Erst nach seiner Abwahl als Staatsminister ist es dem Arbeitersohn aus Esbjerg und früheren Chef der Sozialdemokraten Europas (von 2004 bis 2011) gelungen, in  gewisser Weise in die Rolle des Staatsmannes zu schlüpfen. Poul Nyrup Rasmussen, der am Freitag 75 Jahre wird, hat sich nach seiner aktiven politischen Karriere insbesondere einen Namen gemacht in seinem Kampf gegen gierige Hedgefonds – und durch seinen großen und anhaltenden Einsatz für bessere Bedingungen für psychisch kranke Menschen.

Nyrup, dessen Tochter 1993 Selbstmord beging nach langwierigem psychischen Leiden, hat durch jahrelangen Einsatz dies auch heute brandaktuelle Thema auf die Tagesordnung gesetzt und spruchreif gemacht. Weniger staatsmännisch waren dann seine altmeisterlichen Kommentare im Zuge der aktuellen Politik. Insbesondere die erste Staatsministerin und Parteikollegin Helle Thorning-Schmidt hatte mit Nyrup ihre Probleme.

Durch parteiinterne Probleme kam der 75-Jährige selbst an die Macht, als er  den leuchtenden Stern der Genossen, Send Auken, auch mithilfe der Radikalen Venstre absägte und 1992 für zehn Jahre  Parteichef und 1993 dann Staatsminister wurde. Im November 2001 musste er sich seinem Namensvetter, Venstres Anders Fogh Rasmussen, geschlagen geben.

„Dansk Folkeparti wird nie stubenrein!“

Der ehemalige LO–Ökonom saß von 1988 bis 2004 im Folketing  – und wechselte dann für fünf Jahre ins EU-Parlament mit einer Rekordstimmenzahl von knapp 408.000 persönlichen Stimmen. In zweiter Ehe ist der Abgänger der Staatsschule in Esbjerg (Jahrgang 1962) seit 1994 mit der früheren radikalen Ministerin und dem ehemaligen EU-Parlamentsmitglied  Lone Dybkjær verheiratet. Nyrup ist stolz darauf, dass seine vier Regierungen die Arbeitslosigkeit kräftig reduzieren konnten.

Bekannt ist er aber  immer noch für einen Spruch, den er nicht bereut hat: „Dansk Folkeparti wird nie stubenrein!“ Er räumt aber auch ein, dass die Realpolitik – auch bei den Genossen – heute anders aussieht.