Politik

Behörde nimmt Nordschleswigs deutsche Ortsnamen ins Programm

Deutsche Ortsnamen im Programm dänischer Behörden

Deutsche Ortsnamen im Programm dänischer Behörden

Apenrade/Kopenhagen
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Ein deutscher Name in Ortstafeln war in Nordschleswig teilweise ein heißes Eisen in der Kommunalpolitik. Foto: Ute Levisen

Die „Styrelsen for Dataforsyning og Effektivisering“ hat ihr Verzeichnis dänischer Ortsnamen ergänzt. Sekretariatschef Harro Hallmann: Das ist eine schöne Geburtstagsgabe im Jahr des Grenzjubiläums.

„Das ist eine schöne Geburtstagsgabe für die deutsche Minderheit im Jahr des Grenzjubiläums.“ Mit diesen Worten kommentiert der Leiter des Sekretariats der deutschen Minderheit in Kopenhagen, Harro Hallmann, die Nachricht aus der staatlichen dänischen Behörde „Styrelsen for Dataforsyning og Effektivisering“ (SDFE) , dass sie 100 Jahre nach der Festlegung der deutsch-dänischen Grenze 1920 und der Entstehung der deutschen Minderheit in Nordschleswig ihr Verzeichnis der dänischen Städtenamen um eine Auflistung deutscher Ortsnamen in Nordschleswig ergänzt hat.

Deutsche Formen der Ortsnamen

In ihrem Newsletter berichtet die Behörde, die im Internet unter der Adresse sdfe.dk zu finden ist, über Neuigkeiten aus dem Bereich des dänischen Ortsnamenverzeichnisses, das von Behörden ebenso wie den Bürgern genutzt werden kann. Es werden gelöschte und neue Namen ebenso erwähnt wie die Neuigkeit, die besonders in Nordschleswig mit deutsch-dänischer Vergangenheit auf Interesse stoßen dürfte. „Sønderjyske navne har fået tyske former“ ist die Nachricht über das neue Verzeichnis getitelt, das sicher auch bei historisch Interessierten und Familienforschern im Bereich Nordschleswig auf Interesse stoßen wird. Im Text heißt es: „2020 ist das Jahr, in dem Dänemark die Wiedervereinigung eines Teils von Nordschleswig (Sønderjylland) mit Dänemark vor 100 Jahren nach einer Abstimmung nördlich und südlich der heutigen Grenze feiert.“

Empfehlung internationler Organisationen befolgt

Wie von einer Expertengruppe der Vereinten Nationen (UN) für Städtenamen und vom Europarat empfohlen, gibt das Register dänischer Ortsnamen (Danske Stednavne) künftig Raum für Namensformen sprachlicher Minderheiten. In Dänemark haben wir eine sprachliche und kulturelle deutsche Minderheit in Nordschleswig. Und die SDFE hat anlässlich des 100. Jahrestages nun eine Reihe deutscher Namen nordschleswigscher Orte und Gebiete als Varianten dänischer Formen wie beispielsweise Hadersleben, Röm und Düppel aufgenommen. Diese sind auffindbar im „Geosearch“-Dienst der Behörde für Kartenmaterial (Kortforsyningen) unter sdfekort.dk.

Harro Hallmann berichtet, dass das Deutsche Generalsekretariat in Apenrade die Behörde bei der Zusammenstellung der 43 größere Städte, aber auch kleinere Dörfer umfassenden Ortsliste, behilflich gewesen ist. Von Hoyer (Højer) im Westen bis nach Norburg (Nordborg) ganz im Osten, und von Christiansfeld im Norden an der ehemaligen deutsch-dänischen Grenze bis nach Pattburg (Padborg) weit im Süden an der heutigen Grenze reicht das Verzeichnis.

Historische deutsche Namen

Nicht unterschlagen werden bedeutungsvolle Orte wie der Knivsberg (Knivsbjerg) und das Frösleelager (Frøslevlager). Auch die Inseln Röm (Rømø) und Alsen (Als) sind berücksichtigt und unterstreichen die sprachliche Vielfalt im deutsch-dänischem Grenzland, die es bereits Jahrhunderte vor den kriegerischen Auseinandersetzungen mit Grenzverschiebungen im 19. Jahrhundert gab und Schleswig von Kopenhagen aus der Deutschen Kanzlei (Tyske Kancelli) mit deutscher Verwaltungssprache unterstand. Die Initiative der Behörde für das Verzeichnis deutscher Ortsnamen steht nicht in Beziehung zur andauernden Debatte über die Aufstellung deutscher Ortsschilder in Nordschleswig.

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