Tag der Arbeit

Einheitsliste: Frederiksen hat „nicht zugehört“

Einheitsliste: Frederiksen hat „nicht zugehört“

Einheitsliste: Frederiksen hat „nicht zugehört“

cvt/Ritzau
Kopenhagen
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Mai Villadsen (Archivfoto) übte in ihrer Rede zum Tag der Arbeit Kritik an Regierungschefin Mette Frederiksen. Foto: Martin Sylvest/Ritzau Scanpix

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Die roten Parteien rufen zu Geschlossenheit und Geduld angesichts der Ukraine-Krise auf. Zugleich spart die sozialistische Einheitsliste nicht mit Kritik an der sozialdemokratischen Regierung. Es geht ums Gesundheitspersonal – und um „das Erbe der Partei“.

„Die Welt wird nie wieder dieselbe sein“, sagte Staatsministerin Mette Frederiksen (Soz.) in Ballerup. „Vieles ist nicht mehr so, wie es einmal war“, sagte SF-Chefin Pia Olsen Dyhr in Kastrup. Und „Wir leben in unruhigen Zeiten“, sagte Mai Villadsen, politische Vorsitzende der Einheitsliste in Skanderborg.

Es waren ausnahmslos ernste Worte, die die drei Parteivorsitzenden der sozialdemokratischen und sozialistischen Parteien im Folketing am Sonntag, dem Internationalen Tag der Arbeit, in ihren Reden im ganzen Land aussprachen.

Der Krieg in der Ukraine und seine Folgen war das zentrale Thema.

SF: Solidarität mit den Geflüchteten

Pia Olsen Dyhr appellierte an die Menschen in Dänemark, angesichts des Krieges und der Inflation Geduld zu haben.

„Mehr denn je in unserem Leben müssen wir Solidarität, Einigkeit und Verantwortung zeigen. Mit einander. Mit unserer Gesellschaft. Mit der Ukraine und den ukrainischen Flüchtlingen“, sagte sie.

„Und dann müssen wir Geduld aufbringen. Und vielleicht auch – und das ist für SFer schwierig – ab und zu ein wenig Zurückhaltung. Denn nicht alles ist so, wie es einmal war, oder so, wie wir es erhofft und erwartet haben“, so Olsen Dyhr.

Mette Frederiksen sprach am Sonntag unter anderem beim 1. Mai der Sozialdemokratie in Ballerup. Foto: Philip Davali/Ritzau Scanpix

Frederiksen: Wirtschaft stärken

Die Regierungschefin sagte, dass nicht alle in Dänemark von den steigenden Preisen „verschont“ werden können. Andererseits werde sie den Reformkurs der Regierung fortsetzen, sagte sie – ohne jedoch auf Details einzugehen.

„Reformen zur Stärkung der dänischen Wirtschaft. Mehr Menschen in Arbeit bringen. Damit wir auch in Zukunft eine Wirtschaft haben, die einer Krise standhalten kann“, sagt Mette Frederiksen.

Zur Außenpolitik sagte sie, dass die Menschen in Dänemark am 1. Juni für die Abschaffung des Verteidigungsvorbehalts stimmen sollten.

„Wenn unsere Werte angegriffen werden, reicht es nicht aus, wenn wir uns gegenseitig von der Bedeutung dieser Werte überzeugen. Wir müssen auch bereit sein, sie zu verteidigen“, so Frederiksen.

„Dänemark ist zu klein, um als einziges Land mit einem Verteidigungsvorbehalt dazustehen. Wir müssen uns engagieren und Verantwortung übernehmen. Wir müssen unsere Kräfte mit den Ländern bündeln, mit denen wir unsere Werte teilen. Mit den demokratischen Ländern in Europa, die wie wir an Freiheit und Unabhängigkeit glauben“, sagte sie in Ballerup.

Villadsen: Frederiksen hat „nicht zugehört“

Kritik gab es an Mette Frederiksen bei der Einheitsliste, zum Beispiel nach dem Streik der Krankenschwestern im vergangenen Jahr.

„Letztes Jahr habe ich an diesem Tag hier gestanden und über Lohngleichheit gesprochen. Und seitdem ist fast nichts mehr passiert. Obwohl Tausende gestreikt und geschrien haben, hast du nicht zugehört, sondern Ohren und Augen vor den Problemen verschlossen. Das ist nicht gut genug“, so Mai Villadsen.

„Gib uns die Hand drauf und versprich, zu handeln. Andernfalls gibst du das Erbe deiner Partei und des Maifeiertags auf. Andernfalls setzt du den Wohlfahrtsstaat der Zukunft aufs Spiel“, so die politische Sprecherin der Einheitsliste.

 

 

Der 1. Mai ist Tag der Arbeit

  • Der 1. Mai wurde 1889 auf dem Kongress der Sozialistischen Internationale in Paris als Internationaler Tag der Arbeit gegründet.
  • Die Idee war, einen „proletarischen freien Tag“ als Mittel zur Verwirklichung eines Achtstundentages zu nutzen.
  • Die Initiative entstand 1856 in Australien, wo der 21. April als arbeitsfreier Tag für Versammlungen und Feiern zugunsten eines kürzeren Arbeitstages festgelegt wurde.
  • Im Jahr 1886 folgten die amerikanischen Arbeiterinnen und Arbeiter diesem Beispiel und beschlossen, dass an einem bestimmten Tag, dem 1. Mai, die Arbeit ruhen sollte.
  • In Dänemark werden Veranstaltungen zum 1. Mai in der Regel von der Gewerkschaftsbewegung und den Parteiverbänden der linken Parteien organisiert.
  • Nachdem der Kampf für einen kürzeren Arbeitstag und andere Grundrechte gewonnen war, wurde der 1. Mai in Dänemark zunehmend zu einem eigenständigen politischen Feiertag.

Quellen: Den Store Danske Encyklopædi, www.1maj.info.

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