folketing gegeben.

„Hier wird sehr kranken Menschen die Pistole auf die Brust gesetzt, wenn man ihnen sagt, dass sie ihre Wohnung aufgeben müssen, wenn sie in Behandlung wollen“, sagt Thorstein Theilgaard, Generalsekretär des Angehörigenverbandes „Bedre Psykiatri“. Es handele sich um einen beispiellosen Vorschlag der Regierung. „Es wäre doch unerhört, wenn ein Pflegeheimbewohner seinen Platz verlieren würde, weil er über längere Zeit im Krankenhaus war", so Theilgaard.

Auch Jann Sjursen vom Rat für sozial Ausgegrenzte kritisiert das Vorhaben: „Das ist eine eklatante Diskriminierung einer Gruppe, die schon mit genug zu kämpfen hat. Niemals würden wir solche Forderungen an andere Patientengruppen stellen.“

Der Vorschlag der Regierung wurde mit heißer Nadel gestrickt, nachdem sie nach fünf Morden an Angestellten von betreuten Wohngruppen innerhalb von vier Jahren entsprechende Versprechungen gemacht hatte. Ein erster Vorschlag wurde von Verbänden und Experten heftig kritisiert, da er gegen Menschenrechte verstoßen haben soll. Nun liegt eine revidierte Version vor.

Kinder- und Sozialministerin Mai Mercado (Kons.) unterstreicht derweil, dass die Betroffenen ja nicht auf der Straße landen würden, weil die Kommune eine Verantwortung für sie habe. Durch den Wohnungsentzug würde dafür gesorgt, dass es keinen Leerstand gebe.

 

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