Postnord-Krise

„Die Lage ist katastrophal“

„Die Lage ist katastrophal“

„Die Lage ist katastrophal“

rk/Ritzau
Kopenhagen
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Briefkasten
Foto: Scanpix

Die dänische Post schreibt Milliarden-Verluste. Politiker auf Christiansborg zeigen sich besorgt. Am Ende sind wohl sie es, die Lösungen finden müssen.

Die dänische Post schreibt Milliarden-Verluste. Politiker auf Christiansborg zeigen sich besorgt. Am Ende sind wohl sie es, die Lösungen finden müssen.

Infolge der Krise beim dänisch-schwedischen Unternehmen Postnord haben mehrere Mitglieder des dänischen Parlaments ihre Besorgnis ausgedrückt. Der Sozialdemokrat Christian Rabjerg Madsen sprach von einer „ernsten Situation“. Henrik Brodersen von der Dänischen Volkspartei sagte: „Es sieht richtig schlimm aus.“ Und Karsten Hønge (Sozialistische Volkspartei) erklärte, die Lage sei „ganz einfach katastrophal“. 

Transportminisiter Ole Birk Olesen (Liberale Allianz) kündigte an, zeitnah ein Krisentreffen einzuberufen. Zwischenzeitlich hatte der schwedische Wirtschaftsminister Mikael Damberg (Sozialdemokraten) durchblicken lassen, dass er eine Trennung vom verlustreichen dänischen Teil des Unternehmen nicht ausschließt. 

Postnord gehört zu 60 Prozent dem schwedischen Staat und zu 40 Prozent Dänemark. Der aktuelle Geschäftsbericht weist einen Verlust von mehr als einer Milliarde Kronen aus. Während Postnord Schweden 647 Millionen Dänische Kronen Gewinn erzielte, machte Postnord Dänemark rund 1,5 Milliarden Kronen Verlust. 

Weitere Entlassungen

Vor einigen Tagen hatte Postnord Dänemark angekündigt, im laufenden Jahr 1.000 Stellen abzubauen. Auch nach 2017 will das Unternehmen weitere Mitarbeiter entlassen – so wie bereits in den vergangenen Jahren. Hauptproblem sei, dass die Dänen immer weniger Briefe verschicken; seit dem Jahr 2000 sei die Anzahl der Briefe um 90 Prozent gefallen, teilte das Unternehmen mit.

Die Rettung der dänischen Post sei vor allem eine politische Angelegenheit, sagt der Wirtschaftsprofessor Per Nikolaj Bukh von der Universität Aalborg. „Eigentlich ist die Aufgabe der Postleitung, doch realistisch gesehen liegt es auch in der Verantwortung der Politiker. Schließlich geht es um ihren Wunsch, in Dänemark ein Postwesen zu haben.“

Bei den Postbediensteten herrscht seit Jahren Niedergeschlagenheit. Viele glaubten nicht mehr daran, dass die Post eines Tages wieder auf Erfolgskurs komme, sagt der 3F-Gewerkschaftler Lars Chemnitz. „In den vergangenen fünf, sechs Jahren sind immer weniger Briefe verschickt worden und seitdem gab es eine Reform nach der anderen." Die Mitarbeiter seien müde, immer mehr Entlassungen erleben zu müssen. „Es geht einfach schon zu lange bergab.“

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