Wahlkampf

Kritik: Lohninitiative der Sozialdemokraten geht gegen dänisches Arbeitsmarktmodell

Kritik an der Lohninitiative der Sozialdemokraten

Kritik an der Lohninitiative der Sozialdemokraten

Ritzau/nb
Kopenhagen
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Regierungschefin Mette Frederiksen (Soz.) stellte am Donnerstagvormittag gemeinsam mit Beschäftigungsminister Peter Hummelgaard (Soz., links), Gesundheitsminister Magnus Heunicke (Soz., rechts) und Finanzminister Nicolai Wammen (Soz., zweiter von rechts) eine Initiative für bessere Lohn- und Beschäftigungsverhältnisse vor. Foto: Mads Claus Rasmussen/Ritzau Scanpix

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Die Wirtschaftsverbände kritisieren den Vorschlag der Sozialdemokraten, Angestellten im Pflegebereich mehr Lohn zahlen zu wollen. Bei der Gewerkschaft FH wird die Initiative zwar grundsätzlich begrüßt, allerdings pocht auch sie auf die Autonomie der Arbeitsmarktparteien.

Der Vorschlag der Regierung für bessere Lohn- und Arbeitsbedingungen für Angestellte im öffentlichen Dienst innerhalb des Pflegebereichs steht in Konflikt mit dem dänischen Arbeitsmarktmodell.

Dieser Auffassung sind die beiden Wirtschaftsverbände Dansk Industri (DI) und Dansk Erhverv.

„Jetzt müssen wir erst einmal den kompletten Vorschlag sehen, aber wir kommen kaum umhin, dass er gegen das dänische Modell verstößt, und das ist prinzipiell problematisch“, sagt der Direktor von Dansk Erhverv, Brian Mikkelsen.

Konkurrenzfähigkeit in Gefahr

Bereits der Gedanke, Geld für eine Verbesserung der Lohn- und Arbeitsbedingungen vorzusehen, würde zu weit gehen, meinen die beiden Wirtschaftsverbände. Und das gelte nach Auffassung von Lars Sandahl Sørensen, Direktor von Dansk Industri, grundsätzlich, wenn Parteien im Wahlkampf Lohnerhöhungen oder Zuschläge für die Aufrechterhaltung eines Arbeitsverhältnisses für Angestellte im öffentlichen Dienst vorsehen.

Einer der Gründe, weshalb wir ein gut funktionierendes Arbeitsmarktmodell haben, ist, dass sich Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter über die Arbeitsbedingungen verständigen. 

Lars Sandahl Sørensen, Direktor von Dansk Industri

„Einer der Gründe, weshalb wir ein gut funktionierendes Arbeitsmarktmodell haben, ist, dass sich Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter über die Arbeitsbedingungen verständigen. Wenn es hingegen ein politisch dominierter Prozess wird, geht es um die Wählergunst. Und dann bin ich mir sicher, dass wir unsere Konkurrenzfähigkeit einbüßen, denn dann endet das in einer Politik des sich Überbietens“, sagt Lars Sandahl Sørensen. Er erkennt zugleich an, dass es einen großen Mangel an Arbeitskräften gibt.

Auch Gewerkschaft betont Autonomie der Arbeitsmarktparteien

Die Gewerkschaft FH hingegen, die 1,3 Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer vertritt, bezeichnet den Vorschlag der Regierung als „wichtig“.

„Es ist gut, dass die Regierungschefin es ernst nimmt, dass es schwierig ist, offene Stellen zu besetzen, sodass der öffentliche Sektor funktioniert“, so die Vorsitzende Lizette Risgaard. „Aber es sind natürlich die Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter, die in der Frage der Lohn und Arbeitsbedingungen letztendlich eine konkrete Lösung aushandeln müssen. Und eine solche Lösung muss im Ausgleich mit der Entwicklung auf dem privaten Arbeitsmarkt stehen“, sagt sie.

Grundsätzlich sind sich sowohl FH als auch die Wirtschaftsverbände einig darin, dass es erforderlich ist, auf die Ergebnisse der Arbeit eines Lohnstrukturkomitees zu warten, dass derzeit die Lohnverhältnisse im öffentlichen Dienst untersucht. Die Ergebnisse sollen bis 2023 vorliegen.

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