Umwelt und Natur

Mit „Energieinseln“ will Regierung Klimaziele erreichen

Mit „Energieinseln“ will Regierung Klimaziele erreichen

Mit „Energieinseln“ will Regierung Klimaziele erreichen

Kopenhagen
Zuletzt aktualisiert um:
(V. links) Klimaminister Dan Jørgensen, Finanzminister Nicolai Wammen und Umweltministerin Lea Wermelin (alle Sozialdemokraten). Foto: RITZAU Scanpix /Niels Chr. Vilmann

Der dänische Klimaminister Dan Jørgensen (Sozialdemokraten) stellt ersten Teil ihres Klima-Handlungsplans vor. Branchenverband Dansk Energi vermisst ein Gesamtkonzept der Regierung in Kopenhagen.

Die dänische Regierung hat am Mittwoch den ersten Teil eines lange erwarteten Klima-Handlungsplans vorgestellt, mit dem die mit breiter politischer Mehrheit Ende 2019 im dänischen Folketing vereinbarte Verminderung des Ausstoßes klimaschädlicher Gase um 70 Prozent bis 2030 verwirklicht werden soll.

Dänemark grüner Schrittmacher

Kernstück der vorgestellten Maßnahmen ist der Bau von zwei künstlichen Energieinseln. Vor einigen Jahren waren derartige Bauten für den Bereich der Nordsee als Teil einer internationalen Kooperation zur Umstellung auf erneuerbare Energiegewinnung vorgeschlagen worden.

Künstliche Insel bei Bornholm

Eine der neuen Energieinseln soll in der Nordsee gebaut werden, die zweite in der Ostsee in Nachbarschaft zu Bornholm. „Dänemark soll ein grüner Schrittmacher sein, deshalb halten wir an unseren ambitionierten Klimazielen fest, obwohl wir mitten in einer historischen Krise stehen“, so Klimaminister Dan Jørgensen. „Mit den beiden Energieinseln unternehmen wir einen ganz neuen Schritt im Rahmen des dänischen Windkraftmärchens.

Das niederländische Strominfrastruktur-Unternehmen Tennet hat Skizzen möglicher künstlicher Energieinseln in der Nordsee veröffentlicht. Foto: Tennet

 

Wir erhöhen die Menge des Meereswindstroms massiv und machen es möglich, grünen Strom in die Tanks von Lkw, Schiffen und Flugzeugen zu bringen“, so Jørgensen. Auf den beiden künstlichen Inseln sollen durch Meereswindkraftanlagen zunächst jeweils 2 Gigawatt Strom gewonnen werden. Die Stromgewinnung soll auf bis zu 10 Gigawatt erhöht werden können.

 

Mit Strom Wasserstoff gewinnen

Mit dem Strom soll auch klimafreundlicher Wasserstoff gewonnen werden, der fossile Treibstoffe ersetzen soll, z. B. Benzin, Diesel und Kerosin. Die künstliche Insel in der Nordsee soll mit der Stromversorgung auch der Niederlande verbunden werden. Im Rahmen des neuen Konzepts sind Vorhaben unter marktwirtschaftlichen Bedingungen vorgesehen, die möglichst ohne Subventionen auskommen sollen. Der Staat wird aber unter anderem weiter Versuchs-Windkraftanlagen fördern.

Aus für Erdgas- und Ölheizungen

Teil des neuen Konzeptes ist auch der Ausstieg der Wärmeversorgung Dänemarks über Erdgas- und Ölheizungen. Neben Konzepten mit Wärmepumpen soll dazu die Fernwärmeversorgung ausgebaut werden. Erdgas- und Öleinsatz sollen durch erhöhte Abgaben ausgebremst werden. Es sind auch Fördermittel für Neuanschluss an Fernwärmenetze geplant. Erleichtert werden soll die Nutzung von industrieller Abwärme durch Fernwärmegesellschaften.

Keine erhöhten Energiepreise

Die neuen Maßnahmen sollen für die Bürger keine erhöhten Energiepreise mit sich führen. Für die Beschaffung von Wärmepumpen werden bis zu 25.000 Kronen an Zuschüssen gezahlt. Genutzt werden soll auch Energie aus den Tiefen der Erde, die Geothermieversorgung soll konkurrenzfähig gemacht werden. Bei der Biomassenutzung soll künftig darauf geachtet werden, dass nur nachhaltig gewonnene Energieträger zum Einsatz kommen.

Baubranche zufrieden

Aus der Baubranche kommt Beifall für Förderungsmaßnahmen für die bessere Isolierung von Häusern und Wohnungen. Beim Branchenverband Dansk Energi begrüßt man die Stärkung der Windkraftnutzung. Es werden aber weitere Maßnahmen zur stärkeren Elektrifizierung der Energieversorgung verlangt.

So sollten auch Kleinverbraucher wie Pensionäre oder Singles von günstigeren Stromabgaben profitieren. Vermisst wird auch ein Konzept für den Transportsektor, der in Dänemark seit Jahren kaum weniger Kohlendioxid ausstößt und von zunehmendem Autoverkehr sowie zu wenig klimafreundlichem Bahnverkehr geprägt ist. 

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