Kristian Jensen

Løkkes wenig geliebter Kronprinz

Løkkes wenig geliebter Kronprinz

Løkkes wenig geliebter Kronprinz

Peter Lassen
Peter Lassen Hauptredaktion
Kopenhagen
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Der dänische Finanzminister Kristian Jensen. Foto: Scanpix

Finanzminister Kristian Jensen hat es schwer, bei den Wählern anzukommen – und intern sitzen ihm Lars Løkke und Inger Støjberg im Nacken.

Finanzminister Kristian Jensen hat es schwer, bei den Wählern anzukommen – und intern sitzen ihm Lars Løkke und Inger Støjberg im Nacken.

Finanzminister Kristian Jensen ist Venstres Vize und damit offizieller Kronprinz, sofern der Schritt an die absolute Spitze nicht durch interne Schlachten verbaut werden sollte, wenn Parteiboss Lars Løkke Rasmussen mal von der Bühne abtritt. Das könnte durchaus bald sein, denn Beobachter meinen, dass der Staatsminister eine verlorene Wahl an der Spitze der Partei nicht überleben wird und damit als deren Staatsministerkandidat.
Jensen hätte sich beim internen Streit um die Macht 2014 schon fast gegen Løkke durchsetzen können. Aber bekanntlich zog Taktiker Løkke alle Register, überlebte und konnte sich im Juni vor zwei Jahren in den Stuhl des Regierungschefs setzen. Aber Kristian Jensen – mit einer starken Lobby im Rücken – sitzt ihm im Nacken.

Aktuell könnte ihm eigentlich nur die so beliebte und auch gehasste Integrationsministerin Inger Støjberg in den Weg zum Venstre-Thron in den Weg gestellt werden. Falls sie nicht über ihre aktuelle Affäre mit den Kinderbräuten fällt. Støjberg lag bei der letzten Folketingswahl im gemeinsamen Großkreis Westjütland klar vor ihrem Parteivize mit insgesamt 20.380 Stimmen gegenüber 17.728. Aber Jensen hat noch ein großes Problem. Sein Stern  bei den Wähler glänzt  auch auf Landesebene immer weniger. In einer Umfrage von Analyse Danmark geben die Wähler ihm aktuell nur die Note 4  – und das zweite Jahr infolge hat er verloren, zumal er 2015 noch auf 4,6 kam. Im letzten Jahr war es die Zensur 4,2.

Das politische Orakel Hans Engell meint gegenüber Avsien.dk, dass dies ein Tiefschlag für Venstres Kronprinz ist. Der Wechsel vom Außen- ins Finanzministerium im November letzten Jahres habe es für den 46-Jährigen nicht leichter gemacht, sein Ansehen aufzupolieren. Engell dazu: „Kristian Jensen hat zwei Ministerposten gehabt, die eine fantastische Plattformen waren und sind, um populär zu werden.  Es ist, als ob er eine Persönlichkeit ist, die nicht richtig ankommt. Er signalisiert richtig viel Herninger Dorfstraße und wirkt wie ein Technokrat. Er ist nicht der große Seller  in Kopenhagen.“

Dabei ist der Venstre-Vize aktuell immer mit positiven Neuigkeiten über eine vor Gesundheit strotzenden dänischen Ökonomie in den Medien. Trotzdem bekommt er nur die Zensur mittelmäßig. Wahlforscher und  Professor Kasper Møller Hansen von der Universität Kopenhagen denkt, dass die fallenden Zensuren für Jensen mit seinem Wechsel ins Finanzministerium zusammenhängen. Dort könne er nicht großzügig versprechen und verteilen, sondern müsse immer bremsen. Jensens Problem ist zudem, dass Løkke ihn in den Werten wieder einholt und auch in Venstre-Kreisen  klar vor ihm liegt.
Die ungekrönte Königin der größten Regierungspartei ist aber Inger Støjberg. In der allgemeinen Analyse liegt sie hinter dem konservativen Justizminister Søren Pape Poulsen auf Rang zwei der beliebtesten Minister.

Bei Venstre-Wählern ist Støjberg mit einer Note von 5,7 absolute Spitze, während Løkke da auf 5,5 kommt. Vize und Kronprinz Jensen wird mit einer Durchschnittsnote von 5,0 klar distanziert. Angesprochen darauf, ob sie in Sachen Nachfolge von Løkke Ansprüche stellt, meinte Inger Støjberg vor einiger Zeit, dass Kristian Jensen der natürliche Kandidat wäre…

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