Neujahrsansprache

Leitartikel: „Rosafarbener Lobgesang“

Leitartikel: „Rosafarbener Lobgesang“

Leitartikel: „Rosafarbener Lobgesang“

Kopenhagen
Zuletzt aktualisiert um:
Mette Frederiksen habe erstmalig Schwächen gezeigt, schreibt „Politiken“. Foto: Mads Claus Rasmussen/Ritzau Scanpix

Zu viele Wiederholungen und zu wenig Neues, so beurteilen die Chefredakteure der Zeitungen Mette Frederiksens Neujahrsansprache.

Es ist Staatsministerin Mette Frederiksen geschickt gelungen die Handhabung der Corona-Krise mit ihrer Erzählung vom sozialdemokratischen Wohlfahrtsstaat zu verknüpfen. So lautet der die Beurteilung ihrer Neujahrsansprache in den Leiterartikeln der Zeitungen.

In einem ausgesprochen sarkastischen Leitartikel schreibt der Chefredakteur von „Ekstra Bladet“, Poul Madsen, sie habe es mit dem Betonen des „wir“ übertrieben.

„Mette Frederiksen fuhr gestern in ihrer Rede an die Nation in der rosafarbenen Hurra-Überholspur: ein langer Feelgood-Lobgesang auf das ‚uns‘ und das ‚wir‘. Die Vögel zwitscherten in dem Text und die Sonne brach hervor. Wir haben in einer tapferen sozialdemokratischen Gemeinschaft einfach so viele Leben gerettet“, so Madsen.

„Mutter Dänemarks“

„BT“-Chefredakteur Michael Dyrby meint, Frederiksen habe bislang von der Handhabung der Corona-Krise profitiert.„Die Rolle als Mutter Dänemarks scheint ihr zu gefallen, doch sie birgt gleichzeitig den Keim für Probleme. Die Mutterrolle erweckt die falsche Illusion, alle in der dänischen Gesellschaft würden es lieben, wie Kinder behandelt zu werden. Dies ist jedoch nicht der Fall. Viele, ja die meisten, möchten als ebenbürtige Erwachsene behandelt werden, die die Möglichkeit haben, sich zu entfalten.“

Daher verweilte die Staatsministerin auch nicht bei der Kritik und den Fehlern der vergangenen Monate.

Mette Østergaard, Chefredakteurin „Berlingske“

In der bürgerlichen Zeitung „Berlingske“ lobt Chefredakteurin Mette Østergaard zunächst, dass Frederiksen die Verantwortung des Einzelnen betont hat. Doch würde sie dadurch auch davon ablenken, dass sie gerne Erfolge während der Corona-Krise gefeiert habe, Fehler jedoch nicht eingestehen wolle.

„Daher verweilte die Staatsministerin auch nicht bei der Kritik und den Fehlern der vergangenen Monate. Dies gilt für die massive Kritik während des Minkskandals, des Epidemiegesetzes und der Tatsache, dass die Folketingsparteien meinen, dass sie keine ausreichende Grundlage für ihre Beschlüsse geliefert bekommen“, meint Østergaard.

Politiken: Erste Schwächen

Chefredakteur Christian Jensen bemängelte in „Politiken“, Frederiksen habe vor allem bereits bekannte Phrasen wiederholt. Noch würde die Regierung zwar für ihre Erfolge von den Wählern belohnt, ohne für die Fehler bestraft zu werden.

„Das wird selbstverständlich nicht jenseits der akuten Phase der Pandemie andauern. In der Neujahrsansprache sahen wir zum ersten Mal die Schwächen davon, wenn man die Kunst der Wiederholung zur politischen Strategie macht. Mette Frederiksen wirkte plötzlich in sich gekehrt und persönlich wenig engagiert“, meint Jensen.

Mehr lesen