Bildung

Bericht: Volksschulreform hat Schüler nicht besser gemacht

Bericht: Volksschulreform hat Schüler nicht besser gemacht

Bericht: Volksschulreform hat Schüler nicht besser gemacht

cvt/Ritzau
Kopenhagen
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Die Leistungen an den dänischen Volksschulen haben sich durch die Reform nicht verbessert. Foto: Niels Christian Vilmann/Ritzau Scanpix

In mehreren Bereichen hat die große Reform von 2014 ihre Ziele verfehlt, zeigt eine umfassende Studie. Warum die Schulleiter der Sache dennoch Zeit geben wollen.

2014 sollte die große und heftig umstrittene Volksschulreform dafür sorgen, dass Dänemarks Schüler bessere Leistungen erzielen. Unter anderem wurde mehr Unterrichtszeit für die Fächer Dänisch und Mathematik angeordnet.

Heute, fast sechs Jahre später, gibt es keinerlei Anzeichen dafür, dass die Reform die Schüler besser gemacht hat. Zu diesem Schluss kommt zumindest die jüngste Evaluation der Schulreform-Elemente längere Schultage und mehr Fachunterricht, die das Nationale Forschungs- und Analysezentrum für Wohlfahrt, Vive, nun vorgelegt hat. Das berichten die beiden Tageszeitungen „Jyllands-Posten“ und „Politiken“.

Schwache Schüler werden nicht besser

„Wir sehen die eindeutige Tendenz, dass die Reform einige Schülergruppen mehr befördert als andere“, sagt Vibeke Myrup Jensen, eine der Autorinnen des Berichts, zu „Politiken“. „Ein großes Ziel der Reform war ja gerade, dass die Schüler von unten verbessert werden sollten“, so Jensen.

Der Bericht zeigt auch, dass weniger als die Hälfte der Schulen schon weit damit gekommen ist, die Reform umzusetzen, an einigen Schulen ist diese Arbeit komplett zum Stillstand gekommen.

Dass mehr Bewegung für die Schüler eingeführt wurde, habe ihre schulischen Leistungen ebenfalls nicht verbessert. Allerdings könne dieses Element der Reform das Wohlbefinden der Schüler verbessern, heißt es in dem Bericht.

Volkssozialisten bereuen Reform

Die Volksschulreform ist 2013 von der damaligen Mitte-Links-Regierung gemeinsam mit Venstre, der Dänischen Volkspartei und den Konservativen beschlossen worden. Die heutige Unterrichtsministerin Pernille Rosenkrantz-Theil (Soz.) hat damals für die Reform gestimmt – und sie bedauert ihre damalige Entscheidung nicht, sagt sie.

In „Jyllands-Posten“ nennt sie es jedoch „eine riesige Katastrophe“, dass die schwächste Gruppe nicht verbessert wurde, was das primäre Ziel der Reform war.

„Wir müssen Vollgas voraus geben, da, wo wir meinen, dass die Schulen in die richtige Richtung gehen“, sagt sie.

Der Bericht kommt denn auch zu dem Schluss, dass eine Schulreform ihre endgültige Wirkung erst im Zeitraum von 5 bis 15 Jahren zeigt.

Für die Volkssozialisten kein Grund, noch zu warten. Sie haben damals als Regierungspartei für die Reform gestimmt – und bereuen dies nun. Es gehe um „die Qualität des Unterrichts, nicht darum, die Kinder so lange wie möglich in der Schule zu halten, bis sie erschöpft sind“, sagt Fraktionssprecher Jacob Mark. „Wir brauchen stattdessen mehr Vorbereitungszeit und mehr Ausgebildete“, sagt er.

Liberale Parteien wollen mehr Freiheiten für die Lehrer

Auch die sozialliberale Radikale Venstre, die ebenfalls als Regierungspartei mitverantwortlich war, kritisiert die Reform heute. Die schulpolitische Sprecherin der Partei, Marianne Jelved, will die Reform, deren Ergebnisse sie „fast einen Skandal“ nennt, dennoch nicht kippen. „Das Hauptproblem ist, dass die Lehrer nicht in die Planung ihrer Schularbeit einbezogen werden, und so kommt auch keine ordentliche Arbeit zustande. Es braucht mehr Lehrer“, sagt sie.

Ellen Trane Nørby, unterrichtspolitische Sprecherin der rechtsliberalen Venstre, bereut die Reform nicht, will den Schulen aber mehr Ruhe und Freiheiten einräumen. Lehrer, Eltern und Schüler sollten mehr einbezogen werden.

Schulleiter: Mehr Zeit und Ruhe

Die Schulleiter sehen derweil keinen Grund, die Alarmglocken zu läuten. Man brauche einfach etwas mehr Zeit, heißt es aus dem Schulleiterverband.

„Wenn wir sehen, wie viel wir in relativ kurzer Zeit umsetzen sollten, dann finde ich eigentlich, dass es ganz gut ist, dass wir an einem Punkt sind, wo alles ganz stabil aussieht“, sagt die Vize-Chefin des Verbandes, Dorte Andreas.

Die Schulleiter, Lehrer und Pädagogen hätten große Arbeit geleistet, aber „wir brauchen ganz einfach etwas mehr Zeit“. Dann könne man ganz in Ruhe beurteilen, wo eventuell noch nachgebessert werden müsse.

Lehrer: Es geht um die Kinder, die heute zur Schule gehen

Die Lehrer sind da nicht ganz so entspannt. Anders Bondo Christensen, Vorsitzender der Lehrergewerkschaft Danmarks Lærerforening, sieht das Zwischenergebnis als Anlass, innezuhalten und grundlegende Fragen zu klären.

„Es gibt keinerlei Grund, den Schülern furchtbar viele Stunden zu geben, wenn da keine Qualität hintersteckt“, sagt er. Und damit dürfe man nicht warten, denn „es geht auch um die Kinder, die heute zur Schule gehen. Deren Schulbesuch kann in 10, 15 Jahren nicht mehr verändert werden. Wir müssen jetzt für eine gute Schule sorgen“, so Christensen.


Die Untersuchung beruht auf Antworten von etwa 10.800 Lehrern, 2.300 Pädagogen und 1.500 Schulleitern sowie auf Daten von mehr als 400.000 Schülern.


 

 

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