Verlorenes Vertrauen

Gewerkschaftsboss tritt wegen Doppellebens zurück

Gewerkschaftsboss tritt wegen Doppellebens zurück

Gewerkschaftsboss tritt wegen Doppellebens zurück

Kopenhagen
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Der Hauptvorstand von 3F hat das Vertrauen in Per Christensen verloren. Foto: Niels Christian Vilmann/Ritzau Scanpix

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Der Vorsitzende der Gewerkschaft 3F, Per Christensen, gibt sein Amt ab. Er hatte sich in Lügen verstrickt, um zu verbergen, dass er jahrelang zu zwei Frauen gleichzeitig eine feste Beziehung hatte.

Am Freitag noch beteuerte der Vorsitzende der Gewerkschaft 3F, Per Christensen, sein Privatleben habe keinen Einfluss auf seine Arbeit gehabt. Am Dienstagvormittag musste er nach einer Krisensitzung des Hauptvorstandes zurücktreten.

Freitag berichtete „BT“, Christensen habe über Jahre hinweg mit zwei Frauen zusammengelebt, ohne dass diese von der jeweils anderen wussten. Dies ist nicht nur einmal geschehen, sondern zweimal in Folge. Beim ersten Mal dauerte das Doppelleben sechs Jahre bis 2014. Beim zweiten Mal zwei Jahre bis 2020. Drei der vier Frauen haben davon berichtet.

Lügengebäude

Über die Jahre hat er auch eine Beziehung zu den Kindern, Familien und Bekannten der jeweiligen Partnerinnen aufgebaut. Um seine Spuren zu verbergen, erfand er wichtige Verhandlungen, Teilnahme an Konferenzen und Treffen mit Ministern. Sogar ein fiktiver vom Selbstmord bedrohter Verwandter musste als Alibi herhalten.

Eine Zeit lang hat er in einer Wohnung gelebt, die einer Gewerkschaftsstiftung gehört und „notleidenden Chauffeuren“ zur Verfügung gestellt werden soll. Er soll sie laut „BT“ genutzt haben, um der einen Frau vorzugaukeln, er sei geschieden.

Gewerkschaftsanwalt eingeschaltet

Auch der feste Anwalt von 3F soll in dem Fall eine Rolle spielen. Laut „BT“ hat er vor sieben Jahren die eine der Frauen angerufen, um sie davon anzubringen, mit dem Doppelleben des Vorsitzenden an die Öffentlichkeit zu treten.

Noch bevor „BT“ den Artikel publizierte, veröffentlichte Christensen einen langen Beitrag auf Facebook, in dem er versicherte, sein Privatleben haben keinen Einfluss auf seine Funktion als Gewerkschaftsvorsitzender gehabt. Auch die zweite Vorsitzende von 3F, Tina Christensen, stellte sich zunächst auf den Standpunkt, sein Privatleben sei kein öffentliches Anliegen.

Späte Einsicht

Nach der Krisensitzung im Hauptvorstand am Dienstag klang das dann anders.

„Vielleicht war es einmal so, dass man als prominente Persönlichkeit Privatleben und Arbeitsleben trennen konnte. Das kann man in einem Fall wie dem aktuellen nicht. Das haben sowohl wir als auch Per eingesehen. Daher gibt er nun im gegenseitigen Einvernehmen das Amt ab“, so Tina Christensen.

Laut „BT“ soll eine deutliche Mehrheit des Hauptvorstandes darauf bestanden haben, dass der Vorsitzende zurücktritt.

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