Leitartikel

„Hoffen auf die Impfstoffe“

Hoffen auf die Impfstoffe

Hoffen auf die Impfstoffe

Kopenhagen
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Wenn die ersten Menschen in Dänemark voraussichtlich demnächst geimpft werden, wird dies Hoffnung in einer schwierigen Zeit machen. Die Regierung könnte diese Hoffnung fördern, indem sie eine Lockerung der Maßnahmen ankündigt, sobald die Risikogruppen geimpft worden sind, meint Walter Turnowsky.

Die 90-jährige Margaret Keenan war die Erste, die am Dienstag in Großbritannien gegen Corona geimpft wurde. Die britischen Behörden hatten im Eilverfahren den Impfstoff von Pfizer/Biontech anerkannt.

In der EU und damit auch in Dänemark wird es voraussichtlich noch ein paar Wochen dauern.

Damit gibt es einen wichtigen und entscheidenden Hoffnungsschimmer in einer Zeit mit Shutdowns in Teilen von Dänemarks und Diskussionen über einen „Jahreswechsel-Lockdown“ in Deutschland. 

Weder hier noch dort ist der Anstieg der Infektionszahlen gebrochen worden. Und auch wenn es in Nordschleswig derzeit besser aussieht, haben wir wiederholt während der Epidemie erlebt, wie schnell es wieder in die falsche Richtung gehen kann. 

Es erwartet uns also wohl noch ein langer und schwieriger Winter. Da wird es leichter, durchzukommen, wenn wir sehen, dass nun die Impfungen anlaufen.

Dabei ist es durchaus sinnvoll, dass die EU sich etwas mehr Zeit mit der Anerkennung lässt als die Briten. Nicht nur um sicherzustellen, dass keine unangenehmen Nebenwirkungen auftreten, sondern auch um das Vertrauen der Bevölkerung in den Impfstoff zu fördern. Denn dieses Vertrauen wird entscheidend werden.

Hier ist auch ganz zentral, dass die Regierung und die Behörden betonen, dass eine Impfung vollständig freiwillig sein soll. Auch kein indirekter Zwang durch den Arbeitgeber oder durch Einreiseregeln soll ausgeübt werden.

Mögen Behörden und Regierung sicherstellen, dass dies dann auch so wird. Denn auch nur die geringste Andeutung von Druck wird bei einigen Menschen eine Gegenreaktion auslösen. Wenn man von sich aus schon einer Impfung gegenüber skeptisch ist, dann wird man kaum auf Argumente hören, wenn man sich Zwang ausgesetzt fühlt. 

Zum Glück ist es in Dänemark nur eine relativ kleine Minderheit, die sich nicht impfen lassen möchte. Nach einer Umfrage, die Megafon für „Politiken“ und „TV2“ durchgeführt hat, wollen sich acht von zehn Dänen impfen lassen. Das müsste reichen. Nach Einschätzung von Virologen erreichen wir eine Herdenimmunität, wenn 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung Antistoffe gebildet haben, entweder durch eine Impfung oder eine Ansteckung. 

Daher sollten auch wir nicht jene kritisieren, die sich nicht impfen lassen möchten oder erst einmal abwarten wollen. Dies muss der Entscheidung jedes Einzelnen überlassen bleiben. Denn, wie gesagt, wird Druck hier eher das Gegenteil des Gewünschten auslösen.

Zunächst sollen Risikogruppen, also Senioren und Menschen mit chronischen Krankheiten geimpft werden. Auch dem Personal im Gesundheits- und Pflegebereich wird mit als Ersten die Impfung angeboten. Das sind ungefähr eineinhalb Millionen Personen.

Die Regierung und die Behörden sollten genau überlegen, ob nicht die Corona-Maßnahmen bereits weitgehend zurückgefahren werden können, wenn diese eineinhalb Millionen geimpft worden sind. Schließlich ist es ja Hauptziel der gesamten Corona-Strategie, genau diese Risikogruppen zu schützen.

Denn auch wenn das Virus für Personen außerhalb der Risikogruppen eine unangenehme Bekanntschaft sein kann, so ist zu hinterfragen, ob die menschlichen wie wirtschaftlichen Kosten von strikten Maßnahmen weiterhin vertretbar sind.

Sinnvoll wäre auch, wenn die Regierung dies möglichst bald ankündigen würde. Dann wäre es leichter für uns, jetzt die nächste Zeit durchzuhalten. Denn darum geht es jetzt, dass wir trotz Frusts und Corona-Ermüdung angesichts der steigenden Zahlen die Regeln und Empfehlungen möglichst genau befolgen.

Leider gibt es wenig Anzeichen, dass die Regierung vorläufig eine solche Lockerung ankündigen wird. 

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