Carl Holst

Mehrheit beißt sich an Holst fest

Mehrheit beißt sich an Holst fest

Mehrheit beißt sich an Holst fest

Peter Lassen
Peter Lassen Hauptredaktion
Vejle
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Die Ex-Kollegen lassen Carl Holst nicht in Ruhe. Foto: Scanpix

Koalition von Einheitsliste bis DF will Gutachten der eigenen Juristen von externen Experten durchleuchten lassen, um Holst doch noch zu kriegen. Stephanie Lose (Venstre) ärgert sich darüber, dass man mehr Zeit und Geld einsetzen will.

Koalition von Einheitsliste bis DF will Gutachten der eigenen Juristen von externen Experten durchleuchten lassen, um Holst doch noch zu kriegen. Stephanie Lose (Venstre) ärgert sich darüber, dass man mehr Zeit und Geld einsetzen will.

Eine Mehrheit im Regionsrat will nun eine erneute juristische Untersuchung in Sachen Carl Holst, obwohl nach der Polizei und dem Reichsadvokaten auch die eigenen Juristen geurteilt haben, dass man dem ehemaligen Regionschef nicht nachweisen kann, er habe Mitarbeiter der Region für eigene Zwecke missbraucht.
Aber unter Ausschuss der Öffentlichkeit haben sich Sozialdemokraten, SF, DF, Einheitsliste, die Alternative und die Konservativen am Montagabend im Regionsrat  geeinigt, dass ein externes Gutachten gemacht werden soll. Jeder Stein soll umgedreht werden in dieser Sache, die schon seit Ende Juni 2015 läuft.

Dabei hatten die Sozialdemokraten zuvor mitgeteilt, dass sie sich nach dem aktuell erarbeiteten Gutachten der regionseigenen Juristen der Meinung von Regionschefin Stephanie Lose (V) anschließen und den Fall zu den Akten legen wollten – nachdem Polizei und Anklagebehörde dies auch getan hatten.
Aber insbesondere SF, DF und die Konservativen wollten einfach nicht lockerlassen und haben es geschafft, die Genossen mit ins Boot zu holen. Chefgenosse Poul-Erik Svendsen, der bei der Regionswahl im November den vierten Versuch machen will, um an die Regionsspitze zu kommen, begründet den Umfaller damit, dass es immer gut sei, eine „Second opinion“ einzuholen, damit auch wirklich alles untersucht sei. Unter der Hand verlautet aus dem Lager der Hardliner, dass die Analyse der hauseigenen Juristen – trotz des Umfangs – nicht gut genug sei, und dass man es der Öffentlichkeit aus prinzipiellen Gründen schuldig sei, den Fall bis ins Detail zu klären. Wie konnte Holst einen Gefolgsmann bei der Region unterbringen, und in welchem Umfang habe dieser für ihn Wahlkampf gemacht?

Vor allem hofft man, dass neue Augen mehr finden, um gegen Holst doch noch eine Schadenersatzklage fahren und gewinnen zu können – zumal die Beweislast in solchen Prozessen nicht ganz so lupenrein sein müsse wie bei Strafprozessen. Da muss man dann auch das nötige Geld opfern für ein neues Gutachten, so der Tenor der Mehrheit. Obwohl u. a. schon rund 1,3 Millionen Kronen für ein Gutachten der Kanzlei Kromann Reumert gezahlt wurden. „Nein, nein – das ist kein Versuch, den Fall Holst mit rüber in den Regionswahlkampf zu ziehen. Wir wollen aber externe Regress-Experten hinzuziehen, um auch wirklich alles auszuloten.

Dies ist ein prinzipieller Fall, den wir aus Rücksicht auf den ganzen kommunalen und regionalen Bereich klären müssen. Ich bin daher megafroh, dass es im Regionsrat eine Mehrheit gibt, die dies auch so sieht“, so SF-Frontfrau Ida Damborg aus Kolding zum Nordschleswiger. Sie hat – wie es verlautet – hinter den Kulisssen hart gearbeitet, um eine Mehrheit für diese erneute Untersuchung zu basteln. Was letztendlich dabei herauskommen wird, vermag sie nicht zu sagen: „Aber wir müssen das untersuchen lassen!“ Wie das weitergehen soll, muss der Geschäftsausschuss der Region in 14 Tagen erörtern, aber Ida Damborg hofft, dass noch vor den Ferien, aber spätestens im August ein neues Gutachten auf dem Tisch des Regionsrates liegt. Und ob es dann noch eine Mehrheit für ein Weitergehen gibt, muss man dann sehen, so Damborg.

Lose will ein Ende

Regionschefin Stephanie Lose (V) meint, dass man schon alles auf dem Tisch liegen hat, um zu entscheiden: „Aber ich zweifle nicht daran, dass einige den großen Wunsch haben, die Sache weiterzuverfolgen, um jemanden zu belangen.“

Holst-Nachfolgerin Lose hatte unmittelbar nachdem Polizei und Anklage vor ein paar Monaten den Fall zu den Akten gelegt hatten, erklärt, dass für sie damit auch Schluss sei.Sie ärgert sich aktuell darüber, dass man mehr Zeit und Geld einsetzen will. Auf Anfrage des Nordschleswigers stellt Lose fest: „Die Polizei hat anderthalb Jahre lang alles untersucht und alle Informationen gehabt. Ich meine, dass der Fall voll durchleuchtet ist. Aber wenn eine Mehrheit meint, dass wir mehr tun müssen, tun wir das.Ich hoffe, dass das schnell gehen kann, denn wir sollten weiterkommen. Ich denke, dass ein neues Gutachten bald fertig sein kann. Hoffentlich noch vor den Ferien.

Ob das Wahlkampf ist? Einige meinen, dass wir den Fall abschließen wollen wegen der Wahl. Andere meinen, dass die anderen ihn deswegen am Kochen halten. Beides ist mir relativ egal. Ich meine nur, dass wir endlich zu einem Abschluss kommen müssen.“ Sie hegt keinen Groll gegen den Umfaller der Genossen: „Die wollen wohl nur sichergehen, dass ihnen später keiner in die Schuhe schiebt, dass sie nicht alles getan haben, um Holst am Wickel zu kriegen.“ Die Frage, ob man die Kanzlei Kromann Reumert noch einmal ordern wird, beantwortet Stephanie Lose mit einem Lachen: „Es gibt ja auch noch andere Kanzleien. Ich denke, dass wir eine wählen werden, die bisher in die Sache nicht involviert gewesen ist.“

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