Leitartikel

„Eine Stimme für die Tiere“

Eine Stimme für die Tiere

Eine Stimme für die Tiere

Nordschleswig/Kopenhagen
Zuletzt aktualisiert um:

Mit der Veganerpartei könnten 14 Parteien bei der nächsten Folketingswahl in Dänemark kandidieren. Die Veganer steuern im Kampf um einen Platz auf Christiansborg direkt auf eine Konfrontation mit den Alternativen zu, meint Chefredakteur Gwyn Nissen.

13 Parteien standen bei der Folketingswahl 2019 auf dem Stimmzettel. Doch wer das unübersichtlich fand, kann sich jetzt schon darauf vorbereiten, dass es bei der nächsten Wahl zum dänischen  Parlament sogar 14 Parteien sein könnten.

Die 2018 gegründete Veganerpartei (Veganerpartiet) hat bereits 87 Prozent der geforderten 20.000 Wählererklärungen gesammelt, die nötig sind, um zur Folketingswahl zu kandidieren.

Die Kandidatur kommt nicht überraschend, ist es in Dänemark doch üblich, dass neue Parteien immer wieder versuchen, eine eigene Nische zu finden. Und schließlich ist auch der Veganismus am Wachsen – klar, dass also eine Veganerpartei entstehen musste.

Die Partei der Alternativen hat die vergangenen Jahre versucht, diesen Platz im Folketing auszufüllen, doch für die Veganer ist die Politik der Alternativen nicht konsequent und weitreichend genug.

Bei den Alternativen steht immer noch der Mensch im Zentrum und nicht wie bei den Veganern das Ökosystem, in dem die Menschen nur einen Teil ausmachen. Die Veganerpartei will der Tierwelt eine weitaus markantere Stimme geben, als zum Beispiel die Alternativen oder die Dänische Volkspartei es versucht haben.

Die Veganer könnten sich keinen besseren Zeitpunkt aussuchen, um stimmberechtigt zu werden, als in diesen Monaten, in denen sich die Alternative in einer existenziellen Krise befindet.

Die Gefahr besteht darin, dass sich die beiden Parteien bei der nächsten Folketingswahl die Stimmen gegenseitig wegnehmen, und dass keine der beiden Parteien ins Folketing einzieht. Dies ist eher wahrscheinlich, als dass es beide ins Parlament schaffen.

Die Herausforderung für die Veganer wiederum ist, dass sie vielleicht drei Jahre bis zur nächsten Folketingswahl warten müssen und so lange nebenher laufen müssen. Die Frage ist, wie sie diese Situation meistern.

Die Veganerpartei möchte den Fleischverzehr nicht verbieten, aber ihr Ziel ist unmissverständlich, nämlich die Abschaffung der Landwirtschaft und der Tierhaltung. Das macht die Partei vor allem zu einer Großstadtpartei, die auf dem Lande auf wenig Sympathien stoßen wird.

Auch das öffentliche Auftreten der Veganer wird Einfluss auf die Möglichkeiten bei der nächsten Folketingswahl haben. Die Veganer-Bewegung – darunter auch Parteimitglieder und -gründer – ist bisher vor allem durch aggressive Aktionen aufgefallen. Na ja, und dann haben sie die kleine Meerjungfrau in Kopenhagen auch mit einer Schweine-Maske versehen.

Inzwischen scheinen die Veganer mit ihrer neuen Partei einen neuen Kurs eingeschlagen zu haben: Dialog und Demokratie sollen den Weg ins Folketing ebnen – ein schlauer, taktischer Schachzug.

Ob dies gemeinsam mit dem neuen Trend reicht, um ins Folketing einzuziehen, oder ob die Veganerpartei das gleiche Schicksal ereilt wie die Rentnerpartei (Pensionistpartiet) oder Die Grünen (De Grønne), die es heute nicht mehr gibt, werden wir erst in einigen Jahren wissen.

Eines ist aber jetzt schon sicher: Die Tiere haben eine Stimme bekommen, und wir werden diese Stimme in den kommenden Jahren deutlich hören.

Mehr lesen

Leserbrief

Meinung
Allan Søgaard-Andersen
„Tomme borgerlige klimaløfter!“