Sportpolitik

Dänischer Fußballverband fordert ein Sportministerium

Dänischer Fußballverband fordert ein Sportministerium

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cvt/Ritzau
Kopenhagen
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Mette Bock
Mette Bock Foto: Scanpix

Der dänische Fußballverband (DBU) fordert Regierungschef Lars Løkke Rasmussen (Venstre) dazu auf, erstmals in der Geschichte einen eigenen Sportminister zu ernennen. Dem Venstre-Fraktionssprecher Jakob Ellemann-Jensen gefällt die Idee. So könnte er vielleicht sein Idol anlocken, meint er...

Der dänische Fußballverband (DBU) fordert Regierungschef Lars Løkke Rasmussen (Venstre) dazu auf, erstmals in der Geschichte einen eigenen Sportminister zu ernennen. Dem Venstre-Fraktionssprecher Jakob Ellemann-Jensen gefällt die Idee.

Es sei nicht als Kritik an der für den Sportbereich zuständigen Ministerin Mette Bock (Liberale Allianz) zu verstehen, versichert der Vorstand der DBU in einem offenen Brief auf der Internetseite des Verbandes, wenn man ein Sportministerium fordere. Es gehe darum, den Sport höher zu priorisieren.

"Alle Vorschläge, die Michael Laudrup zurück nach Dänemark ziehen können, sehe ich grundlegend äußerst positiv", so die Reaktion von Jakob Ellemann-Jensen, der offenbar ein großer Fan des ehemaligen Fußball-Nationalspielers ist. Der Venstre-Fraktionssprecher schränkt aber sogleich ein: "Ich überlasse es beruhigt dem Staatsminister, auszuwählen, wer der Ministerriege angehören soll und wie sie aussehen soll." Von der DBU sei es doch zu erwarten, sich für die eigene Sache zu engagieren, der Wunsch nach einem eigenen Minister sei nur zu verständlich.

Jesper Møller und Bent Clausen, Vorsitzender und Vize-Vorsitzender der DBU, schreiben in ihrem Brief unter anderem, dass die Ernennung einer Ministerin für Senioren doch gezeigt habe, dass die Regierung eingesehen habe, wie sehr "ein Bereich größere Ergebnisse erzielen kann, wenn die Verantwortung an einer Stelle zentriert wird".

Bock hält die Idee für unausgereift

Kulturministerin Bock selbst hält von der Idee eines Sportministeriums nicht viel. Nicht, weil sie so einen Aufgabenbereich verlieren würde, sondern weil man heute im Sport "Zugang zu vielen Ministerien" habe. "Selbst wenn er im Kulturministerium verankert ist, hat man Zugang zum Gewerbeministerium, zum Beschäftigungsministerium, zum Integrationsministerium und zum Staatsminister", sagt sie. "Bekommen wir einen Minister, der die Verantwortung für den Sport hat, würde es nur ein Tor ins politische System geben", so Bock weiter.

Ex-Minister und Sportethiker gegen Ministerium

Uffe Elbæk von der Alternative, einst als Kulturminister für den Sport zuständig, meint ebenfalls nicht, dass Dänemark noch ein Ministerauto mehr braucht: "Das Kulturministerium umfasst Sport, Kultur und Medien. Im Alltag habe ich nicht erlebt, dass der Sport unterpriorisiert wurde. Der Sport hat sein eigenes Büro, die Notwendigkeit eines Sportministers sehe ich also nicht."

Auch Jens Sejer Andersen, der internationaler Direktor der Organisation Play The Game ist, die sich für Demokrtie und Transparenz im Sport einsetzt, sieht das so. "Das Entscheidende ist nicht, ob wir einen Sportminister haben. Das Entscheidende ist, ob eine Politik geführt wird, die mit ausreichenden finanziellen und personellen Ressourcen ausgestattet ist. Daran fehlt es heute sehr", sagt er. Kulturministerin Bock habe in dieser Richtung erfreuliche Aussagen getroffen, etwa, wenn sie härtere kollektive Strafen beim Doping vorschlägt.

Mit nur vier Mitarbeitern, die im Ministerium für den Sport zuständig seien, sei es "fast unmöglich", politische Entwicklungen voranzutreiben. Erst, so Andersen, brauche es eine umfassende sportpolitische Agenda – dann könne man über Ministerposten sprechen.

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