Pädagogik

Lotte Rod will glücklichere Kinder mit mehr blauen Flecken

Lotte Rod will glücklichere Kinder mit mehr blauen Flecken

Lotte Rod will glücklichere Kinder mit mehr blauen Flecken

Kopenhagen
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Kinder spielen auf dem Krempelspielplatz in Emdrup. Er war weltweit der erste seiner Art. Foto: Ditte Bjerregaard/Ritzau Scanpix

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Kinder sollen häufiger risikobetont spielen können, ohne dass Erwachsene sich einmischen. Und das geht auf Abenteuerspielplätzen am besten, meint die Radikale Politikerin. Andere warnen davor, eine bestimmte Lösung zu favorisieren.

Weniger Aufsicht durch Erwachsene, dafür mehr Fantasie. Öfter mal einen blauen Fleck oder ein aufgeschürftes Knie, dafür Erforschung der Fähigkeiten des eigenen Körpers. Diese Ziele will die Apenrader Folketingspolitikerin Lotte Rod (Rad. V.) fördern.

„Ich glaube, die Zeit ist reif, das risikobetonte Spielen zu fördern“, sagte sie während einer von ihr initiierten Debatte im Folketing.

Idee aus den 40ern

Rod hat auch einen konkreten Vorschlag, wie diese Form des Spielens gefördert werden kann: durch Bauspielplätze. Sie wurden in Dänemark bereits in den 40er Jahren unter dem Namen „Krempelspielplätze“ (skrammellegepladser) erfunden. Rod zitierte den Landschaftsarchitekten Carl Theodor Sørensen, der den ersten dieser Spielplätze entwarf.

„Er bietet den Kindern die Möglichkeit zu schaffen und zu formen. Sie können träumen und fantasieren und Träume und Fantasien Wirklichkeit werden lassen, zumindest eine Wirklichkeit, mit der das kindliche Gemüt zufrieden ist“, schrieb er.

Weniger Bauspielplätze

Die Radikale Politikerin ist der Überzeugung, dass dieses freie, risikobetonte Spielen wichtig ist, um dem steigenden Problem mit schlechtem Wohlbefinden unter Kindern entgegenzusteuern.

Mehr Bauspielplätze braucht das Land, meint Lotte Rod. Foto: Ida Marie Odgaard/Ritzau Scanpix

Seit das deutsche Fernsehen in den 70ern die Kinderserie „Krempoli – ein Platz für wilde Kinder“ ausstrahlte, ist die Anzahl dieser Bauspielplätze zurückgegangen. Die Spielplätze sind „zahmer“ geworden. Mehrere Sprecher meinten während der Debatte, die schärferen Sicherheitsregeln hätten zu dieser Entwicklung beigetragen.

Ministerin will keine Vorschriften machen

Kinder- und Unterrichtsministerin Pernille Rosenkrantz-Theil (Soz.) betonte ebenfalls die Bedeutung des fantasievollen, freien und risikobetonten Spielens. Sie erklärte sich bereit, die Debatte anzustoßen und auch zu untersuchen, ob Regeln solches Spielen verhindern würden. Sie warnte jedoch davor, vom Folketing aus bestimmte Formen des freien Spielens anzuordnen.

Ihrer Ansicht nach würde die steigende Anzahl der Wald- und Naturkindergärten ebenfalls den Kindern diese Entfaltungsmöglichkeiten bieten. Man solle es den Kommunen und vor allem den pädagogischen Fachleuten und dem Personal überlassen zu definieren, wie man die Fantasie und das Ausloten der körperlichen Möglichkeiten und Grenzen am besten fördern könne.

Spiele als zweitrangig eingestuft

Die Ministerin gab jedoch Rod darin recht, dass es vor allem für Schulkinder an solchen Möglichkeiten fehle, nachdem die Freizeitheime von Schulfreizeitordnungen (SFO) abgelöst worden sind.

Der Sprecher der Einheitsliste, Jakob Sølvhøj, meinte, man habe das Spielen dem Lernen untergeordnet. Das habe insbesondere die Freizeitpädagogik betroffen.

„Schaute man sich die ministeriellen Publikationen einer bestimmten Periode an, war es so gut wie unmöglich, das Wort Spielen zu finden. Und wenn es endlich vorkam, dann nur in dem Zusammenhang, dass die Kinder irgendetwas beim Spielen lernen sollten“, meinte er, sah jedoch das Pendel wieder in die andere Richtung schwingen.

Rolle der Eltern

Die Debatte war geprägt von Anekdoten aus der Kindheit der Sprecherinnen und Sprecher, so auch bei Anni Matthiesen (Venstre), die von den vielen Tieren berichtete, die sie gehabt hat. Sie sprach auch die Rolle der Eltern an.

„Es ist wichtig, dass man als Erwachsener nicht das freie Spielen der Kinder kaputt macht“, sagte sie.

Am Ende entschied eine breite Mehrheit der Parteien, man wolle die Möglichkeit des risikobetonten Spielens in Institutionen, Schulen und auf Spielplätzen fördern, dabei jedoch die Autonomie der Kommunen und Institutionen respektieren.

Ob dadurch wieder mehr Krempolis entstehen werden, muss sich zeigen.

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Uffe Iwersen/ BDN-Kulturkonsulent
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